Hilfe für Flüchtlinge Roohullah hilft und lernt

NONNENWERTH · Ein 19-jähriger afghanischer Flüchtling engagiert sich täglich am Gymnasium Nonnenwerth. Weil er aus einem "sicheren Herkunftsland" kommt, hat er keinen Anspruch auf Integrations- und Sprachkurse.

 Der 19-jährige Roohullah Haidari, ein Flüchtling aus Afghanistan, engagiert sich ehrenamtlich am Franziskus Gymnasium auf der Insel Nonnenwerth.

Der 19-jährige Roohullah Haidari, ein Flüchtling aus Afghanistan, engagiert sich ehrenamtlich am Franziskus Gymnasium auf der Insel Nonnenwerth.

Foto: E.T. Müller

Er ist schon 19 und sitzt bei den Sechstklässlern im Erdkundeunterricht, und er bekommt auch keine Note. Aber „einfach so“ ist er auch nicht dabei. Denn Roohullah Haidari möchte Deutsch lernen. Weil der gebürtige Afghane, der seit November 2015 in Deutschland ist, nach Angaben der Behörden aus einem „sicheren Herkunftsland“ kommt, hat er keinen Anspruch auf einen Integrations- respektiven Sprachkursus. Deshalb engagiert er sich seit den Sommerferien ehrenamtlich im Franziskus Gymnasium auf der Rheininsel Nonnenwerth als Teilnehmer eines besonderen Integrationsmodells in Kooperation der Schule und der Ökumenischen Flüchtlingshilfe (ÖFH).

Roohullah Haidari besucht neben dem Erdkundeunterricht gemeinsam mit Schülern unterschiedlicher Jahrgangsstufen auch die Aikido-AG der Ganztagsschule. Aber sein Tag geht schon früh los, und er ist nicht einfach nur „dabei“, sondern er hat vielfältige Aufgaben an der Schule zu erledigen. Täglich fährt er von Niederlützingen aus nach Nonnenwerth und schaut bereits am frühen Morgen, ob die Oberstufenschüler anwesend sind und, wie an der Schule üblich, die jüngeren Schüler beaufsichtigen.

Dann gilt es, etwa ein Keyboard für den Schulgottesdienst aufzubauen, in der Aula Tische für die Abi-Klausur aufzustellen oder im Sportunterricht den Jüngeren beim Auf- und Abbau der Geräte zu helfen. In der Mittagspause regelt Roohullah den Betrieb am Eingang der Cafeteria und hilft nachmittags in der Schulbibliothek. „Gemeinsam mit zwei weiteren jungen Männern, die auf Nonnenwerth ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren, hilft Roohullah überall dort, wo er gebraucht wird“, erklärt Schwester Andrea Becker, die für Schulunterricht, Schulseelsorge, Bibliothek und auch für den jungen Afghanen zuständig ist.

„Am Anfang hat er nur sehr wenig Deutsch sprechen können. Das war für beide Seiten schon eine Herausforderung“, erinnert sie sich. Nach einem halben Jahr seien seine Deutschkenntnisse weitaus besser als bei den anderen afghanischen Flüchtlingen, die bedauerlicherweise keinen Zugang zu Integrationskursen hätten, findet auch die Ökumenische Flüchtlingshilfe.

Teamwork und die vielen sozialen Kontakte zu Lehrern und Schülern bildeten die Voraussetzungen zum Erlernen der deutschen Sprache. Zudem sei es eine große Hilfe, dass sich zwei Elftklässlerinnen bereiterklärt haben, Roohullah Haidari während ihrer Freistunden weiteren Deutschunterricht zu geben.

„Er ist hochmotiviert, sehr höflich, sehr fleißig und sehr zuverlässig“, sagt Schwester Andrea Becker über ihren Schützling. Der Kontakt zu ihm sei über eine Mutter zustande gekommen, die in einer der Arbeitsgemeinschaften an der Schule engagiert ist und ehrenamtlich Flüchtlinge betreut. Der junge Afghane lerne zusätzlich mit einem Übungsprogramm auf dem Smartphone Deutsch und verstehe mittlerweile schon eine Menge, sagt Becker: „Wir hoffen, dass er bald eine Sprachprüfung machen kann und dass er nicht mehr nach Afghanistan zurück muss.“ Sein Wunsch sei es, in Deutschland eine Ausbildung zu machen.

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