Historisches Weinfest Heimersheim wird zum mittelalterlichen Dorf

HEIMERSHEIM · Der Weinort Heimersheim am Fuße der Landskrone tauchte am Wochenende wieder in die Welt des Mittelalters ein. Der Wagen der neuen Heimersheimer Weinkönigin bildete den umjubelten Schlusspunkt des Festzuges.

Der verlockende Klang von Sackpfeifen, Schalmeien, Lauten, Fideln und Schlagwerk wies den Besuchern den Weg in den Ortskern von Heimersheim, wo von Freitag bis Sonntag die 22. Auflage des Historischen Weinfestes tobte. Und wer den Wegezoll entrichtet hatte, um eines der vier Einfallstore nach Heimersheim passieren zu können, war mittendrin im mittelalterlichen Getümmel.

In den Gassen herrschte geschäftiges Treiben. Ritter, Recken, Knappen, Gaukler, Mägde, Vagabunden und Edelleute schlenderten durch die Gassen. Und Krämer, Schmiede, Bogner, Mollenhauer, Wippdrechsler und Specksteinkünstler boten ihre Waren feil. Und mit seinem flottem Mundwerk animierte der „Mäusemann“ Walter Rath Kinder und Erwachsene, einen Taler auf eine seiner Wüstenrennmäuse „Eppi von Käseburg“ und „Brunhilde die Wilde“ zu setzen.

Kutschen für die Majestäten

Donnernde Trommeln und Trompetenfanfaren kündigten am Samstag auch die Fahnenschwenker und Trommler der KG Landsknechte Wesseling an, die dem Festzug den Weg durch die Straßen und Gassen bahnten. Ihnen folgten 22 Gruppen. Darunter drei Kutschen, die ausschließlich den Weinregentinnen vorbehalten blieben. So hatte etwa die Ahrweinkönigin Irena Schmitz mit den amtierenden Majestäten aus Walporzheim und Altenahr in einem der Gespanne Platz genommen. Mit ordentlich „Handgeklapper“ begrüßten die Besucher auch Verena Prior, die am Vorabend ihre Krone an die neue Heimersheimer Weinkönigin Franziska I. weitergegeben hatte. Neben dem Kutscher saß Patricia Füllmann. Die Mutter der neuen Weinkönigin Franziska I. trug vor 25 Jahren selbst die Krone. Sie alle bildeten die Vorhut für ihre Tochter, die am Freitagabend feierlich inthronisiert worden war (der GA berichtete).

Dazu zählten auch die Marktfrauen der Heimersheimer Möhnen, die vitaminreiche Äpfel verteilten. Mit einer stattlichen „Boureschar“ war der Heimat- und Bürgerverein Bad Bodendorf dabei. Die Kellerkinder verkörperten Personen aus Märchen und Sagen aus dem Ahrtal. An der Spitze der Heimersheimer Schützen marschierte der amtierende Schützenkönig Rainer Gerhartz. Die Ehlinger Junggesellinnen präsentierten ihren Hahnenkönig André Drever. Mit Prinz Manuel I. (Busa) waren die Närrischen Landskroner am Start. Und mit einem stattlichen Glockenturm hatte sich der Tischtennisverein Ehlingen in den Zug gereiht. Als die Minnesänger der Cäcilienchöre den Markt passierten, animierten die Kommentatoren Herbert Möhren und Herold Malonius, Georg „Schorsch“ Busser, den „tiefsten Bass des Ahrtals“ ertönen zu lassen. Der ließ sich nicht zweimal bitten und stimmte die „Heimersheimer Nationale“ an. Immer wieder streckten die Zuschauer am Straßenrand den Zugteilnehmern ihre tönernen Becher entgegen, die sodann bereitwillig mit einem guten Tropfen aufgefüllt wurden.

Leibgarde mit Langspießen

Zwischendrin sorgten die Fanfarencorps aus Wassenach und Spay für die musikalische Begleitung. Mit Bällen, Keulen und Diabolos zauberten die Spielleut von „Dopo Domani“, während die Musiker von „Spectaculatius“ mit Drehleier, Sackpfeife, Gitarre und Trommel die Stimmung anfachten. Seine Jonglierkünste demonstrierte Kasper, der Gaukler. Die Gruppe „Saltamus Gaudia“ schwenkte Bänder und glitzernde Tücher, und zu den Trommeltönen von „Samamack“ ließen die Bauchtänzerinnen von „Baghira“ Arme und Hüften kreisen. Ein Raunen ging durch die Menge, als die Falknerei Anderswelt mit ihren Eulen und „Einhornhunden“ an ihr vorbeizog.

Dann aber war es so weit: Als Leibgarde ihrer Majestät präsentierten die Söldner von „De Milites Sentiacum“ Langspieße und Hellebarden. Mit Helm, Brustpanzer und Panzerhandschuhen waren die furchteinflößenden Recken bestens gerüstet, um der Majestät Schutz zu bieten.

Lichterzug zum Abschluss

Die Weinkönigin Franziska I. Füllmann genoss es sichtlich, die Huldigungen des Volkes entgegennehmen zu dürfen. Fröhlich lächelnd winkte sie von ihrer rollenden Burg und verteilte unermüdlich Strüsjer, Autogrammkarten und Handküsse an die jubelnde Menge.

Am Sonntagmorgen läuteten die Kirchenglocken zum feierlichen Gottesdienst, an dem auch die Königin und Gefolge in historischen Gewändern teilnahm. Am Abend bildete zu Ehren der Weinkönigin ein Lichterzug Spalier, durch das die Regentin zum Feuerspectaculum auf der Marktbühne schritt. Es war der berauschende Abschluss eines gelungenen Wochenendes.

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