Osterhoffnung ist spürbar Konzert in der Martin-Luther-Kirche Bad Neuenahr

BAD NEUENAHR · Musik zur Passionszeit: Die durch die Grippewelle dezimierte Evangelische Kantorei und Organist Christoph Anselm Noll präsentieren in der Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr Werke von Johann Sebastian Bach, aber auch Gallus Dressler.

Unter dem Titel „Da Jesus an dem Kreuze stund“ haben Organist Christoph Anselm Noll und die Evangelische Kantorei Bad Neuenahr unter der Leitung von Andrea Stenzel die Geistliche Abendmusik als Musik zur Passion in der gut gefüllten Bad Neuenahrer Martin-Luther-Kirche gestaltet. Ergänzt wurde sie durch geistliche Impulse von Pfarrer Friedemann Bach, die das Kreuzesgeschehen in der heutigen Zeit bedachten.

Die Grippewelle macht auch vor Musikern nicht Halt, und so musste Stenzel mit einer zur Hälfte dezimierten Mannschaft auftreten. An der Qualität der Darbietung änderte sich deshalb jedoch nichts. Orgelklänge zum mottogebenden Stück: Mit einem Werk von Samuel Scheidt hob das Konzert an. Noll spielte die Melodie im Sinne des Komponisten in sechs Versen durch alle Lagen durch und interpretierte „Da Jesus an dem Kreuze stund“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln bedächtig, aber auch mit hoffnungsvollen Akzenten. Mit großer Chromatik endete das Stück.

Dann sang die Kantorei das Passionslied, bevor die Interpretation von Johannes Sebastian Bach diesen Teil abschloss. Im BWV 621 aus seinem Orgelbüchlein vereint der Thomaskantor die Melodie mit einer durchlaufenden Begleitung, die im Textbild durch ihre Abstände kleine Kreuze bildet. „Christus, der uns selig macht“ BWV 620 kam wuseliger daher und transportierte Schmerz, aber darin auch Erhabenheit.

Geistliche Impulse von Pfarrer Bach

Der Choral ist ein Passionsbericht, der unter dem Motto der Schrifterfüllung in einen ergebenen Schluss mündet. „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ BWV 622 hat Bach als ruhige Besinnung für die Zuhörer komponiert und mit einem markanten Schluss garniert. Der Choral nahm mit seiner brillanten Polyphonie die Zuhörer gefangen. Mit der Chor-Motette „Welt ade, ich bin dein müde“ kam auch ein Vorgänger Bachs zu Gehör: Johann Rosenmüller.

Zwei Texte von Gerhard Engelsberger und ein Text von Erich Hornstein bildeten die Impulse von Pfarrer Bach. Die Kreuzeserfahrung wird darin kontrastiert mit den Todeserfahrungen unserer Gesellschaft. Schweigen wird als Haltung angeprangert, die das Wegsehen begleitet, wo auch heute noch Christus gekreuzigt wird. Der Vorhang, der zum Todeszeitpunkt Jesu zerrissen danieder fällt, wird zum Symbol des umstürzenden Neuanfangs, den Gott setzt.

Auch musikalisch strahlte gegen Ende des Konzerts die Osterhoffnung am Horizont auf. Gleich zweimal hat Bach dem Christus-Lamm in seinem Orgelbüchlein ein Denkmal gesetzt. „O Lamm Gottes, unschuldig“ BWV 618 hat seine Melodie im Bass und spannt darüber lauter kleine Bögen auf, die zum einen den Lauf der Musik gewollt verzögern, zum anderen ein großes Gebäude an Tönen errichten.

„Christe, du Lamm Gottes“ BWV 619 steht daneben als homophones Kleinod. „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ hieß es schließlich bei Gallus Dressler. Den Schlusspunkt setzte das große „Präludium und Fuge“ in h-Moll BWV 544 mit Pedal-Akzenten und endlosem Kontrapunkt. Der Applaus war den Musikern trotz widriger Umstände gewiss und lang.

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