Schauspiel in Bad Neuenahr "Les Cigales" setzt Film in Theaterstück um

BAD NEUENAHR · Wie mache ich aus einem Film ohne großes Umschreiben ein Bühnenstück? Dieser Aufgabe hat sich die seit nunmehr 16 Jahren, natürlich in ständig neuer Besetzung, agierende Theatergruppe „Les Cigales“ der evangelischen Jugend aus Bad Neuenahr in diesem Jahr gestellt.

 Generalprobe für das Stück "Pilgern auf französich", das am heutigen Samstag Premiere hat.

Generalprobe für das Stück "Pilgern auf französich", das am heutigen Samstag Premiere hat.

Foto: Martin Gausmann

Ihr aktuelles Stück, das am heutigen Samstag um 19 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus in der Wolfgang-Müller-Straße Premiere feiert, heißt „Pilgern auf französisch“ und damit genau so, wie der Film von Coline Serreau. Herausgekommen ist ein gut zweieinhalbstündiges Bühnenwerk, in dem die 16 jungen Leute im Alter von 14 bis 23 Jahren in insgesamt 23 verschiedene Rollen schlüpfen. Umgeschrieben für die Bühne wurde es von einer Theaterpädagogin aus Neuwied, wo das Stück in der jetzt gezeigten Form bereits gespielt wurde.

„Seit Schuljahresbeginn proben wir einmal die Woche, mit Beginn der Osterferien dann beinahe täglich über mehrere Stunden“, berichtete Jugendleiter Thilo Mohr. Er ist zwar auch Regisseur des Stücks, aber irgendwie hat jeder der jungen Akteure ein wenig diese Rolle inne.

Dass man sich im Ensemble von Gleichaltrigen oder Jüngeren etwas sagen lässt, freut den Jugendleiter ganz besonders. Das Stück handelt von den drei Geschwistern Clara, Chloe und Pierre. Nach dem Tod ihrer Mutter erfahren sie, dass ihnen nichts vererbt wird, es sei denn, sie unternehmen eine gemeinsame Pilgerwanderung über fast 800 Kilometer auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Die drei sind entsetzt, sind sie doch seit Jahren zerstritten.

Aber das Geld können alle gut gebrauchen und so machen sie sich zusammen mit fünf weiteren Pilgern und einer Reiseleiterin auf den Weg. Schnell stellt sich heraus, dass die drei beileibe nicht die Einzigen sind, die eher widerwillig auf dem Jakobsweg wandern. Von Gruppengefühl und Gemeinschaft keine Spur. Doch die Reise ist lang, voller Entbehrungen, Blasen an den Füßen und harter Betten.

Und nach und nach muss sich jeder seinen Problemen stellen: Clara der Tatsache, dass sie vor lauter Lehrauftrag den Menschen aus den Augen verloren hat; Pierre, der vor lauter Arbeit als Manager hilflos zusieht, wie seine Frau in den Alkoholismus abdriftet; Chloe, die den Weggang des Vaters nicht verkraftete und ebenfalls dem Alkohol verfallen ist. Und dann sind in der Pilgergruppe auch noch Wanderführerin Jolie, die von ihrem Mann betrogen wird, Analphabet Ramzi, der glaubt, nach Mekka zu pilgern oder der an Krebs erkrankte Mathieu.

Eindrucksvoll gelingt es dem Ensemble, die Charaktere mit all ihren Eigenschaften darzustellen. Die ständigen Szenenwechsel des Films setzen sie mit einer Vielzahl klug ausgetüftelter Umbauten des Bühnenbildes um. Den roten Faden verliert der Zuschauer trotz der zahlreichen Mini-Pausen jedenfalls nicht.

Auch wegen der immer noch anhaltenden Popularität des Jakobswegs erhoffen sich die jungen Darstellerinnen und Darsteller, den Rekord von 450 Besuchern der drei letztjährigen Aufführungen noch zu übertreffen.

Weitere Aufführungen: Nach der heutigen Premiere ist das Stück am Freitag, 5. Mai und Samstag, 6. Mai, noch einmal zu sehen. Los geht es jeweils um 19 Uhr. Karten gibt es ausschließlich an der Abendkasse des evangelischen Gemeindehauses.

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