Hirtenmusik und Hummelflug Klassische Philharmonie Bonn im Kurhaussaal Bad Neuenahr

BAD NEUENAHR · Mit einem musikgeschichtlichen Querschnitt durch 250 Jahre klassische Musik und einem kompositorischen Reiseweg durch ganz Europa hat die Klassische Philharmonie Bonn unter Leitung von Heribert Beissel erneut die Ränge im Kursaal in Bad Neuenahr gefüllt.

 Spielte ihre Parts virtuos: die Pianistin Julia Kociuban.

Spielte ihre Parts virtuos: die Pianistin Julia Kociuban.

Foto: Martin Gausmann

Die musikalische Reise begann im England von Georg Friedrich Händel. Zwischen Dramatik, Feierlichkeit und Majestät bäumt sich das Orchester zu Beginn des „Concerto grosso“ Op. 6,1 auf. Wie auch für den Rest des Konzerts war Dialog das bestimmende Stilmittel. Gerade noch spielte das Orchester als Ganzes, schon übernahmen Ervis Gega, Lilit Schupmann (Geige) und Lev Gordin (Cello) das Zepter. Dialogpartner in Wolfgang Amadeus Mozarts Klavier-Konzert Nr. 17 KV 453 war Solistin Kociuban. Mit klarem Anschlag, aber ohne Starallüren trat sie in engen Kontakt mit den anderen Musikern, verzauberte die Zuhörer jedoch zusätzlich mit einer traumhaften Kadenz.

Der zweite Satz erinnerte mit seiner Harmonik fast schon an Musical-Melodien mit einer großen Bandbreite an Emotionen, bis hin zur tiefen Traurigkeit. Der Applaus fiel dermaßen lang und begeistert aus, dass die Pianistin unmöglich den Saal ohne Zugabe verlassen durfte. Noch einmal so laut wurde der Applaus nach dem kurzen, aber heftigen „Hummelflug“ von Nikolai Rimski-Korsakow.

Nach Frankreich ging es mit den „Valses nobles et sentimentales“ von Maurice Ravel. Die moderne Tonsprache war spürbar nicht die Sache jedes Besuchers, Beissel und seinen Musikern gelangen die Stücke jedoch als pittoreske Panoramen, welche den Bogen der 20. Jahrhundert-Musik nie überspannten. Am Ende blieb der Eindruck eines fast spöttischen Blicks des Franzosen auf die Musikart, die Wien so sehr prägt.

Auch den letzten Klassikfan hatten die Bonner aber mit dem Schlussstück wieder im Boot. Antonin Dvoráks „Böhmische Suite“ op. 39 bot alles, was das klassische Herz begehrt. Wie eine Kamerafahrt über die Landschaft Böhmens hob das Präludium im Hirtenklang an. Zur Polka tänzelte Beissel an seinem Notenpult Die Holzbläser hatten ihren Auftritt im Menuett und die Romanze ließ große Melodiebögen aus der Tiefe steigen.

Nach dem doppelten Schluss platzte aus einigen Besuchern das „Bravo“ förmlich heraus und Beisssel musste sich Mal um Mal wieder verbeugen, da der Beifall schier nicht enden wollte.

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