Ahrweiler Freiheitswochen Unterricht beim Ex-Bundesminister

KREISSTADT · Klaus Töpfer erklärte Schülern der Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Realschule in Ahrweiler weltwirtschaftliche Zusammenhänge im Fach Sozialkunde.

 Klaus Töpfer mit Schülern der Ahrweiler Boeselager-Schule.

Klaus Töpfer mit Schülern der Ahrweiler Boeselager-Schule.

Foto: Martin Gausmann

Zwei unterhaltsame Unterrichtsstunden im Fach Sozialkunde beim ehemaligen Bundesminister Klaus Töpfer (CDU) erlebten rund 50 Schüler der Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Realschule plus in Ahrweiler am Freitagmorgen. Der Schirmherr der Ahrweiler Freiheitswochen war gestern in die Kreisstadt gereist und suchte zunächst den Kontakt zu den 15- und 16-Jährigen.

Die Klassen 10 b und 10 d hatten sich im Sozialkundeunterricht auf den Besuch bestens vorbereitet, unter anderem mit einem Projekt zum positiven Umgang mit Flüchtlingen aus Eritrea in Waldorf. Aktuell stehen die Millenniumsziele auf dem Lehrplan der jungen Leute. Einem Sozialkundelehrer gleich erklärte Töpfer in der Folge nicht nur weltwirtschaftliche Zusammenhänge, er fragte auch das Wissen der Schüler ab, stellte Fragen und reagierte dabei auch dann pädagogisch geschult, wenn einmal eine falsche Antwort kam.

Und auch wenn der Schirmherr der Freiheitswochen den Jugendlichen die Gedanken „Was will uns der Opa denn erzählen“ in den Mund legen wollte, so wurde schnell klar: Der Mann hat wirklich etwas zu erzählen. Denn mehr noch als die zwölf Jahre in der Bundesregierung haben Töpfer danach die acht Jahre geprägt, in denen er als Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen in Kenias Hauptstadt Nairobi tätig war. „80 Prozent der Weltbevölkerung leben in Städten in sich derart entwickelnden Ländern“, machte Töpfer klar und schob hinterher: „Eine solche afrikanische Stadt muss man einmal im Leben erlebt haben.“ Das Interesse der Jugendlichen hatte er damit schnell geweckt.

Töpfer erarbeitete mit den Schülern Zahlen zur Entwicklung der Weltbevölkerung. Waren das im Geburtsjahr des Ex-Ministers, also 1938, noch rund 2,4 Milliarden, so werden fürs Jahr 2050 schon 9,5 Milliarden prognostiziert. „Alleine in Indien wächst die Weltbevölkerung täglich um 20 000 Menschen, also ungefähr um die Größe von Bad Neuenahr-Ahrweiler“ machte Töpfer anschaulich deutlich.

Er ließ sich Kreide bringen, um die Weltkarte auf die Tafel zu zeichnen und dort das Nord-Süd-Gefälle klar zu machen: Einem Jahresgehalt von 100 000 Euro in Ländern wie Norwegen stehen rund 1000 Euro pro Jahr in Gebieten südlich der Sahara gegenüber. Umgekehrt stellt sich das Durchschnittsalter der Bevölkerung dar. In Deutschland liegt das bei Mitte 40, im südlichen Afrika bei 20 Jahren. Mit der Folge, dass dort immer mehr Kinder geboren werden. Diese Kinder aber haben keine Perspektiven, verlassen ihre Heimat und suchen nach einem besseren Leben. Schließlich zitierte Töpfer seinen ehemaligen Chef Kofi Annan, der als UN-Generalsekretär seinen Aktionsplan für das 21. Jahrhundert vorgelegt hatte, mit der markanten Feststellung: „Freiheit von Not, Freiheit von Angst und der Freiheit, in Würde zu leben, bedingen einander.“

Warum die USA Mexiko nicht helfen, wollte eine Schülerin wissen und forderte Töpfer zu einem Diskurs über die Abwanderung junger Menschen auf der Suche nach besseren Bedingungen heraus. Ob er nicht einmal Bundeskanzler werden wollte, so eine weitere Frage. Töpfer: „Zwölf Jahre Minister sind auch wie Bundeskanzler.“ Schließlich die Frage, ob er eine seiner politischen Entscheidungen bereut habe. Bejahen tat der Ex-Minister die Frage nicht, allerdings räumte er ein, dass er einige seiner Entscheidungen hätte früher treffen sollen. In erster Linie ging es hier um den Umgang mit der Kernenergie. Klaus Töpfer war von 1987 bis 1994 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

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