Kommentar zur Ahrweiler Tafel (K)ein Grund zum Feiern
Unglaublich, aber laut neuester WWF-Studie wahr: Die Deutschen werfen 313 Kilo Lebensmittel weg – pro Sekunde. Eine Tragödie angesichts der Tatsache, dass allein im Kreis Ahrweiler die Zahl der Tafel-Kunden im Dezember die Schallmauer von 1000 durchbrochen hat.
Als Grund muss nicht der Zustrom von Flüchtlingen herhalten – konfessionsübergreifend leben die Akteure nach der Devise „alle Menschen sind gleich“ – sondern es sind die „alten“ Mitbürger, von denen mehr und mehr in Hartz IV abrutschen.
Kein Wunder, dass der zehnte Geburtstag zwar in Form eines Begegnungsfestes begangen wird, aber es eigentlich keinen Grund zum Feiern gibt.Aus einer Idee ist ein mittelständisches Unternehmen geworden und jeder Unternehmer würde ob der Vervierfachung seiner Zahlen in zehn Jahren triumphieren. Der Tafel-Mannschaft mit rund 120 Helfern bleibt dagegen der Jubel im Hals stecken. Eine große Säule macht die Altersarmut aus, die sich aufgrund demografischer Fakten nicht abbauen lässt. Oft sind es Seniorinnen, die mit 404 Euro im Monat zum Sterben zu viel, zum Leben aber definitiv zu wenig haben.
Und: Es trifft immer mehr Kinder.Finanziert nur über Spenden, bleibt der Erhalt jeder weiteren Aktion, jedes zusätzlichen Angebotes wie „Tafel Plus“ ein Vabanquespiel. Weil das Mindeshaltbarkeitsdatum der Ahrweiler Tafel nie abläuft, muss mit Politik und Wirtschaft eine gemeinsame Lösung gefunden werden. Daher war es richtig, die Politiker beim Geburtstagsfest aufs Plenum zu setzen.
Das hatte nichts mit Wahlkampf, sondern mit Suchen nach Lösungen zu tun. Die „große“ Politik muss die Stellschrauben so drehen, dass der Nutzerstrom nicht noch mehr wächst. Und die „kleine“ Politik vor Ort? Sie könnte mit ganz lapidaren Dingen wie der Befreiung von Müllgebühren oder mit Parkausweisen für Ehrenamtliche konkrete Hilfen leisten.
