Seniorenwohnungen in Ahrweiler Seniorengerechter Mietwohnungsbau soll gefördert werden

KREISSTADT · Der Seniorenbeirat der Kreisstadt tagte zur Wohnsituation der älteren Generation. Die Überlegungen sollen den älteren Bürgern helfen.

Ein optisches Warnsignal zeigt dem 88-jährigen Rolf Strohecker beim Verlassen der Wohnung an, wenn die Kühlschranktür noch offen ist.

Ein optisches Warnsignal zeigt dem 88-jährigen Rolf Strohecker beim Verlassen der Wohnung an, wenn die Kühlschranktür noch offen ist.

Foto: dpa

Bezahlbarer Wohnraum für Senioren, das war das Thema des Seniorenbeirates der Kreisstadt unter Vorsitz von Ingrid Frick. „Wohnraum ist genug da, aber meist im hochpreisigen Segment“, waren sich Frick und Bürgermeister Guido Orthen einig. “Es gibt mehr Nachfrage als Angebot“, sprach Orthen von einer durchaus angespannten Preissituation. Das sei aber in anderen Kommunen ähnlich.

Bad Neuenahr-Ahrweiler sei als Wohnstandort für junge Familien und Senioren interessant, die Stadt könne aber eine in Rheinland-Pfalz „seit 20 Jahren verfehlte Politik zum sozialen Wohnungsbau“ nicht ausbügeln. Denn sozialer Wohnungsbau finde so gut wie nicht mehr statt, sagte Orthen. Um dem abzuhelfen gelte es, Anreize zu schaffen, dass privater Mietwohnungsbau eine Chance habe. Dafür sei auch das städtische Baulandmanagement ein Instrument. Als positives Beispiel nannte Orthen das Inklusions-Projekt, dass an der Schützenstraße entstehen soll. Dort seien auch bezahlbare kleine Wohnungen vorgesehen.

Innenstadt nahes Wohnen soll möglich sein

Mosaiksteine könnten auch Wohnbauprojekte auf den Flächen sein, die die Stadt zur Refinanzierung des Hallenbad-Neubaus verkaufen will. Dort will Orthen eine Mischung aus Eigenheim- und Geschosswohnungsbau an. So etwa auf der bisherigen Südwiese des Twin oder an der Pius-Straße in der Nähe des Bachemer Sportplatz, der entgegen früherer Planungen erhalten bleibe. Innenstadt nahes Wohnen kann sich Orthen auch im Westend vorstellen. Doch die Nutzung des dortigen Areals samt Bebauung hänge davon ab, wann die Bundeswehr ausziehe. Was der Bürgermeister auf keinen Fall will, ist ein Tourismus bei bezahlbarem Wohnraum für Senioren: „Es geht um die Menschen in der Stadt, nicht um Leute aus Castrop-Rauxel.“

Als Grund für die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt führte Orthen aber auch die Ereignisse ab dem Herbst 2015 an. 400 Menschen, die ihre Heimat aus Angst vor Krieg und Gewalt verlassen hätten, habe die Stadt unterbringen müssen, teils in eigenen, teils in angemieteten Wohnungen. „400 Menschen, das sind 100 Wohnungen“, rechnete Orthen vor. Gerne griff er die Anregung von Beiratsmitglied Klaus Puchstein auf. Dieser hatte analysiert, dass 75 Prozent aller Wohnhäuser in der Kreisstadt Ein- oder Zweifamilienhäuser sind.

Einfamilienhäuser sollen teilbar geplant werden

Die Häuser seien vor vielen Jahren für Familien gebaut worden, doch wenn die Kinder aus dem Haus seien und Partner versterben würden, sei das Eigentum für viele meist nicht mehr tragbar. Puchsteins Ansatz: „Wenn diese Häuser unterteilt werden und so mehrere Wohnungen entstehen, ist beiden Seiten geholfen.“ Es gebe garantierte Einkünfte für die Witwe oder den Witwer, andererseits bezahlbaren Wohnraum für andere Senioren. Seine Strategie, Einfamilienhäuser so zu planen, dass sie mit minimalem Aufwand unterteilt werden können, nahm Orthen „gerne mit“. Denn auch er weiß: „Wer mit 30 oder 40 Jahren baut, denkt oft nicht ans Alter und ist in den Plan seines Architekten verliebt.“ Da will er in Zukunft auf die „Sensibilisierung der Bauherren setzen, die auf von der Stadt verkauften Grundstücken bauen.“ Zudem würde durch den Bau von Eigenheimen wieder Mietwohnraum frei.

Dazu brachte Orthen ein Beispiel aus einem neuen Baugebietes in Heimersheim: „Sechs von sieben Parteien, die dort gebaut haben, wohnten vorher in Bad Neuenahr-Ahrweiler zur Miete.“ So entstünde durch das städtische Baulandmanagement neben Eigentum für Häuslebauer auch wieder freier Mietraum.

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