Medizinische Versorgung Arzt in Grafschaft hilft bei Notfällen ehrenamtlich mit

GRAFSCHAFT · Keine Spur von Ruhestand: Der Mediziner Rainer Böhm kümmert sich seit zwei Jahren ehrenamtlich um medizinische Notfälle und unzureichend versorgte Patientinnen und Patienten in der Gemeinde Grafschaft.

 Von wegen Ruhestand: Mediziner Rainer Böhm in seinem Büro im Grafschafter Rathaus.

Von wegen Ruhestand: Mediziner Rainer Böhm in seinem Büro im Grafschafter Rathaus.

Foto: Gemeinde Grafschaft

Arzt im Ruhestand? Sicherlich keine Bezeichnung, die auf Rainer Böhm zutrifft. Seit knapp zwei Jahren kümmert er sich ehrenamtlich um medizinische Notfälle und unzureichend vorsorgte Patientinnen und Patienten in der Gemeinde Grafschaft. Waren es im Ursprung Flüchtlinge und Asylanten, die als erste Anlaufstelle in die Praxis im Keller des Rathauses kamen, konzentriert sich Böhm aktuell auch im Rahmen des von der Caritas geleiteten Projektes „Älterwerden in der Grafschaft“ auf hilfsbedürftige Seniorinnen und Senioren.

Böhm leitet seine Patienten als fachkundiger Lotse nach Untersuchung und Erstversorgung an entsprechende Fachkollegen weiter. In der Regel greift er dann auch selber zum Hörer, um dringliche Termine bei den Kollegen selber zu vereinbaren. Mit zweckmäßiger Einrichtung ist die kleine Praxis für eine medizinische Erstversorgung ausgestattet.

Mit Bildern seines Hundes auf der Fensterbank und einem kleinen Kreuz an der Wand verleiht Böhm dem Raum seine persönliche Note. Akzeptanz und Vertrauen verschafft sich der Mediziner, dessen Markenzeichen die lackierten Fingernägel sind, durch seine ruhige, freundliche und humorige Art. Schnell merken die Patienten in der Praxis, dass dort alles ganz unkompliziert zugeht. Der rührige Arzt ist nämlich auch seine eigene Sprechstundenhilfe. Standesdünkel – komplette Fehlanzeige bei dem 73-Jährigen, der ganz selbstverständlich das Inventar und die Krankenakten selber verwaltet.

Bereits 100 Hausbesuche im Ort gemacht

Auch die sprachliche Verständigung läuft unproblematisch. Ein visuelles deutsch-arabisches Wörterbuch mit medizinischen Abbildungen sowie bei Bedarf eine Mitarbeiterin des Rathauses unterstützen bei notwendigen Erklärungen. Häufigste Beschwerden sind Knochen- und Gelenkschmerzen sowie Magen-Darm-Probleme.

Neben seiner Praxistätigkeit packt der Mediziner inzwischen auch seinen roten Rucksack für Hausbesuche in der Grafschaft. 100 solcher Visiten zählt seine Statistik inzwischen. Erschrocken zeigt sich der langjährige Mediziner über die enorm große Anzahl von Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen einen dringend notwendigen Arztbesuch scheuen.

In diesen Fällen leistet Böhm ausführliche Aufklärungsarbeit, legt medizinische Zusammenhänge verständlich dar und motiviert die Betreffenden zur erforderlichen Behandlung durch einen Facharzt. Für diese Beratungs- und Lotsenfunktion steht Böhm im Austausch mit dem Caritasverband Ahrweiler und der Gemeindeverwaltung.

Bürgermeister lobt hilfreiches Engagement

Bürgermeister Achim Juchem ist froh und dankbar für das ehrenamtliche Engagement des Mediziners aus Lantershofen. „Rainer Böhm ist ein großer Glücksfall für uns alle. Er nimmt Anteil am Schicksal seiner Patienten und übernimmt nachhaltig Verantwortung für deren Gesundheit. Das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich und verdient höchste Anerkennung“, erklärt Juchem.

Auch nach seiner 45-jährigen Berufsphase als niedergelassener Arzt und Hautarzt ist es Böhm immer noch wichtig, von seinen Patienten zu lernen. Sein Ziel ist es, seinen schon reichen Erfahrungsschatz ständig zu erweitern. „All dieses Wissen kann ich in die ganzheitliche Behandlung der nächsten Patienten stecken“, so Böhms Erläuterung.

Motivation und Erfüllung gleichzeitig ist auch die Vielfalt an Patienten, die er nun in seiner ehrenamtlichen Praxis erlebt. Zudem schöpft er alle Möglichkeiten aus, die sich ihm ohne jeglichen Kassenzwang im Umgang mit den Patienten bieten. Und im Gegensatz zu seiner früheren beruflichen Tätigkeit steht er heute nicht mehr unter Zeitdruck. Behandelte er seinerzeit oftmals mehr als 100 Patienten pro Tag, kann er sich heute jedem einzelnen Patienten auch mal entspannt eine Stunde lang widmen. „Die Hinwendung zum Menschen, die in der heutigen Gesellschaft oft nicht mehr gegeben ist, kann ich ausleben“, stellt Böhm fest und lehnt sich zufrieden lächelnd zurück. Von Hektik keine Spur.

Die Sprechzeiten sind montags von 9 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 17 Uhr. Wenn der Montag ein Feiertag ist, verschiebt sich die Öffnungszeit in der betreffenden Woche auf den folgenden Donnerstag. Telefonisch erreicht man die Praxis während der Öffnungszeiten unter 02641/800769 sowie per E-Mail unter rainer.boehm@gemeinde-grafschaft.de.

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