Dixieland in Bad Neuenahr Viel Können und reichlich Publikumsnähe

BAD NEUENAHR · „Lutzemanns Jatzkapelle“ sorgte mit purem Dixieland für einen Abend großer Unterhaltung im Kurpark. In zweieinhalb Stunden reihte sich ein Klassiker an den nächsten.

 "Lutzemanns Jazzkapelle" sorgte mit ihrem Dixieland-Sound für Begeisterungsstürme in der Konzerthalle des Kurparks.

"Lutzemanns Jazzkapelle" sorgte mit ihrem Dixieland-Sound für Begeisterungsstürme in der Konzerthalle des Kurparks.

Foto: Martin Gausmann

Wer vom Weihnachtskitsch dringend Erholung brauchte, für den kam das Konzert von „Lutzemanns Jatzkapelle“ in der Konzerthalle im Kurpark Bad Neuenahr genau richtig. Mit Klassikern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und fetzigen Eigenkompositionen schafften die sieben Musiker einen Abend großer Unterhaltung. Das Publikum ließ sich mitreißen und so vergingen fast zweieinhalb Stunden Konzert wie im Flug.

Wenn der „Royal Garden Blues“ ertönt, dann wissen Kenner schon, wen sie vor sich haben. Seit Jahren ist es die Erkennungsmelodie des Septetts um den Sousafonisten Lutz Eikelmann, der mit humorigen Moderationen durch den Abend führte und auch das ein oder andere brummende Solo gab. Die Musiker machten von Anfang an keine Gefangenen und das Publikum war sofort begeistert.

Zwischen Dialog-Elementen und Solo-Passagen liefen die Stücke geradzu reibungslos und die Zuhörer geizten nicht mit kräftigem Zwischenapplaus. Die Eigenkomposition „I’m lookin‘ over a Four Leave Clover“ begann mit dem leicht melancholischen Saxofon von Bert Brandsma, entwickelte sich dann aber zu einem humoristischen Stück.

Mit „Georgia Grind“ durfte natürlich auch eine Komposition von Louis Armstrong nicht fehlen. Der 1920er-Schlager „Dinah“ von Jimmy und Marian McPartland kam als lustiges Liebeslied daher. Im „Wild Cat Blues“ der Chris Barber-Big Band konnte Brandsma an der Klarinette zum ersten Mal an diesem Abend scheinen.

Ganz in den Fußstapfen seines Vorgängers bei der Big Band Monty Sunshine ließ er sein Instrument flirren und schraubte es in höchste Tonregionen. Das Publikum nahm es begeistert auf und machte ihn – nicht zuletzt wegen des imposanten Basssaxofons – zum heimlichen Star des Abends. Im „Nostalgie-Medley“ schmetterte Trompeter und Sänger Jörg Kuhfuß nach Herzenslust Schlager wie „Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn“ oder „Fahr mit mir im Automobil“.

Was Schlagzeuger Jojo Philipps aus einer kleinen Trommel und zwei Becken nicht nur zur Begleitung, sondern auch zu Soli herauslockte, verstieß nicht nur seinen Mitmusikern den Atem. Udo Jägers an Gitarre und Banjo war zwar eher für die Erdung der Band zuständig, konnte aber auch hin und wieder in den Vordergrund treten. Meist humorige Akzente setzte Posaunist Michael Schneider. Armstrongs „Honeysuckle Rose“ war der große Solo-Auftritt von Pianistin Cordula Clausen, den Brandsma mit einem spontanen Saxofonsolo würzte.

„Wochenend und Sonnenschein“ von den Weintraub Syncopators offenbarte leider einige Schwierigkeiten in der Tontechnik. In den Solopassagen merkte man schmerzlich, dass das Klavier übersteuerte und das Gesangmikro ging wiederholt erst nach der ersten oder zweiten Liedzeile an. Das Publikum ließ sich davon nicht stören, sondern suhlte sich genüsslich im Strom der Jazzmusik. Ein weiterer Höhepunkt war Sidney Bechets „Petit fleur“.

Zum krönenden Abschluss drehten die Musiker bekannte Klassiker wie „Oh when the Saints“ oder „Guten Abend, gute Nacht“ durch den Dixieland-Fleischwolf. Stehende Ovationen waren ihnen sicher.

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