Wirtschaftstalk in Gelsdorf „Dauerstress macht krank“

GELSDORF · Kreiswirtschaftsförderung hatte zum Unternehmerfrühstück nach Gelsdorf eingeladen.

„Unternehmer, die die emotionale Kompetenz fortentwickeln, haben einen Wettbewerbsvorteil.“ So lautete eine Erkenntnis aus dem Vortrag von Günter Burzywoda beim Unternehmerfrühstück in der Firma Böttcher in Gelsdorf. Eingeladen hatte die Kreiswirtschaftsförderung. Thema des Hauptredners: „Reaktionszeit 4.0 Sekunden.“

Burzywoda, wohnhaft in Kempenich, ist Unternehmensberater und Fähigkeitsentwickler der Goldpack GmbH. Sein Vortrag basierte auf der rasanten Weiterentwicklung in der Wirtschaft, die zunehmend an Schnelligkeit gewinne. Belegt wurde das am Beispiel der Fortentwicklung von Computerchips. Eine Vielzahl von Tätigkeiten werde durch Maschinen ersetzt, neue Tätigkeiten würden immer anspruchsvoller, sagte Burzywoda. „Es rollt täglich eine Informationsflut auf uns zu.“

Härteres und längeres Arbeiten sei keine Lösung. Nach Untersuchungen beschäftigten sich Mitarbeiter zu jeweils 50 Prozent mit Wichtigem und Unwichtigem.

Insgesamt entfielen nur fünf Prozent auf bewusstes Handeln, 95 Prozent seien unbewusst. „Wir sind Neandertaler in Anzügen“, beschrieb er die Nähe der heutigen Menschen zu den frühen Vorfahren. „Das Höhlendenken der Neandertaler haben wir nicht verloren.“

Der Redner ging auch auf die Eigenheit jedes Menschen mit fachlichen, persönlichen, sozialen und emotionalen Begabungen ein und stellte klar: „Soziale Fähigkeiten sind neben fachlichen Fähigkeiten wichtig.“ Vor allem müsse die Fähigkeit, intuitiv zu handeln, gefördert werden, da die Kapazität des bewussten Handelns begrenzt sei. Flexibilität und schnelles Handeln müssten gelernt werden. Und noch etwas: „Dauerstress macht krank, und lässt die Leistungsfähigkeit oft drastisch sinken.“ Als wünschenswert nannte Burzywoda ein gutes Zusammenspiel fachlicher und emotionaler Kompetenzen. In Zeiten rasender Fortentwicklung sollte nicht zu viel Zeit auf fruchtlose Diskussionen verwendet werden, mahnte er und stellte klar: „In der Ruhe liegt die Kraft, nicht in der Hektik.“

Werkleiter Markus Jacobi hatte die Gäste begrüßt und die weltweit tätige Firma Böttcher vorgestellt: ein im Jahre 1725 gegründetes Familienunternehmen, das derzeit in der siebten Generation inhabergeführt wird und sich zum Weltmarktführer für Druckwalzen entwickelt hat. Hergestellt werden Druckwalzen, Industriewalzen, Druckchemikalien, Drucktücher, Walzen für Digitaldruck und mehr. Aus Köln war die Firma 1990 in die Grafschaft gekommen und hat innerhalb von acht Jahren ihre Kapazität verdoppelt. An allen Standorten zusammen werden 1900 Mitarbeiter beschäftigt, allein 80 in der Entwicklungsabteilung in Köln. Dort wird auch Spezielles entwickelt wie Beläge für Tischtennisschläger, Stopfen für pharmazeutische Präparate sowie Handläufe für Rolltreppen, unter anderem für die Moskauer U-Bahn.

Nur in Gelsdorf werden die unterschiedlichen Beläge für die Werke in aller Welt hergestellt – die Rezepturen sind unter Verschluss. Im Anschluss an die Vorträge nahmen die Unternehmer gern die Gelegenheit zu einer Führung durch den Betrieb wahr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort