Synode in Bad Neuenahr-Ahrweiler Rheinische Kirche finanziell wieder stabil

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Durch die Kirchensteuer werden Einnahmen in Höhe von 720 Millionen Euro erwartet. Warum im Etat des Landeskirchenamtes ein Loch klafft, bleibt indes offen.

 Zeigten sich dankbar gegenüber den Steuerzahlern: Oberkirchenrat Bernd Baucks (l.) freute sich mit Barbara Rudolph (2.v.l.) , Evelyne Will-Muller (2.v.r.) und Johann Weusmann (r.). Die Mehreinnahmen verschaffen der Kirche Freiräume und Rücklagen.

Zeigten sich dankbar gegenüber den Steuerzahlern: Oberkirchenrat Bernd Baucks (l.) freute sich mit Barbara Rudolph (2.v.l.) , Evelyne Will-Muller (2.v.r.) und Johann Weusmann (r.). Die Mehreinnahmen verschaffen der Kirche Freiräume und Rücklagen.

Foto: Martin Gausmann

Ganz leicht fällt es Oberkirchenrat Bernd Baucks nicht, seine Freude zu verbergen. Denn würde der "Finanzminister" der rheinischen Kirchenleitung vor der bis Freitag in Bad Neuenahr-Ahrweiler tagenden Synode gar zu große Zufriedenheit über die reichlich sprudelnden Einnahmen aus der Kirchensteuer ausstrahlen, dann würde das sicher den Sparwillen der über 200 Synodalen erheblich dämpfen.

Denn die Kirchensteuereinnahmen könnten 2015 erstmals die Grenze von 700 Millionen Euro überschreiten. Noch liegt die endgültige Abrechnung nicht vor. Aber es dürften fast 100 Millionen Euro mehr sein als ursprünglich veranschlagt. Also spricht Baucks lieber von Dankbarkeit (gegenüber den Kirchensteuerzahlern) als von Glück (im Blick auf die neuen finanziellen Möglichkeiten). Und es bleibt offen, warum im Etat 2016 des Landeskirchenamtes immer noch ein Millionenloch klafft, das aus den Rücklagen geschlossen werden muss - zumal man für 2016 mit 720 Millionen Euro Kirchensteuereinnahmen rechnet.

Baucks tut in dieser Situation das, was jeder Finanzminister in seiner Situation tun würde: Er verweist auf die Wahrscheinlichkeit, dass die Kirchensteuern nicht immer so reichlich fließen. Eine sich eintrübende Wirtschaftssituation und die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder könnten dafür die Ursache sein. Und da der Etat der Kirchenleitung (einschließlich Landeskirchenamt) durch eine 10,1-prozentige Umlage der 719 Kirchengemeinden finanziert wird, muss an der "Spitze" der 2,65 Millionen Mitglieder zählenden zweitgrößten Landeskirche weiter konsolidiert werden. Der größte Teil der letzten zwölf Millionen Euro pro Jahr ist "geschafft". Die wichtigsten Maßnahmen sind nun für Baucks die Sanierung der Versorgungskasse für Pfarrer und Kirchenbeamte.

Konkret: Bis 2022 soll die Versorgungskasse auf einem Stand von 70 Prozent Kapitaldeckung für die bestehenden Pensionsverpflichtungen sein. In den drei evangelischen Landeskirchen von Nordrhein-Westfalen scheiden in den kommenden 15 Jahren mindestens 3000 Personen, meist Pfarrer, aus. Für 2030 sind für die rheinische Kirche noch 1000 Pfarrstellen vorgesehen, was praktisch einer Halbierung der gegenwärtigen Pfarrerzahlen entspricht. Allerdings ist offen, ob man dann mangels Theologennachwuchs überhaupt noch diese Stellen besetzen kann. Geplant ist darum eine große Werbeaktion für das Theologiestudium.

Darüber hinaus sollen die Kirchengemeinden ihre Rücklagen aufstocken. Dazu ist die Kirchenleitung im Blick auf ihren Etat noch nicht in der Lage. Sie muss zum Haushaltsausgleich weiter auf vorhandene Rücklagen zurückgreifen.

Zugleich ermöglichen die sprudelnden Kirchensteuereinnahmen auch neue Maßnahmen, die aus der Sicht von Kirchenleitung und Landessynode dringend notwendig sind - etwa 1,5 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe in 2016, nachdem man bereits im vergangenen Jahr eine Millionen Euro zur Verfügung gestellt hatte. Was vor Jahren noch ein schlagzeilenkräftiges Problem war, ist inzwischen kaum noch eines. Gemeint ist das kircheneigene Beihilfe- und Bezügezentrum (bbz), das durch falsche Geldanlagen aufgrund betrügerischer Aktivitäten von außen in eine große Schieflage geraten war.

Die Landeskirche musste 20 Millionen Euro bar einsetzen, um die Firma (und damit die Kunden und die rund hundert Mitarbeiter) vor großen Schäden zu bewahren. Inzwischen beschränkt sich das bbz auf die Beihilfeabrechnung. Baucks: "Die Firma befindet sich durch die Beschränkung auf die Beihilfeabrechnung in einem ruhigen Fahrwasser."

Dank schwarzer Geschäftszahlen in 2015 konnte die Firma bereits 300 000 der 20 Millionen Euro zurückzahlen. Vorerst ist an einen Verkauf des bbz nicht mehr gedacht.

In einem Punkt ist sich der Finanzminister der rheinischen Kirche sicher: Durch die seit einigen Jahren eingeleiteten, zum Teil drastischen Sparmaßnahmen mit Aufgabe einiger kirchlicher Einrichtungen und der Streichung kirchlicher Unterstützungen, ist die rheinische Kirche zukunftssicher. Zumindest was die Finanzen betrifft. Und zugleich erhält sie neue Freiräume, um auf neue Herausforderungen von innen und außen angemessen reagieren zu können. Das entspricht auch dem von Präses Manfred Rekowski angestrebten Kurswechsel hin zu einer stabilen Kirche nach innen und einer "Kirche für andere" (Dietrich Bonhoeffer) nach außen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort