1700 Besucher Weinkeller im Ahrtal öffneten ihre Türen

KREIS AHRWEILER · Er war binnen vier Stunden ausverkauft, der Tag der offenen Weinkeller im Ahrtal zwischen Mayschoß und Heppingen. Bei strahlendem Sonnenschein nutzten am Samstag 1700 Besucher die Möglichkeit, hinter die Kulissen der 17 Betriebe zu schauen.

Werner Weiß führte durch den Keller der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr.

Werner Weiß führte durch den Keller der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr.

Foto: Martin Gausmann

„Wir organisieren uns immer einen Bus und kommen damit gut an die Ahr und fröhlich zurück“, freuen sich Gäste aus dem rechtsrheinischen Windhagen. Sie sind zum Tag der offenen Weinkeller gekommen und haben es sich am Nachmittag im Garten des Dernauer Weinguts Gebrüder Bertram gemütlich gemacht. Einer war im Weingut Burggarten in Heppingen verloren gegangen, hatte aber dank der Shuttle-Busse die Gruppe wieder erreicht. „Da braucht man sich um nichts zu kümmern“, freut er sich. Alle sind voll des Lobes für die Weine, die sie schon in einigen Weingütern verkostet haben. Ihnen gefällt auch die Gastfreundschaft in den Winzerbetrieben, und sie sind dankbar für die vielen fachlichen Informationen über die Weinproduktion an der Ahr.

Wenn sich auch die Frauen in der Sonne für weiße Weine entschieden haben, trinken die Männer trotzdem Rotwein. Zum fünften Mal sind die Windhagener beim Zug durch die Weinkeller dabei.

Zum ersten Mal dagegen ist eine Gruppe junger Erwachsener aus Münster gekommen. Lässig haben sie sich auf dem Rasen ausgestreckt. „Der Wein gefällt uns und auch der schöne Ort“, loben sie Dernau und ihre Ferienwohnung. Sie hoffen, sieben oder vielleicht sogar acht der 17 teilnehmenden Betriebe kennenzulernen – auch wenn sie eigentlich keine Weintrinker sind und später in Münster wohl eher wieder zum Altbier greifen werden.

Ausschank im Keller

Da die Gäste den Garten bevorzugen, ist Markus Bertram ziemlich allein in seinem kühlen Gewölbe. Wer zu ihm hinabsteigt, kann Frühburgunder probieren, während draußen meist Blanc de Noir oder Weißburgunder verlangt werden.

Angesichts des Sommerwetters hat das Weingut Sankt Nepomuk in Rech sein Angebot kurzfristig umgestellt und den Ausschank von Rotwein auf nur einen Stand im Keller beschränkt. Unter dem dunklen Gewölbe machen Gäste Erinnerungsfotos, umgeben von den bauchigen Weinfässern. Künstlerin Sabine Prechtel aus Bonn hat einen großen Raum mit seinen dunklen Wänden mit ihren farbenfroh leuchtenden Gemälden, abstrahierte Landschaften unter dem Titel „Zum Licht“, gestaltet. Besucher freuen sich über diese unverhoffte Zugabe. „Das Ambiente ist unheimlich schön“, schwärmen zwei Frauen.

Kontrastprogramm am Weingut Peter Lingen

Auch Gäste aus Ahrweiler sind ins Sankt Nepomuk gekommen. Wenn sie auch generell mit Wein vertraut sind, gefällt ihnen heute der Blick hinter die Kulissen in kleinen und großen Betrieben. Bei der Dagernova in Bad Neuenahr haben sie die gesamte Produktionskette von der Füllanlage bis in den Sechser-Karton kennengelernt. „Wir zeigen hier einen ganz normalen Arbeitstag“, erklärt später Vorstand Thomas Monreal. „Wir wollen den Besuchern unsere Arbeit näher bringen. Viele haben die Vorstellung von einem gemütlichen Weinkeller und wissen nicht, welche Arbeit dahinter steckt.“

Ein Kontrastprogramm zur Dagernova liefert das kleine Weingut Peter Lingen in Bad Neuenahr. Auch das beeindruckt die Besucher, weiß Chefin Tanja Lingen. „Viele freuen sich, kleine Weingüter zu entdecken“, sagt sie. Gäste aus Kassel probieren gerade Weißburgunder. Sie loben die „tolle Organisation“ mit den Shuttle-Bussen, die sie von Betrieb zu Betrieb gebracht haben. Andere dagegen freuen sich, bei dem schönen Wetter zwischen den Proben ein Stück zu Fuß laufen zu können. Die Wanderer erkennt man an ihrer legeren Kleidung und dem roten Schlüsselband mit dem Probenpass um den Hals.

Fotobox sorgt für Erinnerungen

Erinnerungsfotos gibt’s auch bei der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, wo eigens eine Fotobox für den Zweck aufgestellt ist. Wer will, kann sich mit Perücke, Hut oder Schleife noch „verschönern“. Im neuen Keller mit den hohen Edelstahlfässern werden Führungen angeboten, im Gewölbekeller, in dem sich Barrique an Barrique reiht, sehen sich die Besucher auf eigene Faust um. Gäste aus Köln sind zum zweiten Mal da und „immer noch begeistert“. Die Weine, das Wetter und die „Offenheit der Menschen“ im Gegensatz zur Großstadt haben es ihnen angetan. Weinfreunde aus Düsseldorf können sich nicht entscheiden. „Hier fällt es schwer, zu sagen, was am besten schmeckt“, ist ihr Befund.

Ulrike Simons vom Ahrweiler Winzerverein hat unter ihren Gästen viele Stammkunden ausgemacht. Sie stehen in Gruppen beisammen, probieren, diskutieren, lassen sich informieren und genießen abwechselnd Fasskellerromantik im Kerzenschein und die Sonne im Hof.

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