Ort unter Schock 15-Jähriger stirbt beim Maibaum-Aufstellen in Nierendorf

Grafschaft-Nierendorf · Schreckliches Unglück im Grafschafter Ortsteil Nierendorf: Bei den Vorbereitungen zum Maibaumaufstellen kam ein 15-jähriger Jugendlicher ums Leben. Inzwischen sind alle Maifeiern im Ort abgesagt worden.

Es war am späten Sonntagnachmittag, als sich mehrere junge Nierendorfer auf dem Vorplatz des Feuerwehrgerätehauses befanden, um die Vorbereitungen für die traditionelle Maibaumaufstellung zu treffen. Hierfür musste der Stamm im oberen Bereich angehoben werden. Zu diesem Zeitpunkt lag der untere Teil des Stammes bereits vor der speziell für die Aufstellung bestimmten betonierten Grube.

Darin befand sich ein 15-jähriger junger Mann, der mit Arbeiten in der Grube beschäftigt war. Aus bislang noch ungeklärter Ursache rutschte der Stamm in die Grube und verletzte den jungen Mann schwer. Er wurde mit einem Rettungshubschrauber in die Uniklinik Bonn gebracht, wo er später seinen Verletzungen erlag. Die Ermittlungen zu dem Unglück dauern noch an.

Der Platz an dem sich das schlimme Unglück ereignete, war am Montagmorgen leer. Nach wie vor liegt dort der große Maibaum, der in die vorgerichtete Grube gerutscht war, als sich der 15-Jährige in ihr befand. Aufgestellte Kerzen zeugen von dem tragischen Ereignis, das derzeit das gesamte Dorf lähmt. Ein Kranz liegt auf der inzwischen abgedeckten Grube. Es ist der Kranz, der eigentlich den Maibaum schmücken sollte.

"Grafschaft ist in großer Trauer"

Wie Augenzeugen berichteten, sollte der bereitliegende Stamm am Sonntagnachmittag mit einem Traktor angehoben werden. Der untere Teil des Baumes ragte bereits in die Grube hinein. Während der Junge bei der Reinigung des Befestigungsloches für den Maibaum in der Grube beschäftigt war, wurde er von dem Stammende des Maibaumes getroffen, als der Stamm in Richtung der Schrägrampe des Befestigungsloches schwenkte.

Die Polizei versucht zu ermitteln, wieso sich der Jugendliche zu diesem Zeitpunkt noch in der Grube befand. Nach Stand der Dinge rutschte der Baum in die Einfassung und verletzte schließlich den jungen Mann schwer. Ein alarmierter Notarzt sorgte für eine Erstversorgung, dann traf der Rettungshubschrauber ein, der den Jungen in die Bonner Uni-Klinik flog.

Tief betroffen zeigte sich der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem. Sein Mitgefühl gelte der Familie des Verunglückten. Er sprach von einer bedrückenden Situation: „Die gesamte Grafschaft ist in großer Trauer.“ Er sprach von einer „schlimmen Tragödie“. Es gelte nun, die Ermittlungen der Polizei abzuwarten. Bislang habe der Junggesellenverein, der alljährlich das Aufstellen des Maibaums in Nierendorf vornimmt, stets diese Brauchtumspflege sorgfältig vorbereitet. Auch sei stets darauf geachtet worden, dass sich der Alkoholkonsum in Grenzen halte.

Unklar wie Baum in Bewegung geriet

Heute Abend ist ein Treffen mit der Jugendfeuerwehr, die teilweise Augenzeuge des Unglücks wurden, der Wehrleitung der Gemeinde, den Junggesellen und den Notfallseelsorgern, die bereits nach dem Unglück in Nierendorf eintrafen, im Ringener Rathaus geplant.

Die Kriminalpolizeiinspektion Mayen hat die weiteren Ermittlungen übernommen, um eine Klärung dahingehend zu erreichen, wie der Baum letztlich in Bewegung geraten und den Unglücksfall auslösen konnte.

Da das Maibaumstellen des Junggesellenvereines von vielen Angehörigen und Anwohnern verfolgt wurde, seien nunmehr eine Vielzahl von Zeugen zum Geschehensablauf zu vernehmen, berichtete die Polizei. Die Kripo Mayen hat nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Koblenz einen Sachverständigen eingeschaltet.

Sitzung des Ortsbeirates abgesagt

Im vergangenen Jahr war beim Versuch, den Maibaum aufzustellen, eine Holz-Verkeilung gebrochen, so dass der Baum umzustürzen drohte. Verletzt wurde allerdings damals niemand. Eine für Dienstag angesetzte Sitzung des Ortsbeirates wurde kurzfristig abgesagt.

Bei dem 15-Jährigen handelt es sich um einen Schüler, der noch zwei ältere Brüder hat. Das Unfallopfer bildete mit zwei weiteren Nachwuchskarnevalisten vor zwei Jahren das Nierendorfer Dreigestirn. Seine Eltern zogen vor einigen Jahren in den Grafschafter Ortsteil. Sie sind dort längst fest verwurzelt und bringen sich aktiv in das Dorfleben ein.

Mittlerweile wurden alle geplanten Maifeiern in Nierendorf abgesagt. Im kommenden Jahr soll es keinen zentralen Maibaum geben.

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