Trio Chi la Galliarda Grünes Gras und grimmige Geister

AHRWEILER · Schon der Titel des Konzertes ließ auf Abwechslungsreichtum schließen: "Liebe, Melancholie, Wahnsinn und ein Hauch von Frühling."

 In den Barock entführte das Trio Chi la Galliarda.

In den Barock entführte das Trio Chi la Galliarda.

Foto: Martin Gausmann

Das Trio Chi la Galliarda begeisterte das Liebhaberpublikum in der ehemaligen Synagoge mit einer Mischung aus traditionellen englischen Liedern und rein instrumentellen Passagen.

Bereits zum zweiten Mal haben Sängerin Miriam Deres, Flötistin Irmgard Morschhausen und Gitarrist Johannes Morschhausen den Weg nach Ahrweiler gefunden und präsentierten neue Werke aus ihrem Fundus an Stücken aus der Zeit des Barock, vornehmlich dem 17. Jahrhundert. Wenn man heute von klassischer Musik spricht, dann ist vielen klar: Ein Komponist komponierte eine Melodie, die mit einem Text versehen wurde.

Diese Vorstellung war dem Barock jedoch noch fremd. Gassenhauer wie "John, come kiss me now" konnten auf der gleichen Melodie an einem anderen Ort ganz anders heißen. So ließen sich viele Kompositionen mit gleichem Namen finden, hinter denen sich ganz andere Melodien versteckten und umgekehrt. An diesem Abend kam die Version von Thomas Balshar und David Mell zu Gehör, eine luftig leichte Liebeserklärung mit Schluss-Schmatzer in Richtung des Publikums.

Kompositorisch fußte das ganze Stück auf einem sogenannten "Ground", einer einfachen Bassmelodie, die von Flöte und Sängerin weitergesponnen wurde. Dies konnte virtuos geschehen wie beim musikalischen Felsenküsten-Panorama "A Division on a Ground" für Gitarre und Flöte von Gottfried Finger oder spartanisch wie bei Henry Purcells Gesangsstück "O Solitude" - passend zum melancholischen Text.

Beliebtes Kompositionsmittel im Barock war ebenfalls der Kanon. Das Trio spielte Purcells "Jack thou ?rt a Toper", eine zünftige Einladung an den geschätzten Zechbruder, gerne auch zur später Nachtstunde noch auf ein Glas oder mehr vorbeizukommen. Einen Ausflug in die Mythologie unternahmen Musiker und Publikum mit Francis Pilkingtons "Rest, sweet Nymphs", einem Schlaflied des mythischen Meistermusikers Orpheus. Gegenspieler der Nymphen sind die Satyrn, die diese mit aller Gewalt umgarnen wollen. Musikalisch hat dies Robert Johnson porträtiert.

Das Trio verband in seinem Arrangement dieses Stück mit "Where the Bee sucks", einem Stück aus William Shakespeares Sommernachtstraum. So verbanden sich griechische und nordische Mythologie zu einem Naturspektakel mit täuschend echten Käfergeräuschen, die Morschhausen ihrer Flöte entlockte. Auf das grünende Gras einer Frühlingswiese entführte die tänzerische "Chaconne" des Franzosen Jean Baptiste Lully, der trotz seiner Herkunft ein Standard in der englischen Musik des Barock war. Kontrastreich wurde es mit dem Arrangement von Giles Farnabys Rondo "A toye" und dem "Grim King of the Ghosts" aus der Sammlung der Broadside Ballads.

Das Rondo sorgte für den nötigen musikalischen Halt zwischen den Strophen, welche die Geschichte einer verzweifelten Frau erzählten, die sich aus Liebeskummer dem König der Geister hingibt. Melancholisch ging es weiter mit "As I walked forth", ebenfalls von Robert Johnson, das in einer Spätsommerkulisse von einer Frau erzählt, die an gebrochenem Herzen stirbt. Versöhnlich klang das Konzert mit einem Arrangement der beiden Stücke John Playfords "The tuneful Nightingale" und "All in a Garden green" aus.

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