Von Flüchtlingen über Flüchtlinge Wenn die Straße zur Wohnung wird

Niederdürenbach · Die Journalisten Raad Atli und Zena Armanazi aus Syrien leben jetzt in Niederdürenbach und bereiten die Foto-Ausstellung „Krieg. Hilfe. Menschlichkeit.“ vor. Für die Präsentation sucht das Ehepaar nach einem Ausstellungsraum.

 Wessen Wohnung zerbombt ist, bei dem spielt sich das Leben auf der Straße ab.

Wessen Wohnung zerbombt ist, bei dem spielt sich das Leben auf der Straße ab.

Foto: Atli

Gewalt und Zerstörung in ihrer Heimat können sie nicht vergessen. „Die Bilder haben sich in unseren Köpfen eingebrannt“, sagen Raad Atli und Zena Armanazi. Beide stammen aus Aleppo und leben nun in Niederdürenbach, wo sie Aufnahme fanden. Jetzt wollen sie Fotos aus ihrer von Krieg und Bombenterror heimgesuchten syrischen Heimat im Kreis Ahrweiler zeigen. Ein Ausstellungsraum wird noch gesucht.

Das Journalisten-Ehepaar floh im September 2013 aus der zweitgrößten syrischen Stadt und lebt nach Zwischenstationen in der Türkei und in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Bad Kreuznach zusammen mit seiner zweijährigen Tochter Mariam seit Dezember in Niederdürenbach. „Wir sind sehr freundlich aufgenommen worden“, berichten beide. Der Kontakt ins Heimatland brach allerdings nie ab. Schließlich war das Paar dort tief verwurzelt.

Per Internet halten beide Kontakt zu Kollegen, Verwandten und Freunden in Aleppo und erhalten von dort täglich aktuelle Fotos, die zeigen, wie die Luftwaffe von Diktator Baschar al-Assad systematisch die Bewohner ihrer Heimatstadt terrorisiert, indem sie Bomben gezielt auf Krankenhäuser, Schulen und Marktplätze, auf Kinder, Kranke, Pflegepersonal und Ärzte wirft. Die beiden Syrer: „Die Situation ist unerträglich und jeden Tag lebensgefährlich.“

50 Fotos haben Raad Atli und Zena Armanazi jetzt für die Ausstellung „Krieg. Hilfe. Menschlichkeit.“ ausgewählt. Die erst vor wenigen Tagen entstandenen Fotos zeigen die Rücksichtslosigkeit und Brutalität, mit der das Regime gegen die Zivilbevölkerung vorgeht, aber auch in beeindruckender Weise Menschen, die versuchen, im Inferno eine abstrus anmutende Normalität zu leben. Einige der Bilder sind bereits im Museum Römerhalle in Bad Kreuznach zu sehen.

Aber auch in ihrer Wahlheimat sollen sie präsentiert werden, um die hier lebenden Menschen für das Leid der Syrer zu sensibilisieren. „Die Deutschen sollen sehen, unter welchen Umständen Mitmenschen in unserer Heimat leben und überleben müssen. Wir glauben, dass die Situation der Flüchtlinge und das Verständnis für sie dann größer werden, als es ohnehin hier schon ist“, so Atli und Armanazi.

Die beiden syrischen Journalisten suchen deshalb noch nach einem Partner und nach geeigneten Räumen. Kontakt per E-Mail an: atlyraad@gmail.com.

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