Syrische Friseurin in Ahrweiler Jetzt sollen auch Herrenköpfe gestylt werden

AHRWEILER · Die in Ahrweiler lebende Syrerin Fidan Hesso trainiert im Handwerksbildungszentrum Haarschnitte für Männer, damit sie in Deutschland als Friseurin arbeiten kann.

Will künftig auch Männern die Haare schneiden.

Will künftig auch Männern die Haare schneiden.

Foto: Handwerkskammer

Sie hat Angst um ihre Familienangehörigen, die in einem syrischen Dorf nahe der zertrümmerten Stadt Aleppo leben. Denkt sie an ihre Heimat, füllen sich ihre Augen schnell mit Tränen: „Ich denke an sie, wenn ich schlafen gehe und aufwache“, sagt die syrische Friseurin Fidan Hesso. Sie lebt seit vier Jahren in Ahrweiler. Bei allen Ängsten und bei allem Verdruss: Hier arbeitet sie eifrig an ihrer Zukunft.

Ihr Ehemann, der bereits seit 20 Jahren in Deutschland zu Hause ist, hat sie bei seinem Besuch in Syrien kennengelernt. Die 39-jährige Friseurin ist mit ihm an die Ahr gezogen. Gesundheitliche Probleme ihres Mannes hatten ihr allerdings einen früheren beruflichen Neuanfang in Deutschland verwehrt. Jetzt möchte sie durchstarten und dabei nach den in Deutschland üblichen Qualifikationen arbeiten. Für Fidan, die in Syrien ausschließlich Damen frisiert hat, ist das ein großer Schritt.

Noch nie hat sie einen Herrn gestylt. „In Syrien ist es üblich, dass zwischen Damen- und Herrenfriseuren unterschieden wird. Meine Ausbildung, die ich mit einem Zertifikat abgeschlossen habe, beinhaltet nur das Damenfach. Ich möchte aber einmal in einem Friseursalon als vollwertige Fachkraft arbeiten und auch männliche Kunden bedienen können“, sagt sie.

Fidan könnte in einem Salon Arbeit finden und nur Damen frisieren. Das möchte sie aber nicht. „Ich lebe in Deutschland und will hier in meinem Beruf arbeiten. Eine deutsche Ausbildung im Friseurhandwerk umfasst beide Sparten. Das möchte ich ebenso leisten“, betont sie. Die Handwerkskammer (HwK) Koblenz überprüft im Ausland erworbene handwerkliche Berufsqualifikationen auf ihre Gleichwertigkeit nach dem Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz. „Die Anpassungsqualifizierung wird durch Mittel des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Europäischen Sozialfonds im Rahmen des Programms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ gefördert“, berichtet die Handwerkskammer.

Fidan benötigt die Anpassungsqualifikation im Männerfach. Jetzt trainiert sie immer montags im HwK-Berufsbildungszentrum in Rheinbrohl unter Anleitung von Friseurmeisterin Sandra Dorfey männliche Übungsköpfe zu schneiden und zu frisieren. Ihr Ehemann hat sich übrigens bereits als Modell zur Verfügung gestellt. Weitere Modelle werden folgen. Die HwK-Dozentin bescheinigt ihrer Schülerin Ehrgeiz und Fleiß. „Sie möchte lernen und ist für jeden Tipp dankbar.“

Wenn Fidan die Gleichwertigkeit bescheinigt wird, ist sie ihrem Traum, einmal den Meisterbrief in ihrem Handwerk zu erwerben, ein großes Stück näher. Der Gedanke an ihre berufliche Zukunft zaubert der Syrerin wieder ein Lächeln ins Gesicht.

Informationen zum Gleichwertigkeitsfeststellungsverfahren bei der HwK-Koblenz, 0 26 35/9 54 67 01, Fax -984, Michael.Mueller@hwk-koblenz.de; www.hwk-koblenz.de

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