Ferienregion Romantischer Rhein Im Rheintal fehlen rund 3000 Hotelbetten

KREIS AHRWEILER · In der Ferienregion Romantischer Rhein werden in den kommenden zehn Jahren 3000 neue Hotelbetten benötigt. Für leichte Entlastung sorgen kann da ein Hotelprojekt in der Remagener Innenstadt.

 Die Arbeiten laufen auf Hochtouren: In der Remagener Innenstadt wird zurzeit ein Hotel gebaut.

Die Arbeiten laufen auf Hochtouren: In der Remagener Innenstadt wird zurzeit ein Hotel gebaut.

Foto: Martin Gausmann

In den kommenden zehn Jahren werden rund 3000 neue Hotelbetten – 1500 Doppelzimmer – in der Ferienregion Romantischer Rhein benötigt. Das geht aus einer Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz hervor. In Remagen wird derzeit gerade ein Innenstadthotel gebaut, das für leichte Entlastung sorgen kann. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren.

Ob indes das an den Brückenpfeilern geplante Hotel „The Bridge“ jemals realisiert wird, steht in den Sternen. 121 Zimmer, Konferenzräume und zwei Restaurants in der Nähe der Überreste der Ludendorffbrücke auf einem 1,6 Hektar großen Gelände sind zumindest auf dem Reißbrett entstanden. 40 Millionen Euro sollen angeblich investiert werden, das Opening war für 2019 vorgesehen. Ein Bagger wurde bislang allerdings noch nicht gesichtet.

In der konkreten Planungsphase hingegen befindet sich der Neubau eines 5-Sterne-Hotels auf dem Gelände der ehemaligen französischen Residenz in Schloss Ernich, so Wirtschaftsförderer Marc Bors. In Sinzig wartet man seit langem vergeblich auf einen Hotel-Investor mit einem konkreten Plan in der Tasche. Gerne sähe es die Stadt, wenn sich ein Beherbergungsbetrieb ansiedeln würde. Das Interesse scheint gleich null zu sein.

Besser sieht es in Bad Breisig aus. Knapp 33 000 Gäste sorgten 2016 Jahr für rund 79 000 Übernachtungen in der Quellenstadt. Die durchschnittliche Verweildauer der Gäste lag bei 2,4 Tagen. Im Vergleich zu den Übernachtungszahlen des Jahres 2015 weist die Statistik gar einen Touristenzuwachs von 1,6 Prozent auf, bei den Übernachtungen von fast einem Prozent.

Bedarf bei Beherbergungssegmenten

„Die Studie verdeutlicht das große noch zu erschließende Potenzial innerhalb der Ferienregion. International agierende Hotelketten haben bislang jedoch häufig nur detaillierte Marktanalysen für die Top-Standorte und Metropolen vorliegen. Die Kommunen im Rheintal haben mit ihren Ansiedlungsvorhaben dann Erfolg, wenn sie den Informationsbedürfnissen der Projektentwickler, Investoren und Betreiber umfassend Rechnung tragen“, so Rainer Zeimentz, Vorstand der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz. Christian Dübner, Referent für Tourismus bei der IHK Koblenz, ergänzte: „Die Attraktivität einer Hotelansiedlung wird erhöht, wenn sie Teil eines weitreichenden Infrastrukturprojektes ist. Im Mittelrheintal ist ein solches Ereignis klar die Bundesgartenschau. Sie suggeriert Dynamik und eine zunehmende Bedeutung des Standorts.“

Die Analyse zeigt einen dringlichen Bedarf in mehreren Beherbergungssegmenten. Gerade aufgrund einer oftmals unklaren Betriebsnachfolge und häufig zu kleinen Einheiten, die sich betriebswirtschaftlich kaum noch rentabel betreiben lassen, sind die Bettenkapazitäten im Mittelrheintal rückläufig. Insbesondere im hochwertigen 4-Sterne-Segment kann die Destination noch weitere Betten vertragen, so die IHK. Diese Ergebnisse decken sich mit den Einschätzungen der regionalen Akteure, die ebenfalls in diesem Segment Handlungsbedarf identifizieren – und teilweise bereits aktiv geworden sind: In den Städten Koblenz und Andernach beispielsweise hat sich das Beherbergungsangebot in den vergangenen Jahren durch Modernisierungen, Investitionen sowie durch Hoteleröffnungen positiv entwickelt. Innerhalb der Ferienregion existieren vielerorts konkrete Planungen, weitere Hotelneubauprojekte zu realisieren.

„Derzeit befinden sich rund 1200 Betten oder 600 Doppelzimmer in der Planung, bei denen auch Begrifflichkeiten wie Lifestyle, Budget, Design, Wellness und Business eine gewichtige Rolle spielen. Das ist ein entscheidender Schritt in die Zukunft“, kommentiert Dübner die Studienergebnisse. Ein deutliches Defizit bestehe in der häufig nicht klaren Positionierung der Betriebe am Markt. Rund 70 Betriebe, so der IHK-Experte, agierten derzeit ohne eindeutige Marksegmentierung, wodurch regionale Wertschöpfung verloren gehe. „Kreativität und außergewöhnliche Konzepte mit klarer Positionierung sind gefragt, mit denen auch temporäre Engpässe abgefedert werden können.

Andere Regionen machen vor, wie beispielsweise Hotels aus Überseecontainern entstehen oder Übernachtungserlebnisse mit den ‚Cloefhängern‘ an der Saarschleife geschaffen werden“, unterstreicht Zeimentz. Dübner nennt weitere aktuelle Entwicklungen im Beherbergungssektor: „Auch die Schlafstrandkörbe oder der Schlaf Cube sind ergänzende und spektakuläre Übernachtungsmöglichkeiten, die gleichzeitig ein ganz besonderes Erlebnis bieten. Neben Neuentwicklungen sind das Möglichkeiten für Bestandsbetriebe, ihr Angebotsspektrum zu erweitern.“

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