Brauchtum in Ahrweiler Schützenfest sind Tage der Entschleunigung

AHRWEILER · Junggesellenschützen pflegen Tradition, die im Zentrum der Grußworte beim Fest der Junggesellen stehen. Samstag war der Hochtag der Ahrweiler Schützen.

Samstag war der Hochtag der Ahrweiler Junggesellenschützen. Und so fanden Festkommers und abendlicher Ball im vereinseigenen Festzelt auf dem Parkplatz an der Feuerwehr statt. Begonnen hat das Fest aber schon am Morgen mit einem festlichen Gottesdienst in Sankt Laurentius.

Den Kommers am späten Vormittag leitete letztmalig Hauptmann Lukas Knieps, der in seinen Begrüßungsworten auf die Proteste vieler junger Menschen in der Welt einging, wo man die Stimme gegen vielerlei erhebe. In Ahrweiler sei das ein wenig anders. Dort ziehe es die jungen Menschen nicht unbedingt weg in die Großstädte. „Hier muss die Jugend allerdings auch gemeinsam auftreten, wenn es um die Wahrung ihrer Interessen geht“, sagte Knieps und appellierte an die aus sechs Junggesellenvereinen gebildete Schützengesellschaft, bei aller Rivalität untereinander den Kontakt zu den jeweils anderen Vereinen positiv darzustellen. Zwischen den Zeilen wurde dabei deutlich, dass der ein oder andere zuletzt ein wenig übers Ziel hinausgeschossen war.

Auch Bürgerschützen-Hauptmann Jürgen Knieps sprach kleinere Differenzen zwischen seinen Schützen und den Junggesellen an und plädierte „für den weiterhin offenen Umgang“. Selbst die kleinsten Schützen, die Aloisiusjungen, offenbarten Probleme. Diese liegen laut deren Majestät Nils Herrmann aber mehr im Nachwuchsmangel.

„Alles lösbar und nicht gravierend“, fanden die Schützen. Und so standen Traditionen und eben das Schützenfest im Zentrum der Grußworte beim Fest der Junggesellen. Dabei machte Dechant Jörg Meyrer der Jugend die „hohe Bedeutung von Freiheit und Glück“ deutlich, die sich weit über die Wahlfreiheit hinaus erstrecke und „für die man Einsatz bringen muss“. Der Erste Beigeordnete der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, Peter Diewald, der gleichzeitig König der Bürgerschützen ist, dankte einmal mehr für den Auftritt aller Ahrweiler Schützen beim Großen Zapfenstreich zum 50-jährigen Bestehen der Gesamtstadt. „Eine tolle Geste“, so Diewald, „die viel positive Resonanz gebracht hat.“

Während die Weinmajestäten aus Ahrweiler, Bachem und Walporzheim das Schützenfest als „Tage der Entschleunigung in einer durchgetakteten Welt“ sahen, erinnerte der Kreisbeigeordnete Horst Gies an ganz andere Zeiten. Im 70. Jahr seit Wiederbegründung der Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg dankte Gies denen, die die Junggesellen-Schützen-Gesellschaft 1949 wieder ins Leben gerufen hatten. „Dazu gehört auch Paul Begel“, erinnerte Jürgen Knieps an den damaligen französischen Stadtkommandanten. Begel mochte alte Traditionen und erlaubte den Junggesellen von Ahrweiler im Jahr 1949, ihr Schützenfest zu feiern und die Fronleichnamsprozession zu begleiten.

Es traten noch eine ganze Reihe Redner ans Mikrofon. Für die Goldjubilare forderte Jochen Ulrich die jungen Schützen auf, sich „gegen Gleichgültigkeit und Populismus zur Wehr zu setzen“. Dass man in Reihen der Junggesellen „keine Ressentiments gegen die anderen Stadtteile“ habe, habe sich alleine durch einen aus Bad Neuenahr stammenden König im Vorjahr gezeigt, unterstrich beim Kommers die stellvertretende Ahrweiler Ortsvorsteherin, Monika Busch. Und der Lantershofener Junggesellen-Hauptmann, Tim Ley, unterstrich das große Heimatgefühl in beiden Orten.

Am Samstagabend zogen die Junggesellen dann erneut in der Stadt auf. Platzkonzert, Ehrenschießen und Parade lockten jede Menge Schaulustige auf den Marktplatz. Beim abschließenden Schützenball im Festzelt hinter der Feuerwehr ging es, wie schon am Morgen, hoch her. Zu später Stunden wurden die Sieger der Paraden gekürt. Den besten Eindruck der Jury gegenüber hatten in diesem Jahr die Junggesellen aus der Ahrhut hinterlassen. Wie „schon tags zuvor bei den Bürgern endete der offizielle Schützenfestteil der Junggesellen dann um Mitternacht mit dem Dankeszug durch die Stadt.

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