Rheinische Landessynode 2017 eröffnet Präses Rekowski plädiert für ein „trotziges Gottesvertrauen“

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Die Beratungen der 210 stimmberechtigten Frauen und Männer des rheinischen Kirchenparlaments stehen im Blick auf das 500. Jubiläumsjahr der Reformation unter dem Thema „Den Glauben zu den Menschen bringen“.

 Präses Manfred Rekowski (v.l.n.r.), Bischof Franz-Josef Overbeck und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) singen am Sonntag während des Eröffnungsgottesdienstes der 69. Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland in der Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr (Rheinland-Pfalz).

Präses Manfred Rekowski (v.l.n.r.), Bischof Franz-Josef Overbeck und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) singen am Sonntag während des Eröffnungsgottesdienstes der 69. Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland in der Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr (Rheinland-Pfalz).

Foto: dpa

Ein „trotziges Gottvertrauen“ hat am Sonntagnachmittag der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, im Gottesdienst zum Auftakt der bis zum Freitag dauernden Synode (Parlament) der mit 2,6 Millionen Mitgliedern zweitgrößten Landeskirche für die Gegenwart gefordert. Und dieses müsse mit einer „kühnen Zuversicht in das Leben“ verbunden werden, auch wenn die täglichen Erfahrungen von Leid, Elend und Gewalt eine andere Haltung nahelegten. Der Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche habe gezeigt, dass es „keinen vor Terror geschützten Raum mehr gebe.“

Die Beratungen der 210 stimmberechtigten Frauen und Männer des rheinischen Kirchenparlaments stehen im Blick auf das 500. Jubiläumsjahr der Reformation unter dem Thema „Den Glauben zu den Menschen bringen“. Zugleich soll dieses Jubiläumsjahr als „Christusfest“ den Graben der Kirchenspaltung verringern. So nahmen an dem Eröffnungsgottesdienst in der Martin-Luther-Kirche nicht nur Repräsentanten evangelischer Kirchen aus verschiedenen Teilen der Welt teil, sondern wirkten erstmals auch der katholische Bischof Overbeck (Essen) und der alt-katholische Bischof Matthias Rink an der Liturgie mit.

Als die Synodalen den Plenarsaal des Kongresszentrums zu ihrer ersten Sitzung – mit anschließendem „Abend der Begegnung“ – betraten, fanden sie auf ihren Plätzen ein 250-Gramm-Glas „Süße Ernte“ vor. Der Inhalt: Deutscher Sommerblütenhonig. Genauer: Honig von den Bienenvölkern auf dem Dach des Düsseldorfer Landeskirchenamtes, die im zurückliegenden Jahr besonders viel Honig gesammelt hatten. Eigentlich wird dieser für einen sozialen Zweck für vier Euro pro Glas verkauft. Aber die Synodalen durften ihn kostenlos mitnehmen, zumal Vizepräsident Johan Weussmann als „oberster Bienenhalter“ der Landeskirche im neuen Jahr auf eine noch reichere Honigausbeute hofft.

Als Gäste des „Abends der Begegnung“ konnte Präses Manfred Rekowski nicht nur die Vertreter aus befreundeten Kirchen in Asien und Europa sowie der katholischen und alt-katholischen Kirche begrüßen, sondern auch die stellvertretende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die westfälische Präses Annette Kurschus, und die nordrheinwestfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

Da sich die rheinische Landeskirche nicht nur auf Gebiete in Nordrhein-Westfalen erstreckt, sondern auch auf solche von Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland, kamen auch Vertreter dieser Landesregierungen zu Wort. Der hessische Kultusminister Alexander Lorz unterstrich, dass seine schwarz-grüne Landesregierung „am bewährten Staatskirchenverhältnis ebenso festhalte wie an den Formen der Kommunikation und Begegnung mit den Kirchen.“ Zugleich bat er die rheinische Kirche, dem Staat als „Partner und kritischer Mahner verbunden zu bleiben.“ Der rheinland-pfälzische Kultusminister Konrad Wolf bezeichnete es als Aufgabe der Kirchen, angesichts der zunehmenden Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit der Gesellschaft, „die Menschen für die Grundlagen ihrer Existenz empfänglicher zu machen und durch das Erinnern an die biblischen Quellen êinem kulturellen Gedächtnisverlust entgegen zu wirken.“

Mit Spannung wird am Montagmorgen der traditionelle Rechenschaftsbericht von Präses Rekowski erwartet. Dieser hatte sich vor wenigen Tagen zu einem Streitgespräch mit der Vorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD), Frauke Petry, getroffen. Rekowski: „Ich komme von einem christlich-jüdischen Menschenbild her. Für mich ist die Gleichwertigkeit jedes Menschen unaufgebbar. In Positionen von AfD-Politikern finde ich dagegen herabsetzende und menschenverachtende Äußerungen über Fremde und Muslime. Das ist für mich nicht akzeptabel. Die Positionen der AfD sind Sprengstoff für unsere Gesellschaft.“

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