Jubiläum in Ahrweiler Königsglied der Bürgerschützen wird 200 Jahre alt

AHRWEILER · Das Königsglied der Ahrweiler Bürgerschützen feiert sein 200-jähriges Bestehen. Eine Rebellion in den 1990er Jahren trug Früchte: Das Königsglied verzeichnete seither einen beachtlichen Mitgliederzuwachs.

 Feiern 200 Jahre Königsglied: Beiratssprecher Christoph Smolenski (r.) und Bürgerschützenkönig Peter Diewald (l.).

Feiern 200 Jahre Königsglied: Beiratssprecher Christoph Smolenski (r.) und Bürgerschützenkönig Peter Diewald (l.).

Foto: Martin Gausmann

Wenn man an den Ahrweiler Schützenfesttagen überall in der Altstadt Männer in grünen Uniformen mit weißen Hosen erblickt, dann tauchen auch Männer in schwarzen Anzügen mit Zylinder auf dem Kopf auf. Das sind Mitglieder des Königsglieds. Dieses ist vor 200 Jahren aus den Schützen entstanden, die der König als Auszeichnung zu seiner Tafel geladen hatte. Erste genannte Personen sind für 1819 der Königlich Preußische Landrat Franz Heinrich von Gruben, der königlich preußische Sekretär Honecker und der königliche Forstmeister Schenk. Damals wurden zum Königsglied nur Beamte und Akademiker zugelassen. Heute ist das mittlerweile 130-köpfige Königsglied für jeden offen und der größte Zug der mehr als 700 Ahrweiler Bürgerschützen.

Das 200-jährige Bestehen wurde am Wochenende nach einem Festhochamt mit Präses Jörg Meyrer in Sankt Laurentius groß gefeiert: im Klosterhof und im alten Speisesaal des Internats Calvarienberg. Dazu begrüßte Christoph Smolenski als Vorsitzender des Zugbeirats auch die Ursulinenschwestern Maria Monheim und Roswitha Maria Schmitz. Diese hatten die Feier im ehemaligen Kloster ermöglicht.

Smolenski sprach vom gewaltigen gesellschaftlichen Wandel in den 200 Jahren des Bestehens des Königlieds, vom Eintritt ins industrielle Zeitalter und von zwei Weltkriegen in dieser Zeit.

Er erinnerte aber auch an die 1990er Jahre, als eine Gruppe jüngerer Schützenbrüder das Königsglied reformierte, was zu einem beachtlichen Mitgliederzuwachs führte. Peter Diewald dankte als aktueller Bürgerschützenkönig eben diesen Schützen für ihr Engagement für das Königsglied, aber auch dafür, dass der Zug auch heute noch seine ursprüngliche Rolle als Königsbegleiter ernst nehme.

Leitgedanke war einst das beschützen der Menschen

Landrat Jürgen Pföhler erinnerte daran, dass der Leitgedanke zur Gründung von Schützengesellschaften einst das Beschützen der Menschen und der Gemeinschaft war. Pföhler betonte die enge Verbindung von Königsglied und dem fast gleichaltrigen Kreis Ahrweiler durch die Präsenz des Landrats Freiherr Franz von Gruben, der sich im Jahr 1819 als Erster in das Königsglied einschrieb. Für Bürgermeister Guido Orthen zeigte das Jubiläum, dass "die Schützen bereit sind, das Erbe der Gründer des Königsgliedes zu ehren und weiterzuführen".

Festredner und Ex-König Hans-Georg Klein ging auf illustre Persönlichkeiten und Vorkommnisse des Königsgliedes ein. Er beleuchtete Landrat von Gruben, dem die Ahrweiler Schützen seinerzeit von Bürgermeister Peter Matthias Kesseler als Institut aus "alten Männern" gemeldet wurde. Der Landrat schien sich über den Bürgermeister geärgert zu haben, betraf es doch die Gesellschaft, der schon sein Urgroßvater angehörte. Im nächsten Jahr trat der Königlich Preußische Landrat Franz Heinrich von Gruben zusammen mit seiner Entourage als erster in das neue Königsglied ein. Der Bürgermeister wurde 1819 abgelöst.

Klein erinnerte weiterhin an den Geheimen Sanitätsrat Carl von Ehrenwall, der 1883 in das Königsglied eintrat, 1892 Schützenkönig wurde und anschließen der Gesellschaft bis 1933 als Chronist diente.

Die aktuelle Situation beschrieb Klein so: "Als ich 1988 ins Königsglied eintrat, kam ich mir ziemlich verloren vor. Es gab Schützenbrüder, die waren so vornehm, die sagten zu sich selbst Sie. So kam es, dass 1992 einige jüngere Mitglieder des Königsgliedes eine Rebellion anzettelten, und die starren Strukturen aufbrachen. Darum ist das Königsglied heute ein quicklebendiger Zug."

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