Chancen für Handwerkernachwuchs Fleischer-Innung im Kreis Ahrweiler lernt über Digitalisierung

Bad Neuenahr · In der Jahreshauptversammlung der Fleischer-Innung des Kreises Ahrweiler wurden die Teilnehmer mit dem Thema "Digitalisierung" konfrontiert. Referent Christoph Krause erläuterte wie der Handwerkernachwuchs den Sprung in die digitale Welt schafft.

 Auszeichnung bei der Fleischer-Innung (v.l.): Der neue Ehrenmeister Klaus Schuldt, Obermeisterin Dagmar Groß-Maur und Alexander Zeitler.

Auszeichnung bei der Fleischer-Innung (v.l.): Der neue Ehrenmeister Klaus Schuldt, Obermeisterin Dagmar Groß-Maur und Alexander Zeitler.

Foto: Martin Gausmann

Das Lebensmittel-Handwerk steht unter Druck. Davon sind die Fleischer nicht ausgenommen. Jedes Jahr verschwinden bundesweit 350 Metzgereien für immer, also fast eine täglich. Der Trend setzt sich fort, mit einer Halbierung der bestehenden Betriebe ist in den nächsten Jahren zu rechnen. Die Konkurrenz der Supermärkte wird erdrückend. Da heißt es, neue Wege zu gehen, ohne bestehende Wege aufzugeben. Qualität, Einzigartigkeit und Regionalität, die Geschichte hinter der Wurst oder dem Stück Fleisch in den Vordergrund stellen, das kann eine Möglichkeit für ein zweites Standbein sein. Helfen kann die Digitalisierung, aber die ist für viele Fleischermeister ein Buch mit sieben Siegeln.

In der Jahreshauptversammlung der Innung des Kreises Ahrweiler im Hotel Krupp in Bad Neuenahr wurden die Teilnehmer nun mit dem Thema konfrontiert, und zwar frontal. Christoph Krause machte den Vertretern der Betriebe klar, was sie erwartet, wenn sie es denn wollen. Zum Überleben der Betriebe gebe es keine Alternative, verdeutlichte der Referent. Da waren Vokabeln zu hören, die manche einer der Teilnehmer zum ersten Mal vernahm.

Krause eilte im Sauseschritt durch die vielen Dinge und Möglichkeiten, die mit der Digitalisierung einhergehen. Anschaulich erläuterte er die Vielfalt der Ideen, mit denen oftmals junger Handwerkernachwuchs den Sprung in die Möglichkeiten der Digitalisierung schaffte. Online einkaufen, vielleicht per Videokonferenz, die Möglichkeiten der sozialen Medien nutzen, neue Wege probieren, bis hin zur beschrifteten Wurst aus dem 3-D-Drucker. Beispiele, wie es gehen kann, gibt es genug. Nicht nur in Berlin, München oder Hamburg.

So pilgern Steakfans aus ganz Europa in das beschauliche hessische Städtchen Schlüchtern, nicht viel größer als Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dort ließ der innovative Dirk Ludwig die „Fleischerlebniszentrale“ entstehen. Eine neue Idee für Freunde des Fleischgenusses, täglich ausgebucht. Was man in jedem einzelnen der Betriebe machen kann, erzählt Krause willigen Fleischern gerne vor Ort. Sein Vortrag regte zu einer großen Diskussion an. „Wir haben früher an den Türen geklingelt und die Bestellungen abgefragt“, erinnerte sich Heinz Ropertz. Online passiert nichts anderes, nur passiert es anders.

Natürlich standen auf der Agenda der Jahreshauptversammlung auch die zu erledigenden Regularien. Obermeisterin Dagmar Groß-Maur und Geschäftsführer Alexander Zeitler nutzten die Veranstaltung, um Klaus Schuld die Auszeichnung zum Ehrenmeister zu verleihen. Schuld hatte vor einem halben Jahrhundert die Meisterprüfung bestanden.

Derweil blickte die Obermeisterin auf das Geschäftsjahr zurück. Dabei sprach sie die Idee der Berufsschule Neuwied zu zweiwöchigem Blockunterricht und Unterricht an Hochfrequenztagen an. Von diesen Ideen konnte man die Schule abbringen. Hygieneschulung, Lossprechung, Wettbewerb der regionalen Produkte oder der Fleischerverbandstag in Potsdam standen an, bei letzterem wurde die Fleischer-Nationalmannschaft vorgestellt. Nachwuchswerbung und Öffentlichkeitsarbeit gehören zu ihren Aufgaben.

Zeitler trug den Kassenbericht, der ein Minus von rund 500 Euro darstellte, vor. Nach dem positiven Fazit der Kassenprüfer wurde der Vorstand einstimmig entlastet, dem Haushalt mit einem Volumen von rund 15 000 Euro stimmte die Versammlung einstimmig zu. Zustimmung gab es auch zur Idee, Zwischen- und Gesellenprüfung künftig zusammenzulegen. Die geringe Menge der Auszubildenden macht diese Maßnahme mit Einsparpotenzial möglich. Dennoch müssen die Betriebe künftig etwas tiefer in die Tasche greifen, um Innungen und Verbände zu finanzieren.

An der Wichtigkeit der Gremien für die Durchsetzung der Interessen der Fleischerbetriebe gab es aber keinen Zweifel.

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