Apollinaris, Sinziger, Brohler und Co. Mineralwasserbrunnen im Ahrkeis haben logistische Probleme

KREIS AHRWEILER · Seit Wochen arbeiten die Mineralwasserbrunnen im Ahrkreis auf Hochtouren. Die große Nachfrage kann zwar befriedigt werden. Es gibt aber ein logistisches Problem.

 Gefragt in den Supermärkten und Getränkehandlungen: Mineralwasser.

Gefragt in den Supermärkten und Getränkehandlungen: Mineralwasser.

Foto: Hans-Jürgen Vollrath

Seit Wochen herrscht schönstes Wetter hierzulande. Auch in diesem Tagen werden wieder Temperaturen um die 30 Grad erwartet. Das verlangt dem Körper einiges ab, nicht nur, wenn er bei Sport oder Arbeit belastet wird. Viel Trinken ist eine der Devisen, am liebsten Wasser. Mineralwasser. Das löscht den Durst und enthält gesunde Mineralstoffe. Auch die Flüssigkeit selbst hat wichtige Aufgaben im Körper, sie reguliert den Blutkreislauf und die Körpertemperatur. Außerdem transportiert Wasser Nähr- und Abbaustoffe. Obwohl der Körper zu 80 Prozent aus Wasser besteht, hat er nur geringe Reserven.

Längst haben die Deutschen das Mineralwasser für sich entdeckt, der Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr lag bei 144,3 Litern, zwei Jahre zuvor sogar bei 149 Litern. Im Jahr 2000 waren es dagegen noch rund 100 Liter. Anfang der Achtziger lag der Wert unter 40 Litern pro Person und 1970 sogar nur bei 12,5 Litern. Seitdem hat sich der Mineralwasserabsatz also mehr als verzehnfacht. Entwicklungen, auf die die Brunnen reagiert haben. Wenn der Durst in den Sommermonaten besonders groß ist, gelangen die Produzenten aber dennoch an ihre Grenzen. Auch im Kreis Ahrweiler, wo die fünf Mineralwasserbrunnen Apollinaris, Sinziger, Rhodius, Tönissteiner und Brohler derzeit auf Hochtouren produzieren.

Drei-Schicht-Betrieb im Coca-Cola-Werk

Bei Apollinaris in Bad Neuenahr, das seit 2010 zum Getränkeriesen Coca-Cola gehört, wird rund um die Uhr Wasser abgefüllt. In drei Schichten an fünf Tagen. Aber auch das reicht noch nicht. „Wir legen zusätzliche Sonderschichten an den Samstagen und Sonntagen ein“, so eine Unternehmenssprecherin. Das sieht bei Tönissteiner nicht anders auch. Auch hier seien die rund 100 Beschäftigten unter der Woche im Drei-Schicht-Betrieb tätig. Und auch hier werde samstags gearbeitet, um den Bedarf einigermaßen decken zu können. Das starke Geschäft laufe bereits seit Ende März, so Geschäftsführer Hermann-Josef Hoppe. Er sieht Parallelen zum Vorjahr, auch damals liefen die Frühjahrsmonate außerordentlich gut.

Gastronomie und Handel decken sich rechtzeitig mit dem erfrischenden Wasser ein, um bei zunehmend heißeren Sommermonaten den Kunden befriedigen zu können. In zwei Schichten wird derzeit im Brohler Brunnen in Brohl-Lützing produziert. Es geht dort zwar nicht rund um die Uhr, dafür aber wurden die Schichtzeiten der Früh- und der Spätschicht verlängert, und zwar um jeweils eine Stunde. Ein großer Teil der jährlich 100 Millionen Füllungen, die die 110 Mitarbeiter in Brohl-Lützing produzieren, wird in diesen Wochen abgefüllt.

Manchmal werden die leeren Flaschen knapp

Die Bewältigung der Nachfrage mit den vielen Abfüllungen ist nicht das einzige Problem, mit dem sich die Brunnen derzeit beschäftigen müssen. Andere Faktoren spielen ebenfalls große Rollen. Stichworte sind hier „Leergut und Logistik.“ Bei manch einem Brunnen werden in den heißen Wochen die Flaschen knapp. Derzeit verlassen mehr Flaschen die Werke, als dorthin zurückkommen. Nicht nur bei Rhodius in Burgbrohl bereitet das Kopfzerbrechen. Dort werden 300 Millionen Füllungen im Jahr produziert.

Weil die Händler im Frühjahr ihre Lager füllen, dauert es mit dem Rücklauf des Leerguts. Auch beim Sinziger Brunnen fordert die Bereitstellung von Leergut einige logistische Handlungen. Weil der Brunnen am Rhein jedoch zu einer Gruppe von insgesamt fünf Mineralwasser-Herstellern gehört, kann man sich untereinander helfen. Derweil hat der Marketingleiter der Brohler Mineral- und Heilbrunnen, Thomas Huber, noch ein ganz anderes Problem im Auge: kommt das Wasser überhaupt rechtzeitig zum Händler und damit zum Kunden?

Längst haben die Brunnen den Transport ihrer Waren an Logistikunternehmen vergeben. Die aber finden immer weniger Lkw-Fahrer, die die Waren durchs Land befördern. Hohe Auflage, Termindruck, ständige Kontrolle und vergleichsweise geringe Löhne haben den Job inzwischen unattraktiv gemacht. Ein weiteres Problem, nicht nur für die Mineralwasserbrunnen.

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