Klein-Winzer präsentieren sich in der Ahrweiler Synagoge Weine aus der Garage

AHRWEILER · Vier Stände, vier Winzer und alle ihre Weine: zusammen rund 35 verschiedene Tropfen vom Sekt bis zur Beerenauslese, aber hauptsächlich trockene Rotweine, die nicht an vielen Stellen zu haben sind. Dazwischen und rundherum einige Kunstwerke und eine beachtliche Zahl neugieriger Besucher. So haben sich die "Ahrtaler Garagenwinzer" noch nie präsentiert.

 Auch seine Etiketten sorgen für Gesprächsstoff: Der Bachemer Winzer Stefan Kurth (2. von rechts) ist einer der Garagenwinzer.

Auch seine Etiketten sorgen für Gesprächsstoff: Der Bachemer Winzer Stefan Kurth (2. von rechts) ist einer der Garagenwinzer.

Foto: Martin Gausmann

Denn die vier Winzer, die sich gemeinsam bei einer eigenen Weinpräsentation in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge vorstellten, sind genau das: Winzer mit zusammen so viel Anbaufläche, wie sie sonst als sinnvolle Minimalfläche für einen Winzerbetrieb gilt.

Winzer mit viel Arbeit, die nur auf wenige Schultern verteilt ist, meist Ein-Mann-Betriebe. Und Winzer, die ihren Wein in der Regel nicht an ein und derselben Stelle lagern, abfüllen und verkaufen, sondern ganz individuelle Lösungen als Lagerstätten haben. Garagenwinzer eben. So nennt sich auch Stefan Kurth, auch wenn er mittlerweile von einer einfachen Garage auf eine Groß-Garage ungestiegen ist. Die hat er gemietet, für Verdunklung und Abflussmöglichkeit und damit für gute Lagerbedingungen für seine Kreationen gesorgt.

Diese tragen Namen wie "Blanc jemaat", weil aus roten Trauben heller Wein "gemacht" wurde, oder "Kathinka 2511" nach einer Tante, die am 25.11. Namenstag hat. Allein die Etiketten sorgten so schon für Gesprächsstoff. Ebenso wie die Papierkapseln auf den Flaschen von Michael Fiebrich, oder die Methoden des promovierten Biochemikers Michael Ahrend, der aus seinen 0,5 Hektar Rebfläche 2000 bis 2500 Flaschen Wein jährlich produziert: "Alles was ich mache, mache ich aus Leidenschaft und versuche dabei finanziell am Leben zu bleiben", sagte Ahrend.

Begrünte Böden, kein Mineraldünger und Spontangärung, gehören zu seinem Credo, das er den Gästen kundtat. Sein Weinkeller ist ein bloß 1,60 Meter hohes Gewölbe unter seinem Wohnhaus. Agraringenieur Christoph Richter lagert seine Fässer im Keller des Klosters Calvarienberg, und der gelernte Gemüsebauer Michael Fiebrich arbeitet die Hälfte seiner Zeit bei einem Obsthof und die übrige Zeit auf den zwei Hektar Anbaufläche seines Bio-Weinguts oder im Schieferfelsenkeller in Laach, in dem die Fässer lagern.

"Ich kannte diese Ahr-Winzer noch nicht, und das sind ja auch nicht solche, bei denen man einfach jederzeit vorbeikommen kann", erklärt denn auch Stephan Behrendt, der extra aus Köln kam. Viele andere waren Einheimische, und die allermeisten waren durchaus weinkundige Besucher, die viel fachsimpelten.

Die Idee für diese Art der Präsentation hatte Stefan Kurths Bruder Reinhold gehabt. "Weil wir zwei Weinproben mit den vier Winzern in einer Weinstube gemacht haben und die jedes Mal ausverkauft waren", erklärte der Weinbautechniker. 70 Anmeldungen hatte er erhalten, und am Veranstaltungstag herrschte beständig Betrieb an den Ständen.

Auch ein Auge warfen die Besucher vor allem auf den Weinbrunnen aus Gips für Bronze, der im Zentrum des Geschehens stand und neben der Trilogie "Rebellum" aus roter Tusche ein Werk des gebürtigen Altenahrer Bildhauers Ulrich Görtz war. Unweit eines Weins mit der Fantasiebezeichnung "Ameisenberg" hatte zudem Illustratorin Sonja Knyssok aus Breisig ihren durchaus kritischen "Roten Teppich" für eine Riege Ameisen, die wie Filmstars daherkamen, aufgehängt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort