Konjunktur im Handwerk Volle Auftragsbücher im Kreis Ahrweiler

KREIS AHRWEILER · Ergebnisse der Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer Koblenz: Gute Aussichten, gute Umsätze. Aber es gibt ein eklatantes Nachwuchsproblem. Und das bekommen insbesondere die Kunden zu spüren.

 Gute Aussichten: Die Handwerksbetriebe an Rhein und Ahr haben volle Auslastung.

Gute Aussichten: Die Handwerksbetriebe an Rhein und Ahr haben volle Auslastung.

Foto: Handwerkskammer

Die neueste Konjunkturumfrage der Handwerkskammer (HwK) Koblenz zeigt deutlich, dass sich das Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz und somit auch im Kreis Ahrweiler weiter auf Wachstumskurs befindet. Die Angaben zur Betriebsauslastung und zum Auftragsbestand sind im ersten Quartal nochmals gestiegen.

Kunden müssen längere Wartezeiten auf den Handwerker einplanen, da es für die Betriebe immer schwieriger wird, geeignetes Fachpersonal zu finden. Dies machen auch die zunehmenden Beratungsnachfragen der Handwerksunternehmen bei der HwK nach Unterstützung in der Fachkräfte- und Nachwuchssuche deutlich. Dennoch bleiben die Handwerker optimistisch: Die Erwartungen für das nächste Quartal werden besser eingeschätzt als im Vorjahr.

Aber – des einen Freud, des anderen Leid: Wer in den heimischen vier Wänden einen Handwerker braucht, der darf sich vermutlich schon jetzt auf den ein oder anderen Warteärger vorbereiten. Vor allem in der Baubranche. Ob Dachdecker, Elektriker, Maler oder Heizungsfachmann: Auf den vielen Baustellen der Region sind sie gefragt. Da bleibt wenig Zeit und Raum für den kleinen Auftrag.

Auch auf die Kommunen als örtliche Auftraggeber kommen keine rosigen Zeiten zu. Nicht nur, dass die Hoch- oder Tiefbaupreise wegen Bedarf und Nachfrage in die Höhe schießen und teilweise mit mehr als zehnprozentigen Steigerungen gerechnet werden muss. Auch geraten Zeitplanungen schnell durcheinander, da Handwerksbetriebe wegen ihrer hohen Auslastung nicht mehr ganz so flexibel sind.

401 offene Azubi-Stellen alleine in der Region Ahrweiler

Hinzu kommen deren dramatische Nachwuchssorgen. 401 offene Azubi-Stellen alleine im hiesigen Arbeitsamtsbezirk machen das Dilemma deutlich. Nur die wenigsten Schulabgänger wollen noch Handwerker werden. Nie war die Übergangsquote ins Studium so hoch. Was das für den Handwerkermarkt, seinen Bedarf und seine Nachfrage bedeutet, kann man sich durchaus ausmalen.

Im Kammerbezirk ist zunächst Zuversicht angesagt. 2800 Betriebe aus unterschiedlichen Gewerken wurden befragt. Davon schätzen aktuell 92 Prozent ihre Geschäftslage als gut und befriedigend ein. Für die nächsten drei Monate gehen sogar 97 Prozent von einer zufriedenstellenden Geschäftslage aus. Bei der Kapazitätsauslastung geben 77 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk an, mindestens zu 70 Prozent ausgelastet zu sein. 87 Prozent der Befragten geben einen höheren oder konstanten Auftragsbestand an. Der Auftragsvorlauf hat sich im nördlichen Rheinland-Pfalz mit 12,4 Wochen nochmals erhöht.

Die gute Lage darf allerdings nicht über die enormen Herausforderungen hinwegtäuschen, denen sich das Handwerk stellen muss. Das Handwerk müsse sich beispielsweise auf die sich verändernden Kundenwünsche einstellen, so die Kammer. Der Preisdruck werde durch steigende Einkaufspreise weiter zunehmen. „Um zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Handwerksbetriebe die Umsetzung der Digitalisierung vorantreiben. Dies erfordert Investitionen in Hardware, Software und in die Weiterbildung der Mitarbeiter“, so die HwK-Spitze.

Offene Stellen können oft nicht besetzt werden

Zwölf Prozent der befragten Betriebe im nördlichen Rheinland-Pfalz stellen Mitarbeiter ein, 14 Prozent müssen allerdings Personal entlassen. 74 Prozent der befragten Betriebe haben im ersten Quartal dieses Jahres keine personellen Veränderungen vorgenommen. Viele Betriebe können offene Stellen nicht oder nur verzögert besetzen. Zukünftig möchten 22 Prozent – also mehr als jeder fünfte Betrieb – mehr Personal beschäftigen.

97 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Koblenz erwarten in den nächsten Monaten eine gute und zufriedenstellende Geschäftslage. Für den kommenden Sommer rechnen 92 Prozent der befragten Handwerker mit Wachstumsimpulsen, nur acht Prozent befürchten Umsatzrückgänge.

Aktuell sind bei der Handwerkskammer Koblenz 19 180 Betriebe eingetragen. Das entspricht 37 Prozent aller Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz. In diesen Betrieben arbeiten etwa 104 000 Beschäftigte. 41 Prozent aller Lehrlinge (8235) im Land werden momentan durch das Handwerk im Kammerbezirk Koblenz ausgebildet, 3170 neue Ausbildungsverhältnisse konnten 2017 abgeschlossen werden.

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