Neugestaltung in Bad Neuenahr Hitzige Diskussion um die Ahr-Promenaden

BAD NEUENAHR-AHRWEILER · Für Irritationen hatte die von der Landesgartenschau (Laga) GmbH vorgeschlagene Kompletterneuerung der Allee-Bäume in Bad Neuenahr gesorgt. Laga-Geschäftsführer Jörn Kampmann antwortet im GA auf häufig gestellte Fragen.

„Diese Diskussion ist wichtig und aus Sicht der Landesgartenschau gGmbH auch notwendig“, sagt deren Geschäftsführer Jörn Kampmann. „Eine Landesgartenschau hat die Aufgabe, langfristige Impulse für die Entwicklung der ausrichtenden Kommune zu setzen. Sie kann nur dann zum Erfolg werden, wenn die im Zuge der Veranstaltung umzusetzenden Maßnahmen auf eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung treffen und von dieser getragen werden.“

In der Diskussion der vergangenen Wochen sei deutlich geworden, dass die Vorschläge der Laga gGmbH bei zahlreichen Bürgern „zu Irritationen und Unverständnis geführt haben“. Insbesondere sei offenbar der Eindruck entstanden, als sei eine Entscheidung bereits gefallen und die Fällung von Bäumen stünde unmittelbar bevor. Dazu stellt Kampmann klar: „Wir befinden uns bei den Planungen immer noch in der Entwurfsphase. Erst im Anschluss folgt die Genehmigungs- und Ausführungsplanung. Es gibt also immer noch Zeit und Spielraum für Abwägungsprozesse.“ Kampmann greift daher für die Laga gGmbH Fragen aus der öffentlichen Diskussion auf.

Ist eine Entscheidung über die Umgestaltung der Ahr-Promenade im Bereich der Georg-Kreuzberg-Straße und der Lindenstraße bereits gefallen?

Jörn Kampmann: Nein. Die Geschäftsführung der Laga gGmbH hat in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses einen Vorschlag für eine künftige Gestaltung unterbreitet. Dies geschah in dem Bewusstsein, dass die Umsetzung dieses Vorschlages einen erheblichen Eingriff in den Bestand bedeuten würde. Auf diese Weise wurde die Grundlage dafür geschaffen, dass die politischen Gremien, die über eine Umsetzung zu entscheiden haben, ausreichend Raum bekommen, das Für und Wider des Vorschlages abzuwägen. In welcher Form eine Umgestaltung im Bereich der Ahr-Promenade erfolgen wird, entscheidet der Stadtrat nach entsprechender Vorberatung im Fachausschuss.

Aus welchen Gründen wurde von der Laga gGmbH die Fällung von 198 Bäumen in diesem Bereich vorgeschlagen?

Kampmann: Die Baumfällungen wären ein Teil einer Gesamtplanung, die neben einer Ausweitung des Fußgängerbereiches entlang der Promenade, mit der auch genügend Platz zum Aufstellen von Kinderwagen, Rollstühlen und Rollatoren geschaffen würde, die Neupflanzung von 141 Bäumen beinhaltet. Hierbei ist wichtig zu betonen, dass dieser Vorschlag die maximalen Auswirkungen einer Neuanlage in den Vordergrund stellt. Getragen ist der Vorschlag von dem Umstand, dass beiden Allee-Abschnitten gemein ist, dass sie einen hohen Anteil von Bäumen haben, die in ihrem Wuchs stark beeinträchtigt sind.

Soll heißen?

Kampmann: An der Lindenstraße stehen zahlreiche Schwarznuss-Bäume, die standort- und altersbedingt Totholz ausbilden und entsprechend zur Verkehrssicherung regelmäßig zurückgeschnitten werden müssen. Durch verschiedene Faktoren (Umwelteinflüsse, eingeschränkter Wurzelraum, Hundeurin) haben die Bäume dort eine begrenzte Lebenserwartung und können dort nicht so alt werden, wie an einem anderen Standort mit besseren Bedingungen. An der Georg-Kreuzberg-Straße trifft dies in weitem Maße auch auf die dort vorhandenen, grundsätzlich weitgehend gesunden Linden zu.

Wurden da Fehler nach der Erstanlage gemacht?

Kampmann: Hier wurde in den vergangenen Jahrzehnten der Baumbestand durch Nachpflanzung verschiedenster Baumarten verdichtet, ohne dabei auf Pflanzabstände, Wuchshöhen und gegenseitige Verschattung Rücksicht zu nehmen. Dadurch wurde der ursprüngliche Allee-Charakter massiv beeinträchtigt. Im Rahmen der Gartenschau ergäbe sich hier, zusammen mit allen weiteren Umbauarbeiten, die Möglichkeit einer durchgehend neu angelegten Promenade und entspräche damit den Zielsetzungen aus der ursprünglichen Bewerbung und dem Wettbewerb zur Landesgartenschau.

Welche Bäume sollen neu gepflanzt werden und wie groß oder wie hoch werden die neuen Bäume sein?

Kampmann: Für alle Baumpflanzungen im Zuge der Landesgartenschau 2022 gilt, dass Bäume gepflanzt werden sollten, die von ihrem Habitus, also in ihrer Gestalt, an die räumliche Situation angepasst sind, den künftigen, sich ändernden Klimaverhältnissen gerecht werden, dem Standort angepasst sind (Boden, Innenstadtklima, Gewässernähe) und der heimischen Fauna Wohnraum und Nahrung bieten. Welche Baumarten dies genau sein können, wird anhand der genannten Kriterien in Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekten, dem Grünflächenamt, der unteren Naturschutzbehörde, den örtlichen Baumschulen, den Baumsachverständigen und den Naturschutz-Verbänden im Laufe des Jahres festgelegt. Dabei sollen nach Möglichkeit Erkenntnisse über neue Baumarten und -sorten in unseren Breitengraden berücksichtigt werden, die aus der Klimadiskussion herrühren.

Wie sieht der Vorschlag dafür aus?

Kampmann: Im Bereich der Ahr-Promenade sieht der Vorschlag vor, Bäume mit einem Mindeststammumfang von 25 bis 30 Zentimetern nachzupflanzen. Solche Bäume hätten eine Höhe von etwa fünf Metern und eine Breite von drei Metern. Sie wären damit bereits 16 bis 20 Jahre alt. Es wären auch größere Exemplare denkbar, allerdings würden dann eventuell die Pflanzballen zu breit für die vorhandenen Pflanzstreifen. Außerdem wäre das auch eine Frage der Verfügbarkeit und des Budgets. All das wird aber noch im Zuge der Ausführungsplanung geprüft werden.

Werden die Bäume in der Lindenstraße und in der Georg-Kreuzberg-Straße gefällt?

Kampmann: Wie bereits ausgeführt, ist bislang über die Fällung von Bäumen in diesem Bereich nicht entschieden.

Liegen bereits Ergebnisse einer artenschutzrechtlichen Untersuchung vor und sind Baumfällungen danach überhaupt zulässig?

Kampmann: Derzeit liegen uns für Teile des künftigen Gartenschaugeländes Ergebnisse einer artenschutzrechtlichen Untersuchung vor. Allerdings ist eine weitere, umfassendere Untersuchung beauftragt und in Teilen auch schon in Arbeit; sie wird aber noch die gesamte Vegetationsperiode 2019 in Anspruch nehmen. Gemeinsam mit der Zustandsbeschreibung der Bäume und Gehölze im Planungsgebiet sollen daraus im Laufe des Jahres die weiteren Planungen und Maßnahmen entwickelt und in allen Gremien abgestimmt sowie die notwendigen Genehmigungen, soweit erforderlich, eingeholt werden. Frühestens ab Oktober könnte dann mit der Umsetzung in Teilbereichen begonnen werden. Die Arbeiten würden sich aber mindestens über die kommenden zwei Jahre erstrecken.

Werden bei der Entwurfsplanung auch klimawirksame Faktoren wie Schatten und Auswirkungen auf den Feinstaubgehalt der Luft berücksichtig?

Kampmann: Natürlich. Die Wege sollen auch künftig beschattet sein und es wird Neupflanzungen von Bäumen und Sträuchern geben. Es gibt aber eben noch mehr Faktoren zu berücksichtigen, zum Beispiel das Alter, den Pflege- und Gesundheitszustand, die Verkehrssicherheit von Bäumen und vieles mehr. Das städtische Baumkataster erfasst bereits heute annähernd 10 000 Bäume. Bad Neuenahr-Ahrweiler ist heute schon eine grüne Stadt und wird dies auch in Zukunft sein.

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