Notfallversorgung Schnelle Hilfe trotz weiter Wege im Kreis Ahrweiler

Kreis Ahrweiler · Dem Betroffenen kommt jede Sekunde des Wartens auf Einsatzkräfte wie eine Ewigkeit vor. Doch benötigt der Bürger bei einem Unfall, Schlaganfall oder Herzinfarkt dringend ärztliche Hilfe, so sieht der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) trotz der ländlichen Struktur den Kreis Ahrweiler in Sachen Versorgung gut aufgestellt.

In mehr als 90 Prozent der Fälle kommt die Hilfe in der gesetzlichen Hilfeleistungsfrist von 15 Minuten an. Mediziner werten ein Eintreffen innerhalb von zehn Minuten nach dem Notruf als optimal. Ein SWR-Bericht, wonach 15 Prozent der Rheinland-Pfälzer mit Blick auf die festgelegte Viertelstunde unterversorgt seien, hat nicht nur Randolf Stich, Staatssekretär im Mainzer Innenministerium, zu einer Stellungnahme veranlasst, sondern auch Frank Trömel, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Ahrweiler, auf den Plan gerufen. Das Ministerium sah grundsätzlich keine Mängel beim Rettungsdienst im Land, der im Durchschnitt sogar schneller vor Ort sei als verlangt: in 7,16 Minuten. Stich betonte, „dass die gesetzliche Hilfeleistungsfrist in mehr als 94 Prozent aller Notfalleinsätze im Land erreicht wird“.

Das deckt sich mit Trömels Zahlen. „Die Hilfsfristen im Kreis werden zu über 90 Prozent eingehalten. Das Rettungssystem gerade in ländlichen Regionen ist sicher nicht perfekt und weist vereinzelt Defizite auf, die es möglichst zu beseitigen gilt. Von einer Unterversorgung kann allerdings keine Rede sein“, so der Geschäftsführer. Aktuell lägen ihm keine Beschwerden aus der Bevölkerung vor.

Das DRK betreibt auf Grundlage des behördlich erstellten Bedarfsplans Rettungswachen in Adenau, Altenahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Niederzissen und Remagen sowie bei Großveranstaltungen zusätzlich eine am Nürburgring. In Spitzenzeiten stünden der Bevölkerung planmäßig bis zu sechs Rettungswagen und drei Notärzte in Adenau, der Kreisstadt und in Remagen mit zwei Notarzteinsatzfahrzeugen zur Verfügung. Gemeinsam stemmten die Wachen im Jahr 2016 28 263 Einsätze mit 766 603 gefahrenen Kilometern.

Mehr ehrenamtliche Helfer

Zur Verbesserung der Situation auf dem Land hat das DRK schon früh versucht, mit dem Helfer-vor-Ort-Projekt das behandlungsfreie Intervall – also die Zeit vom Notruf bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes – durch qualifizierte Erste-Hilfe-Maßnahmen zu verkürzen. Von 90 ehrenamtlichen Helfern im Jahr 2003 stieg die Zahl auf heute 147 an, die jährlich rund 350 Einsätze bewältigen. „Die Finanzierung liegt allein bei uns – über Mitgliedsbeiträge oder Spenden von Bürgern und Firmen.“ So wurden in den 14 Jahren 60 Automatisierte Externe Defibrillatoren (AED) angeschafft. „Aktuell befassen wir uns mit dem Problem, dass die AED, die von den Herstellern eigentlich als wartungsfreie Geräte auf den Markt geschickt wurden, nun doch gemäß Medizingeräte-Betreiberverordnung alle zwei Jahre eine sicherheitstechnische Kontrolle durchlaufen müssen“, so Trömel. Das koste je Gerät 60 Euro und bedeute auf einen Schlag Zusatzkosten von 3600 Euro. „Behördlicherseits werden uns zwar Auflagen erteilt, eine finanzielle Beteiligung hingegen gibt es für dieses Projekt nicht“, kritisiert der Geschäftsführer.

In der Kombination, dass im Kreis Rettungswagen auch Krankentransporte durchführen und im Notfall nicht sofort einsatzbereit sind, sieht Trömel kein Problem. „Das ist ein komplexes Thema. Aber gerade in der ländlichen Ahrregion und der sich daraus ergebenden Mischfinanzierung bilden beide zusammen einen integralen Bestandteil der Daseinsvorsorge für die Bevölkerung.“ Eine Aufspaltung in zwei getrennte Systeme würde zu einer deutlichen Kostensteigerung insbesondere im Rettungsdienst führen. „Überlegungen dieser Art wurden bereits Ende der 1990er Jahre von der Landesregierung getätigt und ergebnislos niedergelegt. Wir hoffen auch, dass es so bleibt. Zumal durch diese Einheit nicht nur Rettungswagen vereinzelt Krankentransporte fahren, sondern umgekehrt im Notfall eine deutliche höhere Zahl Krankentransportwagen zur Verfügung steht.“ Durch das Kombisystem würden im Übrigen bei einer Großschadenslage mehr Fahrzeuge zur Verfügung stehen, um die Einsätze zu bewältigen.

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