Furiose Prunksitzung im närrischen Bad Neuenahrer Kurhaus Tauchgang in die rheinische Seele

BAD NEUENAHR · Da bebte auch die letzte Fuge im altehrwürdigen Kurhaussaal: Mehr als vier Stunden rheinischer Frohsinn, verpackt in lautstarker Stimmungsmusik, akrobatisch anmutenden Tänzen und mit Feinsinn gespickten Büttenreden, moderiert von einem gut aufgelegten Sitzungspräsidenten Udo Groß, wurden einem ausgelassen feiernden Publikum in einem großen Zehn-Gänge-Menü serviert.

 Die Kammerkätzchen und Kammerdiener sorgten im Kurhaus für Schwung.

Die Kammerkätzchen und Kammerdiener sorgten im Kurhaus für Schwung.

Foto: Martin Gausmann

Das „Närrische Kurhaus“ als Nachfolgeveranstaltung der „SC 07-Sitzungen“ hatte alles aufgeboten, um den seit Wochen ausverkauften Saal in Stimmung zu halten – was spielend gelang.

Kaum war der „Elferrat Kurhaus Bad Neuenahr“ unter großem Tamm-Tamm in den Saal eingezogen, ging es auch schon Schlag auf Schlag los. Die Kölner Bürgergarde marschierte mit fast hundert Mann und einem Mariechen auf, so dass kaum mehr Platz auf der Bühne blieb. Das Traditionskorps aus der Domstadt ebnete einem der ganz Großen der Karnevalsszene den Weg: Bernd Stelter.

Der Bornheimer lieferte Lieder, Anekdoten, flotte Sprüche und plauderte schließlich aus seiner seit 26 Jahren andauernden Ehe. Nicht in einer Internet-Partnervermittlung habe er seine liebe Frau kennengelernt, vielmehr habe er sie beim Wichteln gewonnen.

Als Mann steht Stelter zu seiner Wehleidigkeit

Glücklich sei die Verbindung insbesondere deshalb, weil er als Mann zu seiner Wehleidigkeit stehe und es diesbezüglich keinen Streit gebe: „Wenn ich an einer unheilbaren Erkältung leide, ziehe ich mich zum Sterben aufs Sofa zurück.“

Viel Schwung brachten die „Kammerkätzchen und Kammerdiener“ auf die Bühne. Die wilden, sehr sorgfältig einstudierten Tänze hätten auch ins Aktuelle Sportstudio gepasst. Das bunt kostümierte Publikum war begeistert.

Die "Domstürmer" - Eine "naturbekloppte Band"

Das war es auch von den „Domstürmern“, einer nach Selbstauskunft „naturbekloppten Band“, die mit rockigen Liebeserklärungen an die Domstadt das Kurhaus stürmte. „Kasalla“ (Markenzeichen: Totenkopf mit Pappnase und Narrenkappe) standen dem nicht nach und lieferten eine gut eingespielte und mitreißende Vorstellung ab. Längst standen die Bad Neuenahrer da schon auf den Stühlen. Kein Wunder, dass auch Guido Cantz begeistert war.

Der Porzer Fernsehstar feiert in dieser Session sein Blondiläum: Seit 25 Jahren gehört er zur ersten Garde des rheinischen Karnevals. In knallrotem Anzug unternahm er einen Streifzug, der sich vom VW-Abgas-Skandal über Angela Merkel bis hin zu langen Ehen erstreckte. Dabei ließ er auch das Sexleben Langverheirateter nicht aus. Das sei wie Coca-Cola: Erst lecker, dann light, dann zero.

„Cat Ballou“, „Querbeat“ und die „Räuber“ sorgten schließlich für ein Finale furioso, das in einer After-Show-Party eine noch lange Fortsetzung fand. Der Tauchgang in die rheinische Seelentiefe war für so manchen erst im Morgengrauen abgeschlossen.

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