Kommentar zu den Ahrweiler Freiheitswochen Freiheit, die ich meine

Meinung · Manchmal reichen die Nachrichten eines Tages, damit es einem Angst und Bange um diese Welt wird.

 Auftakt der Ahrweiler Freiheitswochen in der Dokumentationsstätte Regierungsbunker.

Auftakt der Ahrweiler Freiheitswochen in der Dokumentationsstätte Regierungsbunker.

Foto: Martin Gausmann

In Zeiten, in denen in Istanbul die Polizei die Redaktion einer regierungskritischen Zeitung stürmt, Putin mit den Säbeln rasselt, Trump von Bombardements spricht, Millionen Flüchtlinge sich auf den Weg in eine vermeintlich bessere Zukunft machen und Kinder sorgenvoll fragen „Gibt es hier bald einen Krieg?“, wirkt der Frieden der vergangenen 71 Jahre zerbrechlicher denn je. Als im Kopf von Ahrtal-Cheftouristiker Andreas Wittpohl schon vor Jahren die Idee einer Ahrweiler Freiheitswoche heranwuchs, deren Grundstein mit der Gründung eines Fördervereins am 70. Gedenktag der Befreiung gelegt wurde, wusste auch er nicht, dass die Thematik ob der Gefahr eines neuen Kalten Krieges so heiß sein wird.

Die ersten Ahrweiler Freiheitswochen mit vielen Ansätzen sind vorüber, mit mehr als 20 mehr oder weniger gut besuchten Veranstaltungen hat der Verein versucht, „Frieden und Freiheit“ ins Bewusstseins der Bürger – insbesondere auch Jugendlicher - gerückt. Klar zu machen, dass beides so wichtig ist wie Humanität und Hoffnung. Daher war es keine Ambivalenz, den Bunker als einstiges Bollwerk gegen einen atomaren Schlag bei der Eröffnung am Freitag zum Ort der Begegnung zu machen, dort den symbolträchtigen Gingko-Baum zu pflanzen und Stephan Maria Glöckners Lied „Macht Spiele, aber macht keine Machtspiele“ zu lauschen.

Klar, dass jetzt wieder die Kritiker anrücken. Die einen nennen die Freiheitswochen schier „Mumpitz“, die, die lieber ein guter Schlechtmensch als ein schlechter Gutmensch sind, finden „das braucht hier keiner“. Es gibt Unschlüssige, und solche, die mit dem Thema rein gar nichts anfangen können. Die, die fragen „Wer soll nach Hans-Dietrich Genscher denn noch kommen?“, die behaupten „Das zieht keine Touristen ins Tal“ oder die, denen das Wochenende zu vollgepackt war.

Wie immer lässt sich nach einer Premiere trefflich streiten. Auch darüber, ob die Freiheitswochen jährlich angelegt sein müssen und sie überhaupt eine Zukunft haben. Eines steht aber fest: Sie haben eine Chance verdient, denn mit jeder Begegnung, jedem Dialog, jeder Diskussion, die am Wochenende stattfand, wurde das Bewusstsein geschärft, dass Frieden und Freiheit nicht selbstverständlich sind.

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