Kindern Religion vermitteln Theologe Albert Biesinger spricht in der Ahrweiler Zehntscheuer

KREIS AHRWEILER · „Religiös erziehen ist eine heiße Nummer“ – das ist der Titel eines Vortrags von Professor Albert Biesinger am Montag, 19. Juni, ab 20 Uhr in der Zehntscheuer am Ahrweiler Markt. Bei der Veranstaltung des Dekanats Ahr-Eifel schließt sich dem Vortrag eine Diskussion mit dem katholischen Theologen und Erziehungswissenschaftler an.

Biesinger ist Mitbegründer der Stiftung Gottesbeziehung in Familien, deren Ziel es ist, die religiöse Erziehung in Familien zu fördern. „Wir können es uns heute gar nicht mehr leisten, Kinder nicht religiös zu erziehen. Denn sie kommen in unserer Zeit in Situationen, die eine gewisse religiöse Grundbildung erfordern.“ Diese These vertritt Biesinger und schaut damit auf den Alltag in Kitas und Grundschulen. Dort gäbe es Fragen von muslimischen Kindern an ihre deutschen Spielgefährten wie etwa: „Was feiert ihr eigentlich an Ostern?“, und umgekehrt stelle ein christliches Kind verwirrt fest: „Mustafa sagt, Gott kann gar keinen Sohn haben.“ „Wir feiern Feste, wir fasten oder essen dies, aber das nicht, wir haben ein bestimmtes Menschenbild, Hoffnungen, Überzeugungen, Prinzipien – alles beeinflusst das Miteinander“, sagt Biesinger im Vorfeld der Veranstaltung in der Kreisstadt.

Der Mensch lebe nun mal in Gemeinschaft. „Deshalb müssen wir schauen, dass die Kinder möglichst früh Klarheit gewinnen über ihren christlichen oder muslimischen oder sonstigen Hintergrund, ihre Wurzeln. Dass sie möglichst früh lernen, darüber zu reden.“ So könnten Vorurteile verhindert und abgebaut werden. Auch die Kinder von säkularen Eltern brauchten ein fundiertes religiöses Orientierungswissen, damit sie sich mit religiösen Fragen im Alltag auseinandersetzen können. Das seien Fragen nach Tod und Leben, Jenseits und Diesseits, Glück und Getragenwerden von einem Schöpfer, Sinn des Lebens. Jeder Mensch müsse eine echte Freiheit haben, wie er sich religiös definiere – oder auch nicht.

Biesinger: „Manche sagen, mein Kind soll sich später selbst religiös entscheiden, wenn es erwachsen ist. Aber: Ich spreche ja auch nicht mit meinem Sohn zehn Jahre lang kein Deutsch, weil er sich vielleicht mit elf eventuell für Chinesisch entscheiden könnte.“ Es sei illusorisch zu glauben, man könne das eigene Kind in einem religionsfreien Raum erziehen. „Jedes Tun und Lassen von Vater und Mutter legt die religiöse Grundüberzeugung, und sei sie noch so diffus, offen“, so der Theologe, der aber auch selbstkritisch feststellt: „Die Kirche erwartet, dass Eltern ihre Kinder im christlichen Geist erziehen. Dieses Versprechen nehmen wir ihnen bei der Taufe ab.“ Und dann lasse die Kirche die Eltern allein.

Viele Eltern seien ratlos. Sie würden schon gerne religiös erziehen, wüssten aber nicht wie.

Wer's wissen will: Biesingers Vortrag „Religiös erziehen ist eine heiße Nummer“ am Montag in Ahrweiler kostet keinen Eintritt.

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