Rückblick So lief der Verkauf des Klosters Calvarienberg

Ahrweiler · Kloster Calvarienberg: Vom Kaufangebot an die Ursulinen über das Worldcafé mit den Bürgern bis zu verhärteten Fronten mit Rat und Verwaltung. Ein Rückblick.

 Abschied von den Ursulinen mit Großem Zapfenstreich im Juni 2017.

Abschied von den Ursulinen mit Großem Zapfenstreich im Juni 2017.

Foto: Martin Gausmann

2014: Unbemerkt von der Öffentlichkeit laufen Gespräche zwischen der Landmarken AG Aachen und der Ursulinenkongregation.

30. August 2016: Es kommt zu einem notariellen Kaufangebot. Die Aachener Projektentwickler, versiert im Umgang mit denkmalgeschützten Gebäuden, wollen sich der sensiblen Aufgabe an dem für die Region immens wichtigen Ort stellen. Das gesamte Terrain umfasst 27 000, zwei unbebaute Grundstücke 11 800 Quadratmeter. „Generationenwohnen“ war von Anfang an der das Projekt umspannende Arbeitstitel.

13. September 2016:Generaloberin Schwester Maria Monheim verkündet der darob geschockten Ahrweiler Bevölkerung, dass sich die Ursulinen nach 178 Jahren aus Ahrweiler zurückziehen und nach Trier gehen – wegen Überalterung, mangelnden Nachwuchses und über den Kopf wachsenden Sanierungskosten. Neben dem denkmalgeschützten Kloster soll auch die Kirche nach ihrer Profanierung mitveräußert und einer weltlichen Nutzung zugeführt werden. Der Verkaufserlös, so der Plan, fließt in eine Stiftung, die den Fortbestand aller Ursulinenschulen, also neben Ahrweiler auch die in Aachen, Krefeld und Trier, sichern soll. Den Ordensfrauen ist es wichtig, dass das Schwesternchor von Pilgern und Gläubigen als Stätte des Gebets weiter dienen kann.

November 2016:Die Landmarken AG lädt zum Worldcafé „Kloster Neudenken“ ein. Ziel: Von den Bürgern, die den Berg kennen, Impulse erhalten und eine gemeinsame Schnittmenge finden. Fazit: „Die Ahrweiler Bürger haben ähnliche Ansätze wie wir. Die Gemeinsamkeit ist das Thema 'Wohnen'“, so Landmarken-Vorstand Jens Kreiterling. Ziel sei der Kaufabschluss im Jahr 2017.

Juni 2017:Bis auf drei Schwestern, die in Ahrweiler bleiben und sich um die Pilgerseelsorge, die Gottesdienste in der Krypta und die geistliche Begleitung kümmern, gehen alle 13 Nonnen nach Trier.

1. August 2017:Die beiden Privatschulen des Calvarienbergs stellen sich mit der Stiftungsgründung breit auf. Es handelt sich um eine kirchliche Trägerstiftung bürgerlichen Rechts, die der Aufsicht des Bistums untersteht. An den von den Ursulinen gesetzten Stiftungssockel, ans Stiftungsvermögen, darf laut Gesetz niemand ran, nur an die Zinsen. Stiftung und Förderverein müssen wiederum für Ausstattung und Modernisierung der Schulen Sorge tragen. Der Schulbetrieb ist durch Land und Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) vorgegeben und die laufenden Kosten von Land und Bistum gesichert.

23. November 2017:„Gespräche über Nutzung geraten ins Stocken“ titelt der GA. Investor und Ursulinen auf der einen sowie die Stadt auf der anderen Seite scheinen sich über das Verhältnis „Gewerbe-/Wohnfläche“ nicht einig zu sein. Die Stadt will einen höheren Gewerbe-, Landmarken einen größeren Wohnanteil. Wenige Tage später heißt es: „Sorgfalt ist oberstes Gebot, der avisierte Kaufabschluss in 2017 schon abgehakt.“ Bürgermeister Guido Orthen macht erstmals auch öffentlich seinem Unmut Luft und spricht nach Treffen hinter verschlossenen Türen von „reichlich Diskussionsbedarf“. Die Ursulinen müssten als Noch-Eigentümer vor dem Verkauf entscheiden, ob das Nutzungskonzept dem Erbe entspricht, das sie nach ihrem Wegzug Ahrweiler hinterlassen wollen. Es reiche auch bei einem Verkauf von Privat an Privat nicht, den Schulerhalt zu sichern, den städtebaulichen Rahmen jedoch der Stadt allein zu überlassen.

23. Mai 2018: Einen Tag, bevor im nicht-öffentlichen Teil der Stadtratssitzung über das Landmarken-Konzept „Ein Kloster für alle – Geschichte wird Zukunft“ beraten werden soll, stellt der Investor dem GA exklusiv die zwei Planungsvarianten vor. Sollten sich bis zum 1. November keine gewerblichen Interessenten finden, wolle man die Wohnfläche auf 77 Prozent erhöhen. Pressesprecher Kolja Linden betont im GA-Gespräch: „Wir benötigen als Signal ein klares Bekenntnis der Politik, dass unser Weg ein gemeinsamer ist, der nach vielen Gesprächen mit Kreis und Stadt zu einer schnellen Baugenehmigung führt. Wenn das nicht der Fall ist, dann sind wir raus aus dem Projekt.“ Ein Hotel, ein neuer Parkplatz hinter den Schulen und der von der Stadt gewünschte zweispurige Ausbau der steilen Straße in Richtung Maibachfarm sind da schon aus der Planung raus. Vorrang, so Landmarken, wolle man auf Wunsch der Stadt jedoch jungen Familien einräumen beim Neubau von sechs Häusern im Klosterberg und 17 Häusern im Klostergarten.

24. Mai 2018: Nach dem GA-Bericht sieht der Rat keinen Grund mehr, die Angelegenheit im nicht-öffentlichen Teil zu beraten. „Wir lassen uns nicht erpressen“, und „Wir machen keine Kniefälle vor Investoren“, lauten die Meinungen vieler Kommunalpolitiker im öffentlichen Teil. Die Fronten sind verhärtet, die Stadt rückt auch wegen des Aspekts der Sicherung der Zuwegung zu den Schulen – zu Stoßzeiten sind 1200 Schüler unterwegs – von ihren Forderungen nicht ab. Versehen mit dem Mandat soll die Verwaltung mit Landmarken und den Ursulinen weiterverhandeln, um zu einer optimierten Lösung zu kommen. Der Ball liegt seitdem wieder im Feld der Aachener Projektentwickler. Am Dienstag nun kommt ihr „Aus“.

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