Schützen an der Ahr Schützen passen sich der Zeit an

KREIS AHRWEILER · Der Bundesverband der Schützen hat beschlossen, sich zu öffnen, damit auch Nichtchristen und Homosexuelle Schützenkönig werden können. Bezirksbundesmeister Sigmund Belz unterstrich den Willen zur Integration.

 Schützen bei der Fronleichnamsprozession in Ahrweiler: Traditionsbewusst aber auch offen gegenüber anderen Religionen und Nichtchristen. GAUSMANN

Schützen bei der Fronleichnamsprozession in Ahrweiler: Traditionsbewusst aber auch offen gegenüber anderen Religionen und Nichtchristen. GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

Beim Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) können ab sofort auch Muslime, andere Nichtchristen und Homosexuelle Schützenkönige werden. Das hat der christliche Schützenverband am Sonntag in Leverkusen mit großer Mehrheit beschlossen.

In den letzten Jahren hatte es mehrfach Diskussionen um muslimische und homosexuelle Schützenkönige gegeben. Beispielsweise hätte laut Satzung ein türkisch-stämmiger Schützenkönig im westfälischen Werl als Muslim gar nicht Mitglied werden, geschweige denn den „Thron besteigen" dürfen, da das nur Christen vorbehalten war. Ähnlich großen Wirbel verursachte der Münsteraner Schützenkönig Dirk Winter: Statt einer Frau nahm er zum Ehrentanz seinen langjährigen Lebenspartner mit auf die Tanzfläche.

Nach diesen und ähnlichen Fällen hatte der Verband mit seinen gut 1300 Ortsvereinen rund 400 000 Mitgliedern einen neuen „Orientierungsrahmen“ entworfen, der jetzt verabschiedet wurde. Über diesen hatte im Januar auch der Delegiertentag der Schützen im Bezirk Rhein-Ahr unter Vorsitz von Bezirksbundesmeister Sigmund Belz beraten.

Belz hat für den Bezirk an der Versammlung in Leverkusen teilgenommen. „In allem ein gangbarer Kompromiss, der vielen der 1300 Bruderschaften im Bund gerecht werden wird“, sagt der Bezirksbundesmeister. „Die lokalen Bruderschaften entscheiden frei, wer aufgenommen wird und damit auch Schützenkönig werden kann. Es wurde eine Basisdemokratie geschaffen. Einig sind wir uns im Willen zur Integration, ohne jegliche Form der Ausgrenzung. Wichtig dabei ist: Wir dürfen bei aller Liberalität unser eigenständiges, christliches Profil nicht verlieren.“

Im Schützenbezirk Rhein-Ahr haben die Ahrweiler Bürgerschützen schon Erfahrungen mit Muslimen. „Wir haben da kein Problem“, sagte Hauptmann Jürgen Knieps dem General-Anzeiger beim Delegiertentag, dies auch mit Blick auf verheiratete Schützenbrüder.

Klare Position zu sexueller Orientierung

Dass das Präsidium von seinen Führungskräften ein klares Bekenntnis zu einer christlichen Kirche einfordere, ist für Belz „richtig und nachvollziehbar." Ob das aber auch auf lokaler Ebene funktioniert, dahinter hatte Belz bereits beim Delegiertentag in Königsfeld ein Fragezeichen gemacht.

Die Position zu homosexuellen Königinnen oder Königen sei eindeutig. „Die sexuelle Orientierung eines Menschen gehört zu seiner Persönlichkeit und Identität und ist für die Aufnahme in eine Bruderschaft unerheblich. Homosexuelle Schützenbrüder und Schützenschwestern haben daher selbstverständlich alle Mitgliedsrechte und Mitgliedspflichten, einschließlich der Möglichkeit, die Königswürde zu erringen“, sagt Belz und erklärte, das dieses Thema in der Bundesversammlung „überhaupt nicht mehr diskutiert wurde“.

Belz merkt aber auch an: „Es wird Bruderschaften geben, je nach regionaler Situation, die beispielsweise konservativ bleiben oder andere, die sich öffnen und sich den heutigen Gegebenheiten anpassen. Nur die Geschwindigkeit der Anpassung wird zwischen Stadt und Land unterschiedlich sein. Die Ewiggestrigen werden wir auch in 100 Jahren nicht ändern.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort