Neupflanzungen sollen Klimawandel trotzen Kinder pflanzen Flatter-Ulme im Kurpark in Bad Breisig

KREIS AHRWEILER · Passend zum Welttag des Baumes haben Kinder mit Bad Breisigs Bürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch und Förster Bernd Hoffmann im Kurpark eine Flatter-Ulme gepflanzt.

Donnerstag ist der Welttag des Baumes, ausgerufen von der Vereinten Nationen. Er soll an die Bedeutung von Bäumen und Wäldern für Leben und Wohlbefinden der Menschen erinnern. Passend dazu haben Kinder mit Bad Breisigs Bürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch und Förster Bernd Hoffmann am Mittwoch im Kurpark eine Flatter-Ulme gepflanzt. Und auch in Remagen wurden neue Bäume gefeiert: Der Ökologiekursus der Integrierten Gesamtschule Remagen hat 15 von Unternehmen gespendete Obstbäume gepflanzt und will damit die Grundlage für eine Streuobstwiese an der Schule schaffen.

Nicht nach Feiern ist jedoch den Forstleuten im Kreis Ahrweiler zumute. Nach dem Hitzesommer ist der Wald gestresst, vom Borkenkäfer angefressen und von Winterstürmen durchgeschüttelt. Alleine im Forstamt Adenau, das auch für die Mittelahr bis zur Kreisstadt zuständig ist, starben im vergangenen Jahr rund 55 000 Bäume ab. Forstleute und Waldbesitzer versuchen daher, durch Pflanzung klimastabilerer Mischbaumarten die Wälder bestmöglich zu stabilisieren.

„Früher war der April der klassische Frühlingsmonat, um Bäume zu pflanzen“, erklärt Förster Dietmar Ebi vom Forstamt Adenau. „In den vergangenen Jahren und auch diesmal mussten wir aber erleben, dass das Frühjahr mit Temperaturen über 20 Grad schon im Februar begann. Die Nachricht, dass sich unser Klima verändert, ist nicht neu. Darum sind wir auch schon seit Jahren dabei, den Wald auf den Klimawandel vorzubereiten. Aber die Geschwindigkeit der Klimaveränderungen und die Heftigkeit der Folgen für den Wald, wie Trockenheit, Sturmschäden und Borkenkäferbefall, erschüttern uns“, so der Forstexperte.

Das Problem umschreibt Ebi so: „Bäume können nicht weglaufen.“ Sie seien ortsfest und müssten sich an neue Bedingungen anpassen. Für eine solche Anpassung benötigten komplexe Ökosysteme wie der Wald normalerweise viele Generationen.

Im Wald dauerten Generationswechsel jedoch 100 bis 200 Jahre oder länger. Daher hätten Wälder es schwer, mit den Klimaveränderungen Schritt zu halten. „Anders als im Gartenbau oder in der Landwirtschaft kann der heutige Wald nicht im nächsten Frühjahr einfach durch eine klimafestere Baumartenmischung ausgetauscht werden“, sagt Ebi.

Die Forstleute unterstützen daher den Wald bei der Anpassung an den Klimawandel. „Wir setzen dabei verstärkt auf standortangepasste Laub- und Nadelbaumarten, die sich möglichst natürlich verbreiten sollen“, sagt Ebi. Gepflanzt werde auf entstandenen Kahlflächen und dort, wo ein Baumartenwechsel ohne aktive Unterstützung der Forstleute von Natur aus viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern würde.

Im Wald der Zukunft sollen viele alte Bekannte wachsen: Buchen, Eichen, Weißtannen, Kiefern, Linden, Birken und Küstentannen. Zusätzlich werde Saatgut aus wärmeren und trockenen Regionen eingesetzt. Zum Beispiel Eichensaatgut aus Kroatien, denn dort herrsche heute schon ein Klima, das in Zukunft für Deutschland erwartet werde. „Vielfalt ist Sicherheit. Je größer die Zahl der Baumarten in einem Wald ist, desto geringer ist das Risiko für den Wald, wenn eine einzelne Baumart die Veränderungen nicht bewältigt“, erklärt Förster Ebi das Vorgehen.

Um zukünftig eine größere Vielfalt an Baumarten für unterschiedliche Standort- und Klimabedingungen zu haben, würden auch fremde Baumarten wie der Tulpenbaum, die Baumhasel oder die Schwarznuss erforscht. Dies seien nur einige der Baumarten, die für das Klima der Zukunft geeignet scheinen und die bereits seit vielen Jahren aus Parkanlagen bekannt seien. So stehen an der Lindenstraße in Bad Neuenahr zum Beispiel Schwarznussbäume.

Der Aufbau möglichst klimastabiler Wälder durch die Forstleute kann nach Ansicht von Ebi aber nur ein Teil der Problemlösung sein. In Rheinland-Pfalz sei die Durchschnittstemperatur gegenüber dem vorindustriellen Niveau bereits um 1,6 Grad Celsius gestiegen. Bei einem ungebremsten Temperaturanstieg komme das Ökosystem früher oder später an seine Grenzen. Daher müssten auch die Anstrengungen im Bereich Klimaschutz erhöht werden: „Neben den erforderlichen politischen Weichenstellungen kann jeder im Alltag einen Beitrag zu mehr Klimaschutz leisten. Das entlastet den Wald und dazu möchten wir die Menschen ausdrücklich ermuntern“, wirbt Ebi um Unterstützung. Die junge Generation mache mit „Fridays-for-Future“ aktuell deutlich, wie wichtig ihr Klimaschutz für eine lebenswerte Zukunft sei. „Zu dieser lebenswerten Zukunft gehören Bäume und der Wald in ganz besonderem Maße“, sagt Ebi.

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