Ausstellung in Ahrweiler Werktitel mit Fragezeichen

AHRWEILER · Ahrweiler Freiheitswochen: Die Are-Gilde widmet sich bei ihrer aktuellen Ausstellung in der ehemaligen Synagoge den Begriffen von Freiheit und Toleranz.

 Ausstellung der Are-Gilde in der Ahrweiler Synagoge.

Ausstellung der Are-Gilde in der Ahrweiler Synagoge.

Foto: Martin Gausmann

. Ein Strich aus Kohle auf Papier und wie leicht sich dieser wegwischen ließ. Das demonstrierte Angelika Castelli bei der Eröffnung der Ausstellung der Are-Künstlergilde zu den zweiten Ahrweiler Freiheitswochen und lieferte damit zugleich ein Sinnbild für die Flüchtigkeit des Materials ebenso wie die von Frieden und Freiheit. „Ihren“ Jesus in Kohle beschrieb sie zudem als mutigen Mann, der sich für Minoritäten eingesetzt habe und Opfer von Intoleranz geworden sei.

Mit Freiheit und Toleranz hat sich die Are-Gilde für ihre Ausstellung innerhalb der Ahrweiler Freiheitswochen beschäftigt. Zwei starke Begriffe, die sich (kosmo-)politisch darstellen lassen, aber auch auf eine ganz individuelle, private Ebene heruntergebrochen werden können, wie die Ausstellung zeigt. Anderssein, Ausbrechen, Liebe und Hass, Nähe und Ferne, Verlust und Fantasie, Mut, Schmerz und Sehnsucht spiegeln sich in den mehr als 40 Exponaten von 17 Gilde-Mitgliedern in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge an der Altenbaustraße wider.

Fünf der Are-Künstler sprachen zum Thema und zu ihrem Werk, mit Dorle Schweiss und Helena Mantei lasen zwei weitere Künstler Gedichte. Georg Heike und Margit Waldbröhl (beide Geige) sowie Hans-Wilhelm Waldbröhl (Akkordeon) machten Musik. Schließlich sei die Are-Gilde nicht nur für bildende Künstler offen, sondern auch für Musiker und Dichter, sagte deren Präsidentin Eva-Maria Kreuter.

Werner Mertens hat sich die Freiheit genommen, „Farbe in ein tristes, graues Kloster zu bringen“. Seit Bekanntwerden des Weggangs der Ursulinen fotografiert er im Kloster Calvarienberg und hat zwei Aufnahmen entsprechend digital bearbeitet. Für Otto Kley beginnt die Freiheit des Individuums „im Gegenüber zu anderen Menschen, am intensivsten in Zweierbeziehungen“. Diese hat der Bildhauer einmal als harmonische Einheit gefasst, aber auch in Form zweier Menschen, die Rücken an Rücken zwar nah beieinander, aber zugleich denkbar weit entfernt voneinander sind. Wie einige Künstlerkollegen widmet sich auch Kley in der Ausstellung dem Motiv des Bootes: „Man sucht den anderen Horizont, man sucht Sicherheit, man sucht Frieden, man sucht Freiheit“, erklärte er. Marianne Gebauer hat völlig überfüllte Boote auf tosender See in ihren Acryl-Werken stilisiert. Der Titel: „Freiheit?“. Mit einem Fragezeichen versahen auch Antje Schlauf („Toleranz für alle?“) und Christina Schäfer („Que voyez-vous dans le Monde, Madame?“) ihre Darstellungen von Frauen mit Ganzkörperschleiern.

Augenscheinlich leichter ging Anneli Leufgens in ihren Aquarellen mit der Freiheit um: Auf einem rollt ihre eine Welle über den Strand hinweg aus dem Rahmen, und auch die Fische verlassen in einer Art Traumblase schwebend ihren Platz im Meer. „Um Neues zu entdecken, müssen auch wir unsere Wohlfühlatmosphäre oft verlassen“, sagte die Künstlerin. Wo Manfred Pusch die Freiheit „insbesondere dadurch, dass die Toleranz missbraucht wird durch Populismus und Fake News“ gefährdet und verletzt sieht, drückt Robert Reuter Medien-Toleranz zwischen Facebook und Zeitung aus.

Die Ausstellung „Freiheit und Toleranz“ der Are-Gilde ist am Samstag, 18. März, noch von 14 bis 17 Uhr in der ehemaligen Synagoge an der Ahrweiler Altenbaustraße zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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