Eine Rolle ohne "R" und "CH" Theater in Bachem überzeugt mit Witz und Lokalkolorit

KREISSTADT · Wenn der Bauernhof plötzlich zum Forellenhof umfunktioniert wird und dann auch noch eine Thailänderin kommt, sind in Bachem Turbulenzen angesagt.

Dass dieses Gericht einem einheimischen Gemüt auf den Magen schlagen mochte, war abzusehen. „Forelle süß-sauer“ ist nicht jedermanns Sache. Was der Theaterverein Lätitia Bachem mit dem gleichnamigen Stück servierte, indes schon.

Jedenfalls war es so an den Reaktionen des Publikums abzulesen: Immer wieder erfüllte Gelächter den Saal des vollen Winzervereins und periodisch brandete zudem Zwischenapplaus für das Geschehen auf der Bühne auf. Dieses bewegte sich zwischen Forellenhof und Lourdeskapelle und Requisiten wie Hirschgeweih und Asia-Fächer, Kreuz und Buddha-Statue, ausgestopftem Uhu und winkender Glückskatze. Forelle süß-sauer eben.

Vor allem einer bekam die Asia-Note am Bachemer Fischteich nicht: Frau Knieps, gespielt von Klaudia Kronen. Wer frühere Stücke des Theatervereins kennt, weiß, dass bei ihrem sprühenden Spiel kein Auge trocken bleibt. Allerdings habe sie diesmal Schwierigkeiten gehabt, in die Rolle zu finden, berichtete Regisseurin und Drehbuchautorin Inge Schröder. Schließlich mimte Kronen diesmal eine alte Frau mit Dutt und Kittelschürze, geistig rege aber körperlich gebrechlich. Ein Gehstock bremste die Gestik der Darstellerin, ihr komödiantisches Talent indes glücklicherweise nicht.

Sprachwitz statt Sprachfehler

Noch nicht auf der Bühne keifte sie beim Gang durch die Zuschauerreihen schon los, zog über die unliebsame Frau ihres verstorbenen Sohnes her, weil sie aus dem Bachemer Forellenhof erst einen Bauernhof gemacht hatte und nun auch noch Pensionsgäste einzuquartieren gedachte. „Hong schon song lang. Wat macht ‚ne Thailänderin in Bachem?!... Katastrophe sage ich euch!“, wetterte sie zischend und zeternd.

Sie braute einen Hexentrunk, schmiedete einen Mordplan und beschimpfte die ungeliebte Schwiegertochter „Shony“ wenig später als „Thaidrachen“. Diese konterte: „Haben will uns wieder gegen die böse Schwiegeltochtel velschwolen?!“ Kein Sprachfehler sondern Sprachwitz und nicht nur nach Ansicht der Regisseurin ein Glücksfall für die Bachemer: Ausgerechnet als Schröder eine passende Besetzung für Shony suchte, habe Mandy Gieler, geborene Großgarten ehemalige Deutsche Weinkönigin und schon in Kindertagen beim Theaterverein Dernau aktiv, angefragt, ob die Bachemer nicht eine Rolle für sie hätten. Sie hatten, und was für eine.

Eine, die ein würdiges Gegenüber für Klaudia Kronen bildete. Und eine, in der Gieler Erstaunliches leistete, indem sie ganz in Thai-Manier, aus jedem „R“ ein „L“ und aus jedem „Ch“ ein „K“ machte, was nicht nur für ein bisschen Komik sorgte. Das Kauderwelsch wurde noch größer, als ein Mathias Wagner als sächselnder Wurstfabrikant Karl Kneutgen mit seinem rheinischen Freund Heribert Findeisen (Volker Breuer) auf der Suche nach amourösen Abenteuern im Bachemer Tal Station machte und die zwei Kölner Tagestouristen Annemie und Fred Fussbroich (Edith und Günther Wolff) auftauchten.

Alles endet in Frieden

Da war bald der Stalljunge (Reinhard Kuhn) im Touri-Stress und Yoga-Dress. Zwei esoterisch angehauchte Damen (Uschi Weinand und Gaby Deppe Rohde) im Wellness-Wahn trafen auf den Glöckner von der Lourdes-Kapell’ (Quirin Knieps), eine Nonne (Melina Müller) floh vor einem Graljäger in Mönchkutte (Ferdi Heuwagen), und eine Magd (Marion Persie) in Spitzenunterhose bibberte vor einem vermeintlichen Killer (Christoph Rieger).

Dass Inge Schröder nach drei selbst geschriebenen Stücken für den Theaterverein Lätitia Bachem kurzfristig in der Kreativität schwächelte, war dem Ergebnis nicht anzumerken. Ihr Dank galt auch Gisbert Stenz, der die Idee zu dem Stück lieferte, das das Ensemble – allen voran an Schröders Seite auch Bettina Elster und Reinhard Kuhn – mit viel Witz und Lokalkolorit und auch mit musikalischen Einlagen ausfüllte.

Alles endete in Frieden, was nicht unbedingt abzusehen war. Genauso wie zwei ausverkaufte Vorstellungen am vergangenen Premieren-Wochenende und ebenfalls bereits ausverkauftes Haus für die drei verbleibenden Vorstellungen am kommenden Wochenende.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort