Sexualduftstoffe sorgen für falsche Fährten Männchen geraten auf den Irrweg

WALPORZHEIM · Winzer in Walporzheim bringen Pheromone zum Schutz vor dem Traubenwickler aus.

 Pheromonfallen werden nahe der Rebstöcke in den Weinbergen angebracht.

Pheromonfallen werden nahe der Rebstöcke in den Weinbergen angebracht.

Foto: Martin Gausmann

. Schnell füllte sich der Platz vor der Weinmanufaktur Walporzheim am Samstagmorgen mit Winzerinnen und Winzern. Sie waren im Arbeitsdress und mit kräftigen Schuhen gekommen. Angesagt war die diesjährige Pheromon-Aktion, bei der Winzer Ampullen mit dem Sexualduftstoff des Traubenwicklers in den Wingerten aushängen. Dadurch bildet sich eine große Duftwolke, in der die männlichen Falter die Weibchen nicht finden können, eine Befruchtung bleibt aus. Und es gibt keinen Nachwuchs in Gestalt der gefräßigen Raupen, von denen in einem Sommer mehrere Generationen heranwachsen können.

Seit Jahren wenden Mayschoß und Altenahr diese umweltfreundliche Methode zur Bekämpfung eines der ärgsten Feinde in den Weinbergen mit Erfolg an. Zum dritten Mal wird sie in diesem Jahr im gesamten Anbaugebiet durchgeführt, in Mayschoß und Altenahr eine Woche später. Darum versammelten sich am Samstag wie in Walporzheim fast überall an der Ahr Winzer, nahmen Leinenbeutel mit den Ampullen entgegen, teilten die Einsatzgebiete ein und machten sich an die Arbeit in Steil- und Flachlagen.

In Walporzheim war Frank Adeneuer für die Organisation verantwortlich. Gekommen waren Angehörige und Helfer der Weingüter Adeneuer und Bier sowie der Dagernova Weinmanufaktur und der Weinmanufaktur Walporzheim. Schnell waren die Einsatzreviere eingeteilt und die Präparate ausgegeben. Und schnell machten sich die Helfer auf zum Calvarienberg und ins Ahrtal sowie in die Steillagen vom Silberberg bis zur Bunten Kuh und die Höhenlagen am Altenweg. Dazu gehören übrigens Top-Lagen wie die Walporzheimer Gärkammer und der Walporzheimer Kräuterberg.

Es ist schon ein gutes Stück Arbeit, das den Winzern abverlangt wird. Zur Bekämpfung des Schädlings muss je 20 Quadratmeter ein Dispenser aufgehängt werden. Für Walporzheim bedeutete das, 60 Hektar mit Duftstoffampullen auszustatten, pro Helfer eineinhalb Hektar. Die Methode kostet die Winzer nicht nur Zeit, sondern auch Geld und wird nicht mehr bezuschusst. 300 bis 350 Euro pro Hektar müssen auf den Tisch, da bei den schmalen Parzellen die Ränder besonders dicht abgehängt werden müssen.

Die Walporzheimer praktizieren die Methode im dritten Jahr. Wie Frank Adeneuer berichtet, haben die Winzer im ersten Jahr gute Erfahrungen mit der Methode zum Pflanzenschutz gemacht. Aber Im zweiten Jahr, 2015, wurden an einigen Stellen Schäden durch die Raupen des Traubenwicklers festgestellt, sogar in der dritten Generation. Da heißen die Raupen „Süßwurm“ und richten besonders großen Schaden an, weil die reifenden Früchte befallen werden und kurz vor der Lese nicht mehr gespritzt werden darf.

Mit bei der Aktion war Willi Beu, dessen besonderes Anliegen die Sanierung der Jahrhunderte alten Trockenmauern in Walporzheim ist. Er freut sich, dass „relativ konkret“ mit Geld für die Maßnahmen zu rechnen sei. Aber auch die Mauern unterhalb des Hauptwegs müssten saniert werden. „Wir werden noch Jahre beschäftigt sein“, stellte er in Aussicht.

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