Julia Bertram aus Dernau Weinkönigin sieht Zukunft bei Riesling und Burgundern

Fellbach/Dernau · Sangiovese am Kaiserstuhl oder Garnacha im Remstal - für die Deutsche Weinkönigin liegt in solchen neuen Sorten nicht die Zukunft. Julia Bertram aus Dernau an der Ahr glaubt, dass die deutschen Winzer mit den typischen regionalen Sorten auch international punkten können.

Die Erd-Erwärmung treibt die südlichen Weinsorten immer weiter nach Norden. Dornfelder und Regent in Brandenburg oder sogar Müller-Thurgau auf Gotland in Südschweden haben längst die seit Jahrhunderten angenommene Grenze für Weinbau über den 52. Breitengrad hinausgeschoben. Doch die Deutsche Weinkönigin Julia Bertram aus Dernau an der Ahr ist strikt dagegen, dass sich jetzt in den hiesigen Weinanbaugebieten verstärkt Rebsorten aus Italien, Spanien und Südfrankreich breitmachen.

"Solche Sorten brauchen wir nicht. Wir sollten bei unseren traditionellen Rebsorten bleiben", sagte sie der Nachrichtenagentur dpa am Samstagabend am Rande der Verleihung des 25. Deutschen Rotweinpreises in Fellbach in Baden-Württemberg.

Unter den fast 140 Rebsorten, die in Deutschland angebaut werden, befinden sich zunehmend bereits Chardonnay, Sauvignon blanc, Cabernet Sauvignon und Merlot, die aus Frankreich stammen. Die studierte Weinexpertin sieht aber für den deutschen Wein durchaus Chancen, sich auch international immer besser durchzusetzen. "Beim Riesling und bei den Burgundersorten Grau-, Weiß- und Spätburgunder liegt unsere Zukunft."

[kein Linktext vorhanden]Sie empfahl, dass sich die Winzer hierzulande auf die jahrelange Tradition und auf ihre alten Rebanlagen verlassen. "Der deutsche Wein hat sich in den vergangenen Jahren schon sehr positiv entwickelt", urteilte Bertram. Deutschland könne mit sehr filigranen und schlanken Weinen ebenso punkten wie mit opulenten und exzellent ausgebauten Weinen. Die Qualität aus Steillagen oder die Ertragsreduzierung im Weinberg zahle sich aus. "Immer mehr Winzer sind selbstbewusst", stellte die Weinkönigin fest.

Das Ergebnis beim diesjährigen Rotweinpreis, wo die Weingärtner aus Württemberg bei 18 ausgezeichneten Weinen mit vier ersten, drei zweiten und einem dritten Platz vor den Pfälzer Winzern (4-1-1) lagen, kann sich die Weinkönigin „so direkt nicht erklären“. Allerdings nehme auch in Württemberg das Engagement der ambitionierten und sehr gut ausgebildeten Jungwinzer von Jahr zu Jahr zu.

Zum mageren Abschneiden der erfolgsverwöhnten badischen Winzer, die in diesem Jahr in allen Kategorien nur mit einem zweiten Platz vertreten waren, meinte Julia Bertram, Winzer seien vom Jahrgang und von der Witterung, aber auch von der Tagesform der Verkoster abhängig. "Die Bandbreite in Deutschland ist sehr groß geworden. Es ist auch gut, dass nicht immer dieselben Anbaugebiete die Nase vorn haben."

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