Vorbereitungen für die Ahrweiler Freiheitswochen Henning Scherf wird Schirmherr der Ahrweiler Freiheitswochen

BAD NEUENAHR · Als leidenschaftlicher Radfahrer wäre er gern werbewirksam nach Bad Neuenahr geradelt. Doch der Bremer Alt-Bürgermeister (78) wurde dann doch mit dem Auto abgeholt zu seiner Vorstellung als Schirmherr der Freiheitswochen 2018.

 Engagieren sich für Freiheit und Toleranz (v.l.): Ghazel Wahisi, Henning Scherf, Wolfgang Grambs.

Engagieren sich für Freiheit und Toleranz (v.l.): Ghazel Wahisi, Henning Scherf, Wolfgang Grambs.

Foto: Martin Gausmann

Schon in seiner Amtszeit als Bremer Bürgermeister pflegte Henning Scherf eine große Bürgernähe. Stets zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs, begrüßte er die Menschen mit „Tach auch, ich bin Ihr Bürgermeister!“. Mit dem E-Bike – immerhin ist er jetzt 78 und dankbar um ein klein wenig Unterstützung beim Treten, wie er sagt – wollte er nun von Cassel („in Kempenich rechts“) nach Bad Neuenahr kommen, um sich vorzustellen mit „Tach auch, ich bin Ihr Schirmherr“.

Die Radtour konnte der Projektleiter der Ahrweiler Freiheitswochen, Wolfgang Grambs, gerade noch abwenden. Er holte den Bremer, der seit Jahren mit seiner Frau Luise gern Ferien in der Eifel macht, mit dem Auto ab. Da stand er nun in der Villa Aurora, der Zwei-Meter-Mann, der mit seiner charismatischen Ausstrahlung und Offenheit die Herzen im Sturm eroberte. Der es aber auch gewohnt ist, seine Worte so eindringlich einzusetzen, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Zuhörer hat.

Gründer einer Senioren-WG

Scherf, der schon 1987 in der Hansestadt eine Senioren-WG gründete, war aus Sicht des Fördervereins Ahrweiler Freiheitswochen geradezu prädestiniert dazu, Schirmherr der dritten Ahrweiler Freiheitswochen vom 8. bis 18. März 2018 zu werden. Motto: „Demografischer Wandel – Miteinander der Generationen“.

„Ich habe sofort zugesagt“, so Scherf, „weil es eine liebenswürdige Initiative ist, die in unsere Zeit passt. Erst recht mit dem emotionalen Zugang durch 'frei' und 'heiter'. Sie passt in unsere Zeit, in der wir mitten in Deutschland Angebote schaffen, durch die wir lernen, friedlich miteinander umzugehen. Wir müssen vermitteln, dass die Menschen, die durch offene Grenzen zu uns kommen, eine Chance, ein Reichtum sind. Die Willkommenskultur ist gut, aber im Alltag gilt es. Ich bin angetan, dass ich hier mitmachen darf.“

Zuvor hatte die zweite Vorsitzende des Vereins, Ghazel Wahisi, die vor Jahren aus Afghanistan geflüchtet war, mit Beisitzer Christian Lindner den Schirmherrn begrüßt: „Wir sind in einem Umbruchprozess, der nicht unproblematisch ist. Trotzdem bin ich überzeugt, dass demografischer Wandel gestaltet werden kann. Daher ist die Jugend für uns bei den Freiheitswochen auch eine wichtige Ansprechgruppe, und die Schülerwettbewerbe sind ein wichtiger Baustein.“

Im Austausch mit den Jüngeren

„So viel Selbstständigkeit und Freiheit, wie wir heute durch die höhere Lebenserwartung haben, gab es noch nie. Der Appell an die Jungen kann doch nicht lauten 'Kümmert Euch um uns', sondern 'Lasst uns Teil der Lösung des demografischen Wandels sein und nicht das Problem'“, appellierte Scherf. Der Hanseat lebt und liebt den Austausch mit der Jugend. Drei Generationen wohnen derzeit in der Bremer WG, darunter eine Mutter aus Nigeria mit kleinen Kindern. „Ich engagiere mich auch in Kitas und Schulen, Kinder nehmen einen kompromisslos an.“

Davon konnte im wahrsten Sinne auch Menino-Chef Stephan Maria Glöckner ein Lied singen. Der „Logo-Man“, Grafiker des Freiheiter-Plakates, unterstützt seit Jahren brasilianische Straßenkinder, war mit ihnen auf Tournee und weiß um die Bedeutung der Begriffe „Freiheit und Toleranz als Kernbegriffe der Liebe“. „Erst recht, wo auf der Welt die Kräfte stärker werden, die Angst davor haben, dass andere frei sind“, so der Musiker und Künstler.

Preisträger soll diesmal eine Frau sein

Laut Projektleiter Grambs ist das Programm der Freiheitswochen noch nicht vollständig. So fehlt zum Beispiel, nach Hans-Dietrich Genscher und Karl Kardinal Lehmann, ein Preisträger – vorzugsweise soll es diesmal eine junge Frau sein. Gesucht werden auch noch Sponsoren und Senioren, die die Workshops des Freiheits-Camps in der Altenahrer Naturschutzherberge unterstützen.

Fest steht: Die feierliche Eröffnung erfolgt am 7. März im Arp Museum, der Abend der Freiheiter findet mit Kabarettist Konrad Beikircher statt. Allerdings ohne den Schirmherren Scherf, der zwar unter der Woche dabei ist, aber aus Rücksicht auf seine Frau, mit der er seit 57 Jahren verheiratet ist, keine Wochenendtermine wahrnimmt. Fest steht auch, dass, wie im Premierenjahr, der General-Anzeiger dabei ist. GA-Chefredakteur Helge Matthiesen moderiert eine Podiumsdiskussion zum Thema „Medienverhalten von Jung und Alt“.

Wurden die Ahrweiler Freiheiter mit dem Zukunftspreis Heimat der Volksbank Rhein Ahr Eifel ausgezeichnet, haben sie nun eine Folgenominierung erhalten: Das Projekt geht ins Rennen um den Deutschen Engagementpreis, der vom Bündnis für Gemeinnützigkeit getragen wird. Eine Jury wählt die Sieger in fünf Kategorien aus, die jeweils 5000 Euro erhalten. Alle anderen nehmen vom 12. September bis zum 20. Oktober an der öffentlichen Wahl für den mit 10 000 Euro dotierten Publikumspreis teil. Mehr Infos im Internetunter www.freiheiter-aw.de

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