Das Publikum sang einfach mit Mit Rammstein und den Toten Hosen

BAD NEUENAHR · Sieben Chöre, mehr als 200 Stimmen und 500 Zuhörer beim Kreis-Chorkonzert in Bad Neuenahr.

Zu erwarten war es nicht, und die ruhige Klaviermusik verriet zunächst nur Kennern etwas. Es folgten ein Pfeifen und verschwörerisch geflüsterte Worte zu staccatohaft angeschlagenen Akkorden: „Wer zu Lebzeit gut auf Erden, wird nach dem Tod ein Engel werden. Den Blick gen Himmel fragst du dann, warum man sie nicht sehen kann.“ Es brannten keine Mikrofone, und es wurden keine Gitarren zerstört, wie es bei Liveaufritten der Formation „Rammstein“ schon der Fall war, aber tatsächlich stand das Stück „Engel“ der eher dem Brachial- und Metal-Stil zugeordneten deutschen Band auf dem Programm beim Kreis-Chorkonzert des Kreis-Chorverbands Ahrweiler.

Und das war nicht alles: Auch „Die Toten Hosen“ und „Daft Punk“ brachte der Gemischte Chor Eintracht Birresdorf unter Begleitung von Klavier und Cajon zu Gehör. Die rund 25 Sänger legten auch optisch einen „bewegten“ Auftritt hin, indem sie auf der Bühne nach Laune mittanzten. Vor allem die Freude am Singen war es, die sie vermittelten, und durchaus gingen auch die älteren der fast 500 Zuhörer in der Konzerthalle im Bad Neuenahrer Kurhaus zu dieser Musik der härteren Gangart und aktuelleren Datums mit.

Ganz der klassischen Chorliteratur hatte sich unmittelbar davor der Männergesangverein Wehr gewidmet. Genaues Hinhören zu anspruchsvollen A-capella-Klängen war unter dem Dirigat von Kreis-Chorleiter Wilfried Schäfer angesagt. Und auch das tat das Publikum etwa bei Rolf Kerns sich passend zum Text dynamisch steigender und dann wieder abfallender „Abendruhe“, bei einem punktgenau getakteten „Das Herz“ nach der Musik von Friedrich Silcher und beim sauber intonierten „Unter der Linde“. Am Applaus war kaum zu erkennen, was dem Publikum im ausverkauftem Saal nun besser gefallen hatte. Jeder der sieben Chöre und jede der mehr als 200 Stimmen begeisterten auf ihre Weise.

Nachdem der Kreis-Chorverband das Kreis-Chorkonzert im vergangenen Jahr nach langer Pause wieder aufleben ließ, entsprach die Wirkung ganz der gewünschten. Dazu trugen interessante Arrangements bei, wie sie der Männergesangverein Bölinger Liederkranz bot, und Lieder zum Schwelgen wie „Im Prater blüh’n wieder die Bäume“, das der Männergesangverein Eintracht Westum einstudiert hatte.

An Henry Maske erinnerte der Männerchor der Chorgemeinschaft Niederzissen mit „Conquest of Paradise“ und wusste zudem mit „Ich trink dich heut schön“ zu unterhalten. Richtig eng auf der Bühne wurde es, als die Chorgemeinschaft Heimersheim als stärkste Formation mit rund 60 Akteuren auftrat.

Schon lange vorher hatte das Publikum immer mal wieder mitgesummt, auch mitgesungen. Gleich am Anfang hatten die „Zessener (B)Engel“ dafür gesorgt, dass der Funke unmittelbar übersprang. Das diesjährige Konzert begann mit jungem Schwung und Rolf Zuckowskis „Es macht Spaß, wieder mal zu singen“ und endete nach gut zweieinhalb Stunden mit dem gemeinsamen Schlusschor aller Akteure: dem rheinland-pfälzischen Sängergruß.

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