Tag der offenen Weinkeller im Ahrtal Im Wohnzimmer der Winzer

KREIS AHRWEILER · 1700 Besucher erkundeten am Samstag 18 Betriebe beim „Tag der offenen Weinkeller“ zwischen Mayschoß und Bad Neuenahr. Shuttlebusse fuhren die interessierten Gäste von Weingut zu Weingut.

 Im historischen Kellergewölbe des Recher Weinguts Sankt Nepomuk probierten die Gäste an drei Stationen. GAUSMANN

Im historischen Kellergewölbe des Recher Weinguts Sankt Nepomuk probierten die Gäste an drei Stationen. GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

Kein Keller blieb leer und keine Kehle trocken. Der Ansturm beim „Tag der offenen Weinkeller“ ist auch im sechsten Jahr ungebrochen gewesen. Binnen Stunden waren zum Vorverkaufsstart im vergangenen August alle 1700 Probenpässe ausverkauft, die zum Blick hinter die Kulissen von 18 Wein erzeugenden Betrieben im Ahrtal berechtigten – inklusive Transport mit Shuttlebussen zwischen den Veranstaltungsstätten, Verkostung von je drei Weinen und auch oft einer Kellerführung. Kunst, Kulinarisches, Musik und Sonderaktionen gab es außerdem.

Zwischen Bad Neuenahr-Ahrweiler, Mayschoß und der Grafschaft herrschte vielerorts Hochbetrieb im „Heiligtum“ der beteiligten Privatwinzer wie Genossenschaften. „Im vergangenen Jahr hatten wir 40 Teilnehmer hier, diesmal waren es um 11 Uhr schon 150“, sagte Arnd Kleinertz vom Weingut Brogsitter in Gelsdorf, das erst zum zweiten Mal bei dem Aktionstag mitmachte.

"Viele Neulinge und ein sehr interessiertes Publikum“, hatte nicht nur er ausgemacht. „Mit vielen jungen Leuten und vielen, die zum ersten Mal dabei waren“, hatte zudem Ahrweinkönigin Theresa Ulrich bei ihren Besuchen in den Betrieben gesprochen. Und viele Besucher staunten, wie unterschiedlich die „Wohnzimmer der Winzer“ doch aussahen. Schließlich besichtigten sie auch Keller von Betrieben mit Rebflächen von zwei bis rund 150 Hektar.

Bei Brogsitter in Gelsdorf standen sie vor Edelstahltanks mit einem Fassungsvermögen von 27 000 Litern und vor einer vollautomatischen Traubensortiermaschine, „die mittels drei Kameras Blätter, Stiele oder unreife Beeren im Lesegut erkennt und mittels Luftdruck herauspustet“, wie Kellermeister Elmar Sermann erklärte. Die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr öffnete ihr neues Edelstahl-Tanklager mit einem Fassungsvermögen von 1,3 Millionen Litern, und die Dagernova Weinmanufaktur präsentierte ihre moderne Abfüllanlage „in Aktion“. Zwischen blitzblanken Stahltanks und alten Eichenfässern bewegten sich die Gäste, mal in hellen, weitläufigen Hallen und dann in heimeligen Gewölben, die oft stimmungsvoll beleuchtet waren.

Neun Hektar bewirtschaften der Dernauer Kellermeister Alexander Weber und sein Team für das Bio-Weingut Maibachfarm oberhalb des Klosters Calvarienberg. Weber führte durch den modernen Weinkeller, bevor Spät- und Frühburgunder zur Live-Musik der Band „Barlala“ zu Wildspezialitäten aus dem Smoker probiert werden konnten.

Ganz außerhalb der Erntezeit hatte Wolfgang Schulze-Icking vom Recher Weingut Max Schell die Weinpresse hervorgeholt und den Fasskeller mit Rebholz und Kerzen dekoriert und sogar einen Teppich ausgelegt, auch für bessere Akustik, weil dort an den Weinprobierständen viel gefachsimpelt wurde. „Die meisten wollen wissen, was 'unfiltriert' bedeutet und wie unser neuer Spätburgunder ‚Pulsahr’ zu seinem Namen kam“, erklärte er. Neben einer Blindverkostung hatte er einen Riechparcours aufgebaut, bei dem viele Nasen Butter- , Limetten- oder Kakaoaromen in schwarzen Gläsern identifizierten. „Jetzt hab’ ich die Nase voll im allerbesten Sinne und freu’ mich, auch mein Weinglas gefüllt zu bekommen“, freute sich seine Besucherin.

Weißwein-Freund Christian Bräutigam aus Bonn schmeckte auch der Rotwein im Glas, und er plante schon, im nächsten Jahr nicht nur mit seiner Freundin, sondern auch noch weiteren Freunden wiederzukommen. Wie für einen Freundeskreis von sechs Wipperfürthern war er „Neuling“ beim Aktionstag und Rech für ihn die siebte Station an diesem Tag, „und vielleicht schaffen wir acht oder neun“. Damit lagen sie im guten Durchschnitt der Besucher, die auch mal zu Fuß von einer Station zur nächsten gingen.

Rund 60 Prozent der Gäste seien überregional, und „ohne Probleme hätten wir wohl auch 3000 Tickets für den Tag der offenen Weinkeller verkaufen können“, erklärten Oliver Piel und Ina Josten als Organisatoren vom Ahrtal-Tourismus und Verein Ahrwein. Allerdings sei mit insgesamt 1700 Teilnehmern die Kapazitätsgrenze der eingesetzten Shuttlebusse erreicht und mit durchschnittlich 700 bis 900 Besuchern pro Betrieb an diesem Tag auch die Kapazitätsgrenze gerade der kleineren Betriebe. Weil die Nachfrage aber ungebrochen ist und es diesmal noch eine Warteliste mit mehreren hundert Interessenten gab, werde für das kommende Jahr der Vorverkaufsmodus überdacht: „Wir denken da an die Verlosung der Probenpässe oder an eine Limitierung von maximal vier Karten pro Person.“ Aber noch sei nichts entschieden.

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