"Ahrweiler Tafel" Mehr Bedürftige und gleiche Spendenzahl

KREISSTADT · Nicht nur wegen der Flüchtlinge verzeichnet die "Ahrweiler Tafel" mehr Andrang. "Der Zulauf ist generell größer", sagte Christiane Böttcher vom Caritasverband beim Förderertreffen der "Ahrweiler Tafel" in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Gleichzeitig seien aber die Lebensmittelspenden des Einzelhandels gleich geblieben. Aus diesem Grund könnten die Tafelkunden nur noch alle drei Wochen an der Ausgabe teilnehmen.

Im Jahr 2011 hätten 367 Menschen Lebensmittel von der "Ahrweiler Tafel" erhalten. Bis September dieses Jahres seien es bereits 901 Menschen gewesen. Mit den dahinterstehenden Angehörigen versorge die "Tafel" zurzeit 398 Personen in Ahrweiler und 503 Personen in Sinzig. 468 Tafelkunden seien ALG II-Empfänger, 237 Asylbewerber, 98 lebten von Grundsicherung, und 98 Kunden seien trotz Arbeit auf die Tafel angewiesen.

Die ökumenische Tafel erhalte keine öffentlichen Fördergelder für Benzin, Strom, Verpackungsmaterialien oder für die immer wieder anstehenden Reparaturen von Kühlgeräten und Tafelfahrzeug, wie Marion Eisler vom Diakonischen Werk feststellte. Auch Dekanatsreferentin Andrea Kien-Groß dankte den finanziellen Unterstützern als "wichtige Stütze für das Projekt".

Allen Förderern dankte die "Ahrweiler Tafel" an diesem Abend mit einer Urkunde. Um gute Lebensmittel nicht zu vernichten, sondern zu verteilen, brauche es die 130 ehrenamtlichen Mitarbeiter, die den Kunden auf Augenhöhe begegneten, die finanziellen Unterstützer und die verlässlichen Partner wie Supermärkten, Bäckereien, Landwirte und einen Drogeriemarkt.

In einer Positivliste soll schon bald öffentlich zu erfahren sein, welche Märkte die Tafel unterstützen, sodass jedermann seinen Discounter gezielt aussuchen könne Förderer und finanzielle Paten unterstützen laut "Tafel" neben der Lebensmittelausgabe auch die Tafel plus, denn allein das Verteilen von Lebensmitteln wäre zu wenig. "Tafel plus" gebe den Menschen ein Stück Sicherheit, Würde und Selbstvertrauen und damit die Möglichkeit, eigene Fähigkeiten wiederzuentdecken.

Die Mitarbeiterinnen seien behilflich beim Stellen von Anträgen oder begleiteten Kunden beim Gang zu Behörden oder bei der Wohnungssuche. Kochprojekte wie "Kartoffel & Co" gäben lebenspraktische Unterstützung. Dabei lernten Tafelkunden, wie sie mit Frischware viel günstiger und gesünder als mit Fertigware kochen könnten.

"Anfangs haben wir uns überlegt, wie wir die Kunden noch intensiver zum gemeinsamen Kochen bekommen. Heute gibt es eine Warteliste", sagte Pfarrer Friedemann Bach von der Evangelischen Kirchengemeinde.

Für Kinder von Tafelkunden bietet die Tafel plus das Projekt "Balu und Du" an, hauptamtlich von Christiane Böttcher geleitet. Der erwachsene "Balu", wie der Bär im Dschungelbuch, begleitet ein Kind, "Mogli", ein Jahr lang. Einmal pro Woche treffen sich beide zwei Stunden, etwa zum Spielplatz- oder Eisdielenbesuch. Obwohl Lernen nicht das Thema sei, verbessern sich die Moglis auch in der Schule.

"Wenn das eigene Kind Schreiben lernt und dabei besser in der Schule wird, ist das auch für die Mütter ein wichtiger Schritt", beschrieb Caritas-Geschäftsführer Richard Stahl den positiven Einfluss von "Balu und Du" auf das Familienleben. Zum zehnten Geburtstag der "Ahrweiler Tafel" wird es am Montag, 29. Februar, ein Begegnungsfest geben unter dem Motto "10 Jahre Ahrweiler Tafel, (k)ein Grund zu feiern."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort