Bad Neuenahr Polizei warnt vor Einbrechern

BAD NEUENAHR · Die Polizei warnt in Bad Neuenahr vor Einbrechern. Der beste Schutz: ein wachsamer Nachbar.

 Nahr Rathaus Polizei informiert Gerhard Engel (Leiter PI Nahr AW)

Nahr Rathaus Polizei informiert Gerhard Engel (Leiter PI Nahr AW)

Foto: Martin Gausmann

Vier ausgemachte Profis der Polizei sowie Udo Schumacher, Leiter des Ordnungsamtes der Kreisstadt, saßen am Mittwochabend im Rathaus Bad Neuenahr auf dem Podium, um Präventionsarbeit zu leisten und die Bürger für das Problem „Wohnungseinbruchsdiebstähle“ zu sensibilisieren. Was der zweiten Veranstaltung dieser Art – nach Ringen – nicht gerecht wurde, war das Interesse der Bevölkerung. Nur rund 15 Bürger und genauso viele Mandatsträger mit Bürgermeister Guido Orthen und dem Beigeordneten Detlev Koch an der Spitze sowie Fraktionschefs, Ortsvorsteher und Stadträte wollten zur Kriminalitätslage informiert und ihre Fragen zur Verhütung und Bekämpfung von Straftaten loswerden.

Ein Fakt zog sich wie ein Faden durch den Abend: Die Polizei kann nur so gut sein, wie die Bevölkerung aufmerksam ist und Hinweise gibt. Das gilt bei Wohnungseinbrüchen, aber auch bei allen anderen Delikten, auf die nach der Einführung von Polizeiinspektionsleiter Gerhard Engel sein Stellvertreter Wilfried Manheller einging. Viele ältere, gut situierte Menschen in der Kreisstadt sorgen leider auch dafür, dass die Zahlen der Taschen- oder Betteltrickdiebstähle steigen. „Stählen Sie Ihr Herz, Sie müssen sich von Ihrer gewohnten Hilfsbereitschaft lösen, wenn Ihnen jemand eine Spendenliste unter die Nase hält oder um Wechselgeld bittet. Lassen Sie zu Hause keinen rein, Sie haben es nicht im Griff“, so Manheller eindringlich. Er betonte aber auch mehrfach: „Sie leben in einer relativ sicheren Stadt.“

Die aktuellen Zahlen: Waren es 2015 46 Fälle von Taschendiebstahl, so liegt die PI derzeit durch tägliche Streifenpräsenz bei 22. Halten sich Körperverletzungen (260 Delikte) und Betrug seit Jahren auf gleichbleibendem Level, fällt in Bad Neuenahr-Ahrweiler die unheimlich hohe Zahl von Sachbeschädigungen ins Auge. „Der Respekt vor dem Eigentum der anderen hat nachgelassen“, bilanziert der Kriminalbeamte.

Relativ hoch sind laut Kriminalhauptkommissar Franz-Josef Hammes die Zahlen der Wohnungseinbrüche, die immer auch, wie bei der Grafschaft, der Nähe zur Autobahn gezollt sind. „Im Raum Altenahr haben wir die Problematik nicht“, so Engel. 2013 gab es im Stadtgebiet 58, davon 24 Versuche, 2014 50, 2015 dann der Boom mit 71 und mit Stand Mittwoch in diesem Jahr 46 (16 Versuche). Hammes appellierte an die Bürger, bei verdächtigen Beobachtungen keine Scheu zu haben, die Polizei sofort anzurufen. Kleine Dinge wie Licht und Radio anlassen oder draußen Bewegungsmelder anzubringen, wären neben dem wachsamen Nachbarn als bester Schutz schon hilfreich. Ralf Bernardy von der Kripo Mayen war der Mann, der Hinweisen auf Einbruchsserien und überörtliche Täter nachgeht. „Wir haben es mit sehr gut organisierten Banden zu tun und stetig steigenden Zahlen im bundesweiten Trend. Die Einbrecher legen weite Wege zurück. Die Objekte stehen nicht fest. Das Haus, das in den frühen Abendstunden unbeleuchtet ist, kommt infrage.“ Es seien auch nicht nur Einfamilien-, sondern auch Mehrparteienhäuser, geklettert wird – bevorzugt auf rückwärtiger Seite – bis in den ersten Stock.

Zur Mobilität: „Da sind wahre Logistiker zugange mit Kfz-Pools. Ein 'Scheinhalter' lässt bis zu 20 Autos auf sich zu. Das ist in Deutschland erlaubt, so lässt sich aber nicht mehr ermitteln, wer unterwegs war. Oder es wird ein altes Autos gekauft und einfach mit dem Kennzeichen des Vorbesitzers weitergefahren.“

Bernardy nannte drei Fahndungserfolge aus dem Kreis, bei dem es immer Zeugen waren, die am Ende zur Verhaftung der Täter geführt hätten. Ein Raunen ging durch die Reihen, als er die Strafen nannte, die ernüchternd waren, weil die Erwartungen der Geschädigten immer höher sind. „Ich habe Angst, abends allein durch Neuenahr zu fahren“, sagte eine Rollstuhlfahrerin, die sich mehr Polizeipräsenz wünscht. „Wir können nicht zu jeder Zeit an allen Orten sein“, so der PI-Chef, der einräumte: „Wir sind subjektiv empfunden unterbesetzt und derzeit bei einem Personaltiefstand.“ „Sie können sicher durch die Stadt fahren, sie ist nicht gefährlich“, beruhigte Manheller. „Darf ich Pfefferspray dabei haben?“, fragte die Bürgerin. „Ja, und in Notwehr auch einsetzen.“

Am Beispiel der Escher Bürgerinitiative, die mit 40 Personen Kontrollgänge macht, wollte ein Bürger wissen, wie man so etwas organisiert: „Es muss immer einen geben, der es in die Hand nimmt. Es ist viel Arbeit, die sich lohnt, aber Sie sind 365 Tage im Jahr unterwegs. Im Dorf ist das leistbar, hier in der Stadt sehe ich das nicht“, so Manheller.

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