Nie gezeigte antike Fundstücke Sonderausstellung in der Ahrweiler Römervilla

Ahrweiler · Eine neue Sonderausstellung in der Römervilla präsentiert noch nie gezeigte antike Fundstücke aus dem Ahrkreis. Sie lagerten seit 100 Jahren im Magazin des Bonner Landesmuseums.

 Landrat Jürgen Pföhler eröffente die Sonderausstellung "Spurensuche" in der Römervilla.

Landrat Jürgen Pföhler eröffente die Sonderausstellung "Spurensuche" in der Römervilla.

Foto: Martin Gausmann

Dass die Römer an der Ahr ein feudales Leben führten, ist bekannt. Nicht zuletzt durch das vor 25 Jahren eröffnete Museum Römervilla in Ahrweiler, das über den Überresten einer „villa rustica“, eines römischen Landhauses gebaut wurde. Es war Landrat Joachim Weiler, der das Haus seinerzeit einweihte, dessen Gründung auf Funde beim Bau der Umgehung Ahrweiler im Jahr 1980 zurückgeht. Seit der Eröffnung wurden 700000 Besucher gezählt.

Es war Weilers Nachfolger Jürgen Pföhler der am Dienstagabend gemeinsam mit Museumsleiter Hubertus Ritzdorf und Kunsthistorikerin Gabriele Wolff dort eine Sonderausstellung eröffnete, die es ohne die „Archäologie der Archäologie“, wie Wolff es nannte, nie zustande gekommen wäre.

Denn sie basiert auf römischen Funden aus dem Kreis Ahrweiler von Schuld bis Waldorf, die vor mehr als 100 Jahren in den Magazinen des Bonner Landesmuseums landeten und dann in Vergessenheit gerieten. Bis Ritzdorf seine Bonner Kollegen überzeugen konnte: „Da muss doch was sein. Sucht mal.“

In den Archiven aufgestöbert

Vielleicht aus deshalb trägt die Ausstellung den Titel „Spurensuche“. Denn es sind Spuren der Geschichte einerseits, andererseits besteht sie aus von Archäologen in Archiven wieder Aufgespürtem. Oder wie Wolff bei er Eröffnung sagte: „Das ist Archäologie von ihrer besten Seite.“

Ihr Lieblingsstück ist ein steinerner Kopf, der 1913 beim Pflügen auf einem Acker bei Waldorf gefunden wurde. „Mann, Frau, Gottheit?“ Beim Betrachten stellen sich der Kunsthistorikerin mehr Fragen als es Antworten gibt. Fest steht: Der Kopf muss einst samt Helm aus Metall in einer Nische einer Villa „Auf dem Scheid“ gestanden haben. Löcher in den Augäpfeln zeugen von Bestückung mit buntem Glas oder Edelsteinen. Der Rest ist Rätselraten.

Auch darüber, wie Tongefäße in Form von Affenköpfen im zweiten bis dritten Jahrhundert aus Ägypten ins Vinxtbachtal gekommen sind. Über Römerstraßen, soviel ist klar. Und auch, dass es die „Global Player“, wie Wolff die Römer nannte, schon vor 2000 Jahren etwas mehr kostete, einen besonderen Geschmack zu haben. Entdeckte Villen bei Waldorf und Schuld, der Barweiler Tempelfund oder auch Artefakte aus Niederzissen, Holzweiler, Mayschoß, Dernau und Ahrweiler geben Aufschluss darüber, dass auf dem Land ganz schöner Luxus herrschte, inklusive Küchengeschirr aus Bronze, Fensterglas und noblem Geschirr.

Minerva war omnipräsent

Und ohne Religion ging gar nichts. Denn Minerva war schier omnipräsent, wie kleine aus Ton gepresste Statuetten aus Barweiler hinter dem Nürburgring und Waldorf in der Verbandsgemeinde Bad Breisig zeigen. Gefunden wurden zudem auch filigran gearbeitete Öllämpchen, davon eines gar in Form eine Fußpaares, die 1891 als Beigaben in sieben Gräbern im Wald zwischen Holzweiler und Mayschoß gefunden wurden und dann, qua Zuständigkeit nach Bonn, verfrachtet, im Keller des Landesmuseums in Kisten ihr Dasein fristeten.

Wenig bekannt ist über die Menschen, die einst im Ahrtal, der Rheineifel oder der Vulkaneifel lebten. Nachweisbar ist, dass der Hausherr der Ahrweiler Römervilla ein „Spieleausrichter“ gewesen sein muss. Also ein Mann, der sehr reich war und die Arena in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, so der damalige Name von Köln als Hauptstadt von Niedergermanien, mit immer neuen Attraktionen aus der damals bekannten Welt bestückte.

Abdruck eines Legionssiegels

Und in Waldorf am Vinxtbach, einst Grenzort von Obergermanien mit seiner Hauptstadt Mainz zu Niedergermanien, müssen zumindest Teile der 22. Legion Primigenia gelegen haben. Darüber gibt bei der Sonderausstellung der Abdruck eines Legionssiegels Zeugnis, der am Grenzbach, der Vinxt, die heute noch Sprachgrenze zwischen Rheinisch-Ripuarisch und Moselfränkisch ist, gefunden wurde. Diesen Fund hält der Bürger- und Heimatverein Waldorf in Ehren.

Gefunden wurde in den vergangenen anderthalb Jahrhunderten im Kreis Ahrweiler vieles. So stammen die Exponate der aktuellen Präsentation, die parallel zur Dauerausstellung läuft, auch aus der Antikensammlung von Ursula und Karl-Heinz Preuß, aber auch aus der Sammlung der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland Pfalz. Es gibt viel zu sehen bei der „Spurensuche“. Und das noch bis zum 11. November.

Öffnungszeiten:Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr am Silberberg 1 in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Kontakt unter 02641/6411. E-Mail: museum-roemervilla@t-online.de, Homepage www.Museum-Roemervilla.de.

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