Ahrweiler Freiheitswochen Schüler geben klares Statement für Europa

BAD NEUENAHR · Den Auftakt der Ahrweiler Freiheitswochen bildete eine Podiumsdiskussion von Jugendlichen mit dem Botschafter von Malta. Das Fazit der Schüler war ein klares Statement für Europa.

Wo Europaschule drauf steht, da ist auch viel Engagement für Europa drin. Klar, dass die drei Schulen im Kreis, die nach Zertifizierung den Zusatz „Europaschule“ tragen dürfen, den Auftakt zu den vierten Ahrweiler Freiheitswochen aktiv mitgestalten wollten. So traf Projektleiter Wolfgang Grambs bei den Schülern des Ahrweiler Gymnasiums Calvarienberg, des Are-Gymnasiums und der Berufsbildenden Schule (BBS) in Bad Neuenahr auf offene Ohren, als es um die Vorbereitung einer Diskussion über die Zukunft Europas ging.

Als kompetenter Gesprächspartner stand den sechs Schülern unter der Moderation von Ilka Dahlmanns und Marco Müller kein Geringerer Rede und Antwort, als Seine Exzellenz Albert Friggieri, in Berlin residierender Botschafter der Republik Malta. Das kleinste Land der EU hatte 2017 die Ratspräsidentschaft inne. Der fünf Sprachen sprechende Friggieri kennt den Kreis Ahrweiler allein durch den Umstand, dass die Stadt Adenau schon 1986 erste Kontakte zur Mittelmeerinsel pflegte. Aus dieser ersten Begegnung entwickelte sich bis heute ein reger Austausch auf allen gesellschaftlichen Ebenen und eine tiefe Freundschaft. Daher kam es 1991, unter der Beteiligung Friggieris, zur Gründung der „Deutsch-Maltesischen Gesellschaft“, die bis heute ihren Sitz in Adenau hat und die inzwischen bundesweit präsent ist.

Nach musikalischer Einstimmung durch „Vocal AREa“ begrüßte Schulleiter Heribert Schieler den Ehrengast, der zugleich Schirmherr der Ahrweiler Freiheitswochen ist, und lud zunächst zum Rundgang durch die von Are-Zwölftklässlern gestaltete Ausstellung ein. Sie hatten sich unter der Leitung von Heike Hallwig die Frage gestellt: „In welchem Europa wollen wir leben?“ Gleich, wie sich die Schüler dem Thema näherten, ob in Form eines Grenzen durchbrechenden Baums, eines Schiffs in unruhiger See, babylonischen Sprachengewirrs oder eines durch den Brexit einstürzenden Big Ben – ihr übereinstimmendes Fazit: „Wir brauchen die EU, müssen sie achten und schützen, weil wir alle in einem bunten, blühenden, toleranten Europa leben möchten und nicht in einem grauen, begrenztem Einerlei.“

„In welchem Europa wollen wir leben?“

An diesen Wunsch konnte die Podiumsdiskussion mit Botschafter Friggieri nahtlos anknüpfen. Er stellte sein 2004 der EU beigetretenes Land, einst britische Kolonie, mit 500 000 Einwohnern und 3,8 Prozent Arbeitslosigkeit, aber ohne europaskeptische Parteien vor. „Von drei Millionen Touristen im Jahr sind die Hälfte Briten“, so Friggieri. Womit die Runde sogleich beim Thema Brexit angelangt war. „Alle wollen, dass Großbritannien in der EU bleibt, zumindest, dass die Länder so enge Beziehungen wie möglich halten. Nur die Vorteile der EU zu nutzen, ohne die Pflichten zu übernehmen, das läuft nicht“, so der maltesische Botschafter.

Kritik kam von den Schülern ob der mangelnden Transparenz des Gebildes „Europa“. Friggieri nannte Positiv-Beispiele wie Reisefreiheit, Gesundheitswesen, den Wegfall der Roaming-Gebühren oder die Umweltschutz-Gesetzgebung und fand: „Man nimmt vieles als selbstverständlich hin und merkt erst, wie gut es war, wenn etwas nicht mehr funktioniert. Wer sich mehr damit befasst, der lernt die Entscheidungen des Parlaments zu schätzen. Die EU war im Ursprung ein nach dem Zweiten Weltkrieg gegründetes Friedensprojekt. Das Schlimmste, was es auf der Welt gibt, ist Krieg. Wir stehen heute am Scheideweg, ob wir Europa verbessern oder zerstören wollen“, so Friggieri. Und appellierte an die Schüler: „Es ist Eure Aufgabe, mit Eurem Enthusiasmus Ideen einzubringen, bevor wieder jedes Land seine eigene Suppe kocht.“

Am Abend eröffnete der Schirmherr die Freiheitswochen im Arp Museum. EU-Kommissar Günther H. Oettinger erhält am Sonntag in Ahrweiler den Freiheiterpreis.

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