Hasso Pacyna aus Ahrweiler Mit 87 gibt er den „Lappen“ ab

AHRWEILER · Hasso Pacyna aus Ahrweiler hat kurz vor seinem 88. Geburtstag seinen Führerschein höchstpersönlich zur Polizei gebracht. "Die Vernunft siegte", sagt der Senior.

 Sarah Merten (links) und Christiane Mausberg-Henriques mit Hasso Pacyna an der Ahrweiler Wache.

Sarah Merten (links) und Christiane Mausberg-Henriques mit Hasso Pacyna an der Ahrweiler Wache.

Foto: Privat

Da staunten die beiden Polizeibeamtinnen Christiane Mausberg-Henriques und Sarah Merten nicht schlecht, als der rüstige Rentner Hasso Pacyna auf der Ahrweiler Wache klingelte und etwas loswerden wollte, das ihn seit mehr als 65 Jahren in der Brieftasche begleitete: seinen „grauen Lappen“. Freiwillig gab der seit 2013 mit Frau Marga in Walporzheim lebende einstige Chefredakteur der in Bonn erscheinenden „Landwirtschaftlichen Zeitung Rheinland“ kurz vor seinem 88. Geburtstag den Führerschein ab.

„Immer und immer wieder erfährt man aus den Medien, dass hochbetagte Menschen Unfälle mit erheblichen Schäden verursachen. Daraus habe ich persönliche Konsequenzen gezogen und nunmehr meinen Führerschein abgegeben. Das fiel mir nicht leicht, aber die Vernunft siegte und ich hege die stille Hoffnung, dass einige andere Vertreter meiner Generation sich auch zu diesem Schritt entschließen“, so Pacyna zum GA.

„Das kommt wirklich selten vor“, betont Polizeioberkommissarin Mausberg-Henriques, die überrascht, aber auch erfreut über den Besuch des n Seniors war: „Und natürlich hoffen wir, dass seinem Beispiel andere folgen werden.“ Laut Auskunft der Führerscheinstelle der Kreisverwaltung erfolgt eine Rückgabe fünf bis zehn Mal pro Jahr, kann aber auch jüngere Menschen, die krank sind, betreffen.

„Die Polizistinnen waren wirklich sehr angetan von meiner Aktion und meinten, dass das schon der richtige und vernünftige Weg sei“, sagt der 87-Jährige, der unfallfrei durchs Leben fuhr und auch für die Flensburger Verkehrssünderkartei eine glatte „Null-Nummer“ war.

Führerschein der Klasse vier im Jahr 1949

Man schrieb das Jahr 1949, als er an der Deutschen Landmaschinenschule in Warburg an einem vierwöchigen „Kursus für Einsatz, Bedienung, Pflege und Instandhaltung von Ackerschleppern mit Diesel- und Glühkopfmotoren“ teilnahm. „Krönung dieses Unterfangens war der Erwerb des Führerscheins der Klasse vier, der mir am 11. Mai 1949 ausgehändigt wurde. Nun durfte ich mit Schleppern aller Art, aber auch mit Motorrädern bis zu 250 Kubik, durch die Lande brausen beziehungsweise auf den Feldern fahren.“

Erst zwölf Jahre später – Hasso Pacyna hatte es nach der Hochzeit 1950 in dem Raum Köln-Bonn verschlagen – wurde dieser Führerschein auf Klasse drei erweitert. Dabei wurde auch das erste und letzte Mal das Passbild aktualisiert. „Gekauft wurde ein beigefarbener VW, der nicht nur dienstlich genutzt wurde, sondern der auch der auf vier Söhne angewachsenen Familie als fahrbarer Untersatz diente.“ Etliche Fahrzeuge folgten, bis der Agrarjournalist 1988 als Dienstwagen einen Renault R 21 erhielt. „Dieses Auto kaufte ich, als ich 1993 in den Ruhestand ging. Es blieb mir und ich blieb ihm mehr als 26 Jahre treu.“

So trennte sich Hasso Pacyna Anfang des Jahres von seinem R 21 und jetzt von seinem „grauen Lappen“, der so mancher polizeilichen Kontrolle standgehalten hat. „Zur RAF-Zeit war ich Bartträger, da wurde ich in Bonn schon mal rausgewunken. So mit Hände aufs Dach und erst mal abfummeln“, erinnert sich der Pensionär. „Es war nicht immer einfach, die Beamten von der Gültigkeit des Führerscheins zu überzeugen, zumal diese oft deutlich jünger waren als das vorgelegte Dokument.“

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