Hospiz im Ahrtal Wo Tod kein Tabuthema ist

BAD NEUENAHR · Der 19-jährige Konrad Gerischer ist der erste, der in der Einrichtung in Bad Neuenahr ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert.

 Konrad Gerischer repariert mit Horst Steinheuer den Rollator eines Hospiz-Gastes.

Konrad Gerischer repariert mit Horst Steinheuer den Rollator eines Hospiz-Gastes.

Foto: Hospiz gGmbH

Konrad Gerischer absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im stationären Hospiz im Ahrtal. Er ist der erste FSJler in der vor gut einem Jahr eröffneten Einrichtung oberhalb des Bad Neuenahrer Krankenhauses. Über Themen wie Tod und Trauer hat sich der Bad Neuenahrer nie viele Gedanken gemacht. Schließlich ist er auch erst 19 Jahre alt, und in seiner Familie sei er damit noch nicht unmittelbar konfrontiert worden. Täglich gibt es hier für Konrad Gerischer Berührungspunkte mit schwerstkranken Menschen. Seinen Arbeitsalltag darf man sich aber nicht besonders traurig oder ernst vorstellen: „Es gibt zwar auch viel Kummer hier, aber auch sehr viele fröhliche Momente. Es wird gelacht, beispielsweise Geburtstag gefeiert, und das Team ist supernett.“

Man stehe zusammen im Hospiz, sagt er, und, dass er sich sehr wohl fühle an diesem Ort unter den Mitarbeitern, die ihn so freundlich aufgenommen haben, und den Gästen, wie die Bewohner des Hospizes genannt werden. Mit einem Gast spielt er ab und an „Mensch ärgere dich nicht“. Andere begleitet er mal nach draußen, hilft ihnen, wenn sie vielleicht auf den Balkon wollen oder Unterstützung bei einer anderen Tätigkeit benötigen. Hauptsächlich ist der 19-Jährige jedoch im hauswirtschaftlichen Bereich tätig und unterstützt den ehrenamtlich tätigen Hausmeister Horst Steinheuer. Nach dem Abitur im vergangenen Jahr am Are-Gymnasium habe er noch nicht so recht gewusst, was genau er mal machen wolle, sagt der junge Mann. Deshalb habe er an ein FSJ gedacht. Ein Betrieb wie das Krankenhaus sei ihm zu groß gewesen, mit zu vielen Menschen. Weil er in der Nähe wohne und oft dort vorbeigegangenen sei, habe er den Bau des stationären Hospizes verfolgt, sich darüber informiert und schließlich beworben. „Ich finde es gut, dass man hier offen umgeht mit dem Tabuthema Tod, weil es etwas Natürliches ist, das zum Leben dazu gehört.“

Pflegerische Tätigkeiten übernimmt der 19-Jährige nicht, aber er bringt den Gästen oft das Essen aufs Zimmer oder holt das Geschirr dort wieder ab. Er unterstützt bei der Wäscheversorgung, kümmert sich um die Außenanlagen des Hospizes und hilft bei der Vorbereitung von Veranstaltungen wie Ausstellungen, Konzerten, Tagungen oder Feiern. Sein Tag als FSJler beginnt um 7.30 Uhr mit dem Vorbereiten des Frühstücks für die Gäste, er holt Vorräte aus dem Keller, sorgt dafür, dass immer Getränke im zentralen „Wohnzimmer“ des Hauses für Gäste und Angehörige zur Verfügung stehen. Bis zu seinem Dienstende um 16 Uhr ist er überall dort zur Stelle, wo er gebraucht wird.

„Er ist für uns eine tolle Unterstützung und entlastet uns an vielen Stellen“, sagt Hospiz- und Pflegedienstleiterin Yasmin Brost. Gerne nehme das Haus, das entsprechend zertifiziert ist, auch Bewerbungen weiterer Interessierter an einem Freiwilligen Sozialen Jahr im stationären Hospiz entgegen. Das Tätigkeitsgebiet könne individuell nach Interessenlage der jungen Leute ausgestaltet werden, denn es gibt ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten.

Bei allen Aufgaben werden die FSJler in das Hospizteam eingebunden, angeleitet und unterstützt. Ihr Freiwilligendienst beinhaltet auch mehrere Fortbildungswochen mit FSJlern anderer Einrichtungen innerhalb der Dienstzeit sowie ein monatliches Taschengeld, Sozial- und Krankenversicherung und Anspruch auf Urlaub.

Interessenten richten ihre Bewerbung an: Hospiz im Ahrtal, Yasmin Brost, Dorotheenweg 6, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, yasmin.brost@hospizimahrtal.de. Infos: 0 26 41/9 18 75 10, www.hospizimahrtal.de.

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