Brauchtum in Bad Neuenahr Hans-Werner Helmrich rettete vor 17 Jahren die Bürgergesellschaft

BAD NEUENAHR · Bei der Hemmesser Kirmes wird der Ex-Schultes zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 2002 weckte er die Gesellschaft aus dem Dornröschenschlaf.

 Der Kirmesmann wird durch Hemmessen begleitet.

Der Kirmesmann wird durch Hemmessen begleitet.

Foto: Matin Gausmann

Schultes in Hemmessen werden? Das wollte Hans-Werner Helmrich bestimmt nicht, gehörte er im Jahr 2002 der Bürgergesellschaft doch noch gar nicht so lange an. Aber eines war klar an jenem 11. April: Die Mitgliederversammlung sollte nicht enden, bevor es einen neuen Schultes gibt. Es wurde eine Mammutveranstaltung und Helmrich ließ sich letztendlich beknien, das Amt wenigstens für eine Wahlperiode von zwei Jahren anzunehmen. Er willigte ein und machte sogleich klar: „Aber nur diese beiden Jahre.“ Es sollten 16 Jahre werden. Und hätte es bei ihm keinen gesundheitlichen Knacks gegeben, stünde er auch heute noch an der Spitze der Bürgergesellschaft, die er förmlich aus einem Dornröschenschlaf erweckte.

Beim Kirmesfrühschoppen am Samstag stand Helmrich wieder im Mittelpunkt. Sein Nachfolger Friedrich Mossmann übergab ihm Urkunde und Kulturlant-Gutscheine für sein Hobby und ernannte ihn zum Ehrenvorsitzenden der Bürgergesellschaft Hemmessen. Wolfgang Stenzel, einer der langjährigen Weggefährten des Geehrten, sprach in der Laudatio all das an, was Helmrich in Hemmessen und darüber hinaus bewegt hat: Die Hütte wurde wiederbelebt, das Bürgerfest aus den Miesen gebracht, mit Kirmes, Seniorennachmittagen und Maibaumstellen das Brauchtum aufrecht erhalten.

Jubiläen wie 40 Jahre Bürgergesellschaft, 25 Jahre Hütte oder 900 Jahre Hemmessen wurden gefeiert. Alles unter der Regie von Helmrich und seinem Vorstand. Den hat der leidenschaftliche Scrabble-Spieler nicht vergessen, sein besonderer Dank galt Nachfolger Mossmann, Stenzel und vor allem Elke Hersel, die als seine Stellvertreterin im Hintergrund die Fäden zog. Und nun? Aufs Bürgergesellschafts-Altenteil will der Ehrenvorsitzende nicht, er bot seine weitere Mitarbeit an, weil der Arzt es erlaubte. „Der Akku im Defibrillator hält noch mehr als zehn Jahre“, betonte er schmunzelnd.

Die traditionelle Kirmes begann am Samstagmorgen mit einem Festgottesdienst im „Hemmesser Dom“, der Vorstand gedachte im Anschluss mit der Niederlegung eines Kranzes der verstorbenen Mitglieder. Danach ging es unter musikalischer Begleitung der „Rheintaler“ bei Minustemperaturen einmal quer durch den Ortsteil. Die Schnäpschen an den Altärchen bei Helmrich und der Familie Rieck wärmten, ehe die Gesellschaft ins Hotel „Zum Ahrtal“ einzog. Beim musikalischen Frühschoppen kam die soziale Ader der Hemmessener einmal mehr zum Vorschein, denn Kreisbeigeordneter Friedhelm Münch durfte 1300 Euro für „Nachbar in Not“ entgegennehmen.

Ein Pflichttermin ist der Frühschoppen auch für die Narren der „Neuenahrer Schinnebröder“: Prinz Thomas und der Vorsitzende Rainer Jakobs verteilten Orden. Mit den Hemmessern feierten auch Bürgermeister Guido Orthen, Pastor Peter Dörrenbächer sowie die Vertreter der Bürgergesellschaften aus Wadenheim, Beul, Bachem und der Ahrweiler Niederhut. Für Wirtin Henni Stenzel gab es Blumen und den Dank fürs Ausrichten der Kirmesfeiern.

Am Sonntag ging das Fest weiter, im „Ahrtal“ war ein zünftiges Schlachtfest angesagt. Die Stimmung war prächtig, nur einem sollte das viele Feiern bitter aufstoßen: Dem Kirmesmann, der den Hemmessener das Geld aus der Tasche zog, wurde am Sonntagabend der Prozess gemacht, noch am selben Abend musste er den Flammentod sterben. Auch das hat in dem Ortsteil der Kreisstadt Tradition.

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