Forstwirtschaft im Kreis Ahrweiler Holz aus den Ahrwäldern für China

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Die Borkenkäferplage macht dem Forst zu schaffen. Das anfallende Schadholz übersteigt auch im Kreis Ahrweiler die Aufnahmekapazität der Sägewerke. Dennoch bringen die Bäume Einnahmen.

 Ein Harvester bei der Holzernte im Wald. Der Forst ist das nachwachsende Kapital der Kommunen.

Ein Harvester bei der Holzernte im Wald. Der Forst ist das nachwachsende Kapital der Kommunen.

Foto: dpa

Die Januar-Stürme „Friederike“ und „Burglind“ haben in den Wäldern von Rheinland-Pfalz 400.000 Festmeter Nadelholz geworfen. „Damit konnte die Forstwirtschaft leben“, erklärte Bolko Haase vom Forstamt Ahrweiler im Landschaftspflegeausschuss der Kreisstadt unter Vorsitz des Ersten Beigeordneten Detlev Koch. Die Menge habe ohne größere Preiseinbußen durch bestehende Verträge vermarktet werden können.

Doch dann kam der trockene Sommer. Dieser habe zu einer explosionsartigen Vermehrung der Borkenkäfer geführt. Konsequenz: Das anfallende Schadholz auch im Kreis Ahrweiler übersteigt die Aufnahmekapazität der Sägewerke. Das Überangebot auf dem Markt hat bei Fichten, die gesund rund 75 Euro pro Festmeter bringen, als Käferholz den Preis auf unter 50 Euro gedrückt. „Das bei einem Aufwand von 25 bis 28 Euro pro Festmeter“, sagte Haase dem für den Forst zuständigen Gremium der Kreisstadt.

Deshalb richten die Forstleute ihren Blick ganz weit nach Osten. Haase: „Die Chinesen haben fast ihr Land gerodet, ohne auf Neuanpflanzungen zu achten.“ So liefen von der zentralen Holzverkaufsstelle des Landes in Neustadt/Weinstraße aktuell Verhandlungen für einen Export nach China. Erstens, um den Preis nicht weiter verfallen zu lassen und zweitens, um den mitteleuropäischen Markt zu entlasten.

Geringe Verfügbarkeit hochwertigen Stammmaterials

Eine Prognose über den weiteren Preisverlauf will Haase nicht geben, denn „über den Winter wird noch jede Menge Käferholz den Markt überfluten.“ Das führe wahrscheinlich dazu, dass der Preis für Industrieholz für Spanplatten weiter sinken werde. Auch rechnet der Experte damit, dass im Jahr 2019 „mindestens noch einmal so viel Käferholz anfallen wird“.

Ganz anders sieht es bei den Laubbäumen aus. „Der Nachfrageboom nach stärkerem Eichenstammholz in der beginnenden Verkaufssaison 2918/19 hält weiter an“, erklärt Haase. Ursächlich sei die geringe Verfügbarkeit hochwertigen Stammmaterials für die Herstellung von Innenausstattungen – Paneele, Parkett, Möbel. Eiche bleibe nach Einschätzung von Experten weiterhin die Trendholzart schlechthin. Der beliebte Landhausstil lässt grüßen. Denn als Fußboden (Parkett oder Landhausdiele) hat Eiche im Verkauf einen Marktanteil von 80 Prozent – Tendenz steigend. Und nicht nur die Ahrwinzer, sondern vor allem die Franzosen hätten eine große Nachfrage nach Fassdauben aus Eiche.

Schlechte Seiten, gute Seiten. Die beste Seite hatte Stadtförster Guido Ebach für den Ausschuss parat. „Der Forst der Kreisstadt schreibt schwarze Zahlen und das seit vielen Jahren.“ Knapp 34 000 Euro wurden pro Jahr als Überschuss verzeichnet und finden sich auch im Haushaltsansatz für 2019 wieder. 473.000 Euro an Erträgen stehen für den Haushalt 2019 rund 439 000 Euro an Ausgaben entgegen. Ausgaben entfallen auf Personal (177.000 Euro ohne Nebenkosten), Unternehmereinsatz (104.000 Euro) bis zur Pflege von Wegen und Plätzen (40.000 Euro) und der Herstellung der auch für kleinere Heizungsanlagen stark nachgefragten Hackschnitzel (7500 Euro).

244 000 Festmeter Holz

Dennoch muss die Kreisstadt ab dem 1. Januar in der Holzvermarktung neue Wege gehen. Denn aus kartellrechtlichen Gründen ist die bisher geübte Praxis der zentralen landesweiten Holzvermarktung durch Landesforsten Rheinland-Pfalz nicht mehr möglich. Daher haben sich 21 Kommunen von Remagen bis Prüm zur Holzvermarktungsgesellschaft Eifel mit Sitz in Hillesheim zusammengeschlossen. Diese wird in einer siebenjährigen Aufbauphase vom Land gefördert, soll sich danach alleine tragen.

Soll heißen: In Hillesheim werden die jährlich im Bereich Eifel zu erntenden 244.000 Festmeter Holz gemeinsam vermarktet. Das kostet die Kommunen 2,50 Euro pro Festmeter an sogenanntem Vermarktungsentgelt. Im Fall von Bad Neuenahr-Ahrweiler wären das etwa 12.000 Euro, die im Forstwirtschaftsplan 2019 bereits vorgesehen sind. Der Rest des Erlöses fließt in den Stadtsäckel. Und in diesen kommt auch der Erlös des Brennholzverkaufes, der nach wie vor über den Stadtförster läuft.

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