Kabarett im Bad Neuenahrer Seniorenheim Verschwisterung auf dem Hochsitz

BAD NEUENAHR · Die Altenresidenz Augustinum präsentiert ein heiteres Stück über Tierisches und Menschliches. Das Publikum war begeistert.

 Wald, Weiber, Wildwechsel: Auf der Bühne des Augustinum in Bad Neuenahr wurde feinstes Kabarett geboten.

Wald, Weiber, Wildwechsel: Auf der Bühne des Augustinum in Bad Neuenahr wurde feinstes Kabarett geboten.

Foto: Martin Gausmann

Für vergnügliche Stunden am Abend sorgte das Kulturreferat der Bad Neuenahrer Seniorenresidenz Augustinum mit dem heiteren Zwei-Personen-Stück Wald-Weiber-Wildwechsel von Michael Herl. Ungewöhnlich wie das gesamte Stück ist gleich die Ausgangssituation: Da sitzen zwei Frauen auf einem Hochsitz, während sich im Wald Wildschweine herumtreiben und später auch ein Gewitter ausbricht.

Die Frauen warten, dass der aufgebrachte Keiler sich verzieht und die Rotte zur Ruhe kommt. Eine der Frauen, eine Hamburgerin, will schnell wieder weg. Sie macht Urlaub an der Ahr und war eigentlich zum Nordic-Walken in den Wald gekommen. Angesichts des tierischen Lärms hatte sie sich auf dem Hochsitz in Sicherheit gebracht, wo schon eine Jägerin saß, um die Schwarzkittel zu beobachten.

Die Frauen nutzen die Zeit und ihre Zufallsbekanntschaft an dem ungewöhnlichen Ort, um einander kennenzulernen. Schnell stellt sich heraus, dass die Hamburgerin, Frau von Polz aus einem uralten Geschlecht, dick aufgetragen hat. Trotz ihrer Kinder, Enkel und Urenkel im selben Haus ist sie total vereinsamt. Ähnlich die Jägerin, kinderlos, die ihre Heimat nach dem Ende der DDR verlassen hat. Eine Flasche Schnaps, die während der Wartezeit auf dem Hochsitz in gegenseitigem Einvernehmen geleert wird, trägt deutlich zur Lockerung der Stimmung bei. Als sie leer ist und die Wildschweine sich verzogen haben, sind aus Frau von Polz und Frau Gerstner Edith und Christa geworden, die sich für den nächsten Tag zur gleichen Zeit am selben Ort verabreden.

In den heiteren Dialogen wird zwar kein Jägerlatein verzapft, aber das gesamte weidmännische Vokabular rund ums Wildschwein kommt zu Gehör, und die Lebensgewohnheiten der Wildschweine werden erläutert. Freilich geht es dabei auch um Vermehrung, womit eine Verbindung zum menschlichen Sex hergestellt ist. Mit zunehmendem Schnapskonsum wird das Vokabular zu diesem Thema lockerer, und beide lassen ihre Masken fallen.

Das Thema Fleischskandale wird gestreift, dann geht es um die Rolle der Frau zwischen Küche und Kindern, um das Verhältnis Mann/Frau und um Einsamkeit im Alter: „Schlimm ist es, wenn Sie mit niemand ihre Freude teilen können“, sagt die Hamburgerin. Besinnlich ist das Stück dennoch nur am Rande. Es werden auch Witze erzählt wie der: „Treffen sich zwei Jäger. Beide tot.“

Schön war zu sehen, wie einige der Besucher den Theaterabend genossen und fröhlich mit lachten. Erfreulich bei der Aufführung durch das Brühler-Theater-Team war die ausgezeichnete Artikulation der Schauspielerinnen Giuliana von Böselager und Hannelore Zilken, deren Stimmen den großen Saal füllten. Lohn der Aufführenden war ein langer Applaus. Es war die letzte von insgesamt fünf Aufführungen im Augustinum unter dem Motto „Spielregeln des Lebens“.

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