Musik in Bad Neuenahr Streicherwucht und Schafidyll

BAD NEUENAHR · Die Klassische Philharmonie Bonn spielte unter der Leitung von Heribert Beissel vor restlos gefülltem Kurhaussaal. Von Barock bis Romantik.

 Volles Haus und viel Beifall: Die Klassische Philharmonie Bonn begeisterte im Kurhaus.

Volles Haus und viel Beifall: Die Klassische Philharmonie Bonn begeisterte im Kurhaus.

Foto: Martin Gausmann

Auch das dritte Konzert der laufenden Saison war für die Klassische Philharmonie Bonn unter der Leitung von Heribert Beissel ein voller Erfolg. Das Publikum folgte der Musik ebenso aufmerksam wie beifallsbegeistert. Im großen musikgeschichtlichen Bogen vom Barock bis in die Romantik blieb bei der „Wiener Klassik“ kein Wunsch unerfüllt.

Mit Johann Pachelbels weltberühmtem Kanon hatten die Musiker das Publikum sofort auf ihrer Seite. Jeder Stimmeinsatz passte, und die Melodie schien sich bis in die Unendlichkeit zu ziehen. Weniger bekannt ist die eigentlich zur Komposition gehörende Gigue. Mit diesem flotten Tänzchen konnte man den Traum des Kanon beschwingt ausklingen lassen.

Schon zum zweiten Stück verließ Beissel sein Pult und stellte unter Beweis, dass er seinen Musikern auch ein eigenständiges Musizieren zutraut. Zwei Violinen, ein Cello und das Cembalo untermalten den Gesang von Sopranistin Helen Rohrbach zu Bachs „Schafe können sicher weiden“.

Mit wuchtigem Streicherklang erhob sich die Ouvertüre aus Georg Friedrich Händels Oper „Xerxes“ (HWV 40). Die bekannte Melodie aus der Aria trug Konzertmeisterin Ervis Gega als Soloviolinistin vor. Die abschließende Gigue ließ frühlingshafte Gefühle durch den Saal wehen. Wer sich unter dem „Laudamus te“ aus der Messe in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart ein besinnliches Stück vorstellte, der wurde durch opernhaften Koloraturgesang wieder aufgeweckt.

Beissel ließ Rohrbach viel Raum für den Gesang und schuf ein organisches Ganzes. „Was wäre Weihnachten ohne Trompete“, so der Dirigent. Ein Weihnachtskonzert vergeht natürlich nicht ohne eine Komposition für Trompete und Streicher, in diesem Fall Johann Melchior Molters Konzert Nr. 1 in D-Dur. Mal im Dialog mit dem Orchester, mal träumend und mal heftig ließ Norbert Vohn seine Trompete erschallen und erhielt dafür besonders viel Applaus.

Ganz anders der romantische Tiefgang des „Panis angelicus“ von César Franck. Ein ähnliches Schaf᠆idyll wie Bach transportierte auch das Konzert für Violine und Streicher E-Dur RV 270 von Vivaldi. Im Kontext von Weihnachten waren tanzende Hirten zu entdecken und eine Erwartung, in die das Licht der Frohen Botschaft einbricht.

Nach der feinen Innigkeit des „Laudate Dominum“ aus den „Vesperae solennes de Confessore“ von Mozart brach die Klassische Philharmonie das Protokoll und ließ die Zugabe vor dem Schlussstück stattfinden. Kurz vor Kitsch, was an Weihnachten aber verzeihlich ist, sang Rohrbach „Maria sitzt am Rosenhag“ von Max Reger und rührte damit etliche Besucher zu Tränen.

Den Schluss des Konzertes markierte die muntere Sinfonie Nr. 28 von Mozart, die mitunter sogar die Füße zum Wippen brachte. Mit der wilden Schlittenfahrt im letzten Satz kam ein Konzert zum Abschluss, das erst nach einer großen Beifallswelle sein Ende fand.

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